Österreich: Gedenken an Terroropfer von Wien
An der Gedenkfeier nahmen unter anderem Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Alexander Schallenberg und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka teil. Die Kirchen wurden an erster Stelle von Kardinal Christoph Schönborn repräsentiert. Neben dem Wiener Erzbischof nahmen vonseiten der Kirchen u.a. der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der evangelische Bischof Michael Chalupka teil.
Fassungslos stehe man vor dem Phänomen des Terrors, der sich immer wieder in verschiedenen Varianten manifestiere, sagte Kardinal Schönborn. „Der Glaube, dass Gewalt die Lösung ist und das Heil durch Gewalt bewirkt wird, diese Saat wird immer wieder gesät und geht auch auf.“ Doch das Gegenbild, der Geist der Gemeinschaft, sei letztlich stärker, zeigte sich der Kardinal überzeugt: Menschlichkeit, Mut, Anteilnahme und Mitgefühl.
All dies habe sich in der Terrornacht auf vielfältige Weise gezeigt. „Das ist die Seite von Österreich, von den Menschen in diesem Land und darüber hinaus, auf die wir schauen müssen und dürfen. Und das gibt Mut und Zuversicht.“ Als ein starkes Zeichen der Anteilnahme erinnerte der Kardinal an das Lichtermeer bei den Todesorten in der Wiener Innenstadt.
In der Ruprechtskirche standen auf dem Altar vier Kerzen im Gedenken an die Todesopfer. Nach einer kurzen Schweigeminute schloss der Kardinal das Gedenken mit einem Gebet des hl. Franziskus.
Anteilnahme mit Betroffenen
Zuvor bekundeten auch Bundespräsident Van der Bellen, Kanzler Schallenberg und Nationalratspräsident Sobotka ihre Anteilnahme mit den Opfern bzw. deren Angehörigen, ihren Dank für all jene, die in der Terrornacht Mut und Menschlichkeit bewiesen hätten. Sie würdigte einmal mehr die Einsatzkräfte von Polizei und Rettung aber auch die mutigen Passanten mit Zivilcourage und die vielen Wienerinnen und Wiener, die in dieser Nacht den in der Innenstadt gestrandeten Passanten halfen.
Die Staatsspitzen riefen zugleich dazu auf, dem Terror keine Chance zu geben. Österreich müsse geeint dagegen auftreten und die eigenen demokratischen Fundamente verteidigen.
Es gebe keine angemessenen Worte angesichts des Geschehenen, sagte Van der Bellen in Richtung der Angehörigen der Opfer. Er bitte diese, sein persönliches Mitgefühl und jenes der Republik anzunehmen. Man werde das Andenken an die Opfer bewahren. Der Bundespräsident sprach dabei die vier Vornamen der Opfer aus. In Richtung der Sympathisanten des Täters sagte der Präsident: „Niemand kann sich hinter einer Ideologie verstecken. Am Ende bleibt es ein kalter Mord und Sie werden dafür zur Verantwortung gezogen.“
Anschlag gegen Leben und Gott
Nationalratspräsident Sobotka erinnerte an die zahlreichen physisch und psychisch Verletzten der Terrornacht, die zum Teil bis heute an den Folgen leiden würden. Er sprach zudem von einem „Anschlag gegen das Leben und gegen Gott“ bzw. von einem Missbrauch von Religion. In die gleiche Kerbe schlug auch Bundeskanzler Schallenberg. Alle, die Hass und Zwietracht säen oder Extremismus verbreiten, werde die volle Härte des Gesetzes treffen.
Den Terroristen werde es nicht gelingen, die Grundlagen der freien demokratischen Gesellschaft in Österreich zu unterminieren, so Schallenberg. Er warnte in diesem Zusammenhang auch davor, aufgrund der Taten einiger weniger ganze Gruppen oder gar Religionsgemeinschaften auszuschließen oder an den Pranger zu stellen.
Bei dem Anschlag in der Wiener Innenstadt am Abend des 2. November 2020 kamen vier Passanten ums Leben, mehr als 20 Personen wurden teils schwer verletzt. Der Attentäter wurde nach wenigen Minuten von der Polizei gestellt und am Ruprechtsplatz erschossen. Bereits tags darauf fand auf Initiative von Kardinal Schönborn im Wiener Stephansdom ein Gedenk- und Trauergottesdienst mit führenden Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie der Staatsspitze statt.
(kap – sk)
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