Ordenstag Österreich: Ordensleben ist Kompass für Synode
„Wir Ordensgemeinschaften werden die Form unseres Unterwegsseins in den Prozess einbringen. Denn unsere Orientierung am Evangelium und die Gemeinsamkeit bildet nicht nur für uns selbst den Kompass des vielfältigen Handelns, sondern kann auch zum Kompass für andere werden", sagte die Ordensfrau, Musikwissenschaftlerin und Buchautorin.
Beteiligung aller richtiger Weg
In ihrem Konvent sei es heute „selbstverständlich, dass alle wichtigen Belange gemeinsam besprochen und entschieden werden", berichtete Kohlhaas. Dass kirchliche Gesprächspartner überrascht darüber seien, dass es im Kloster kaum ein „Hierarchieproblem" gibt, erstaune sie selbst. „Unsere Entscheidungen sind oft basisdemokratisch. Es wird so lange geredet, bis eine Lösung gefunden wird." So wie diese „Konsenskultur" gelebt werde, stelle sie sich auch Synodalität vor. Diese umzusetzen, werde bei vielen anstehenden Problemen und „Machtstrukturen" der Kirche wohl zu einem herausfordernden „Ringen" werden, „doch die Beteiligung aller ist trotzdem der einzige richtige Weg und für die Kirche eine Existenzfrage", betonte die Ordensfrau.
Die Rolle der Frau
Neues Konzept von Klausur
Freilich sei die Synodalität in den kontemplativen Frauenorden noch ein junges Phänomen, räumte die Benediktinerin ein. Erst allmählich würde etwa ein fragwürdiges, noch Mitte des 20. Jahrhunderts von Päpsten eingefordertes Ideal von Klausurorden aufgelöst, „weil es spiritualisierter Gewalt und geistlichem Missbrauch gefährlich nahekommt", so die Autorin des heuer bei Herder erschienenen Buches „Ungehorsam: Eine Zerreißprobe". Die noch bei ihrem eigenen Ordenseintritt im Jahr 1982 eingeforderte „Abtötung" habe neben Sexualität auch das Bedürfnis nach Nähe, Freundschaft und Beziehung verboten, Trost und Privatsphäre seien im Zeichen der Vollkommenheit schlichtweg „für tot erklärt" worden. Als Frauen und auch als Gemeinschaft sei „Verstecktsein" angesagt gewesen.
Altlast Missbrauch
Über den gegenwärtigen Zustand der Kirche zeigte sich Kohlhaas tief besorgt und verglich ihn mit einer „Wanderung im Nebel". Die Altlast des Missbrauchs in allen Formen habe zu einer „Krise großen Ausmaßes" und zum bestimmenden Gefühl von „Lähmung, Ratlosigkeit und Resignation" geführt, wobei die Priorin an ihrem Einsatzort Köln momentan das „Epizentrum des Kirchenbebens im deutschsprachigen Raum" verortete. „Die Schatten, die Irritation und das Misstrauen der Menschen sind derzeit so präsent, dass wir die Botschaft des Glaubens kaum mehr vermitteln können."
Ordensleute mit ihrer „verborgenen Präsenz" - die man durch den eigenen „Exotenstatus" heute gar nicht mehr eigens herstellen müsse - könnten in dieser Situation prophetisch wirken: „Indem sie auch innerlich Abschied nehmen von vergangener Größe und ausgedienten Strukturen, ganz in der Gegenwart leben und neue Aufbrüche wagen. Darin gehen die Orden der Gesamtkirche schon seit Jahrzehnten voraus", so die Priorin.
(kap - sst)
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