Zwei ausgestreckte Hände  Zwei ausgestreckte Hände  

D: Zwei Visionen für das ZdK

Am Freitag und Samstag wählt das „Zentralkomitee der Deutschen Katholiken“ (ZdK), die größte Laienvertretung Deutschlands, auf seiner Vollversammlung einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für den bisherigen Präsidenten Thomas Sternberg. Zwei Kandidaten haben sich beworben. Hier ein Überblick über ihre Standpunkte.

Die beiden Bewerber für das Präsidentenamt sind der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, und die Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands, Irme Stetter-Karp. Ihre unterschiedlichen Stand- und Schwerpunkte haben sie jeweils in Interviews mit dem Portal „katholisch.de“ dargelegt.

Synodaler Weg bleibt im Fokus

Eines steht jedenfalls schon vor der Wahl fest: Der Synodale Weg in Deutschland wird weiterhin eine zentrale Rolle in der Arbeit des ZdK spielen. Beide Kandidaten messen dem Synodalen Weg große Bedeutung bei. Hemel, der selbst Mitglied in der Synodalversammlung ist, findet, dass bereits gute Fortschritte gemacht wurden: „Schon jetzt hat der Synodale Weg einen Prozess in Gang gesetzt, den ich sehr berührend fand: Die Frontststellung zwischen Laiinnen und Laien einerseits und Bischöfen andererseits hat sich aufgelöst.“

„Die Frontststellung zwischen Laiinnen und Laien einerseits und Bischöfen andererseits hat sich aufgelöst“

Sein Wunsch sei „eine sympathische, den Menschen zugewandte Kirche, die in ihrem Handeln auch so wahrgenommen wird – auch mit ihrer fröhlichen Glaubenshoffnung.“ Damit das gelinge, müsse sich vieles innerhalb der Kirche ändern. Es brauche etwa „eine stärkere Gleichberechtigung von Frauen oder die Einbeziehung von Gruppen, die wir im Augenblick eher verlieren als gewinnen“. Außerdem sei die Ökumene und ein Blick auf die Weltkirche, die ähnlichen Reformbedarf sehe, wichtig.

„Wir müssen beide Wege parallel gehen, in den Ortskirchen und im Dialog mit Rom“

Stetter-Karp sieht keinen Widerspruch beim Synodalen Weg „Konsequenzen aus dem Missbrauch“ zu ziehen und gleichzeitig alte Reformen einzufordern. Diese „Reformen kommen selten von oben“, dennoch müsse man „beide Wege parallel gehen, in den Ortskirchen und im Dialog mit Rom“, so Stetter-Karp. In den Diözesen sei ohnehin der Gestaltungsraum selten ausgeschöpft.  Schlussendlich wünscht sie sich, „dass die Sprache der Kirche und die Sprache des ZdK so ist, dass Menschen sie verstehen, und dass wir sagen können, dass wir die Menschen in ihren Lebenswelten und ihrer ganzen Vielfalt verstanden haben.“

Politische Schwerpunkte unterschiedlich

Stetter-Karp hält es für wichtig, nicht nur Innerkirchliches zu diskutieren. Man dürfe sich im Zdk „nicht von den binnenkirchlichen Debatten völlig einnehmen lassen“ und ins „gesellschaftspolitische Abseits“ befördern. Ihr persönlich sei das Thema Solidarität ein großes Anliegen. Politische Baustellen ortet sie im Bereich der EU-Migrationspolitik, in der Pflege sowie in der Jugend- und Bildungspolitik.

Für Hemel könne man gesellschaftspolitisches Engagement nicht rein auf Einzelfragen reduzieren: „Im Kern geht es bei alldem um das Menschenbild, das der Politik zu Grunde liegt – und da haben Christinnen und Christen einiges einzubringen.“ Ein besonderes Augenmerk müsse die Politik auf die Zukunftsfähigkeit des Landes legen, also auf Kinder und Familien auf der einen Seite und auf wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit sowie sozialen Zusammenhalt auf der anderen.

Änderungen im Zentralkomitee vorgeschlagen

Auch für die Organisation des Zentralkomitees haben die beiden Vorstellungen. Hemel hält die Kommunikation des ZdK für „ausbaufähig“, außerdem solle das Zentralkomitee Katholiken aus muttersprachlichen Gemeinden mehr einbeziehen. Stetter-Karp will wiederum ein neues Lobbykonzept entwickeln und grundsätzliche Prioritäten neu regeln.

Beide wollen bisherige Erfahrung einbringen

Bisher waren die beiden in recht unterschiedlichen Bereichen tätig, von denen sie jeweils etwas in die Arbeit beim ZdK einbringen wollen. Irme Stetter-Karp ist aktuell Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Stetter-Karp ortet viele Überschneidungspunkte bei den Kompetenzen und Werten in gesellschaftspolitischen Fragen, die Caritas und das ZdK vertreten: „Bündnisfähigkeit zeigen, Netzwerke knüpfen, integrieren und vermitteln – das ist eine Aufgabe, die auch das ZdK hat.“

Ulrich Hemel wiederum hat zwei Karrieren: Eine als Theologe, eine als Unternehmer. Aktuell ist er Vorsitzender des Bundes Katholischer Unternehmer. Die Erfahrung als Unternehmer könne eine besondere Bereicherung für das ZdK sein, so Hemel: „Kirche hat ja gerade einen riesigen Nachholbedarf an Organisation, an klarer Führung, an Vereinbarung und der Suche nach gemeinsamen Zielen.“

(katholisch.de - gh)

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18. November 2021, 15:42