Schweiz: Schweizer Regierung möchte Botschaft beim Heiligen Stuhl
Ziel sei es, das Potenzial der bilateralen Zusammenarbeit in den außenpolitischen Schwerpunktbereichen der Schweiz besser zu nutzen, teilte das Außenministerium mit. Die Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl soll demnach auch für die diplomatischen Beziehungen zu Malta und San Marino zuständig sein. In einem nächsten Schritt würden nun im Parlament die außenpolitischen Kommissionen von National- und Ständerat konsultiert, hieß es. Die Schweizer Bischöfe äußerten sich über den Vorstoß auf Anfrage zunächst nicht. SBK-Sprecherin Encarnación Berger-Lobato wies auf Anfrage darauf hin, dass das Dossier zur Botschaft im Vatikan nicht bei den Bischöfen liege, sondern beim Apostolischen Nuntius in Bern. Dies ist derzeit der deutsche Vatikandiplomat Erzbischof Martin Krebs.
Für und wider Botschaft am Vatikan
Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) begrüßte durch ihren Generalsekretär Daniel Kosch in einer ersten Stellungnahme die geplante Einrichtung einer Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl, forderte aber auch eine intensivierte Beziehungspflege des Bundes zu den anerkannten Kirchen in der Schweiz, somit auch zur evangelisch-reformierten Kirche. Eine Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl „hätte den Vorteil, dass es dort einen diplomatischen Vertreter unseres Landes gäbe, der die Eigenheiten des schweizerischen Religionsverfassungsrechts und dessen Auswirkungen auf die katholische Kirche kompetent erklärt und seine Vorzüge aufzeigt“, sagte RKZ-Präsidentin Renata Asal-Steger dem Portal kath.ch.
Die Schweiz verfügt bisher über keine Vatikanbotschaft, wird seit 1991 aber über Schweizer Botschafter, die ihren Sitz als Diplomaten in anderen europäischen Staaten haben, beim Vatikan vertreten. Seit 2014 ist etwa der in Slowenien akkreditierte Botschafter Berns auch für die diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl zuständig. Der Vatikan hingegen hat seit 1586 in Form einer Nuntiatur eine diplomatische Vertretung in der Schweiz, mit einer Unterbrechung zwischen 1873 und 1920. Die Hintergründe der asymmetrischen diplomatischen Beziehungen fußen in der Geschichte. Nach wie vor gibt es aber konfessionelle Vorbehalte einiger protestantisch dominierter Kantone gegenüber einer Änderung.
Kritik an der diplomatischen Entscheidung äußerte unter anderen die Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), Rita Famos. Sie fordert eine Gleichbehandlung der Kirchen durch den Bundesrat. Wenn es zur Gründung einer Botschaft im Vatikan komme, sollten auch die Beziehungen des Bundesrates zur Evangelisch-reformierten Kirche amtlich gemacht werden, so Famos.
Ausgezeichnete diplomatische Beziehungen
Generell werden die diplomatischen Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Heiligen Stuhl von beiden Seiten als ausgezeichnet gelobt. Von 6. bis 8. November wird der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in der Schweiz erwartet. Er holt einen Besuch nach, der im vergangenen Jahr pandemiebedingt verschoben worden war. Anlass ist das 100-Jahr-Jubiläum der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Eidgenossenschaft.
(kath.ch/vatican news - cs)
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