Theologe: „Impfpflicht birgt Risiken“
So wichtig es sei, eine möglichst hohe Durchimpfungsrate zu erreichen, so sehr zeige etwa der Blick nach Italien, wo es bereits eine Berufsgruppen-spezifische Impfpflicht gibt, dass diese nicht im erhofften Maße wirke. Im Gegenteil, so Lintner: Es drohe auf Dauer eine Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft. Lintner, der sich selbst als „überzeugten Befürworter der Impfung“ bezeichnet, äußerte sich in einem Beitrag des Theologie-Podcasts „Diesseits von Eden“ am Donnerstag.
Bedenke man die neuen Mutationen und die rasch nachlassende Wirkung der Impfungen, so würde eine Impfpflicht nur dann nachhaltig greifen, wenn sie auf Dauer gestellt würde. Dies jedoch sei nicht ohne Weiteres zu rechtfertigen.
Noch dazu zeige das Beispiel Italien, dass man auch mit einer Impfpflicht die Impfgegner und -verweigerer kaum erreiche. Sie würden dort lieber Nachteile und finanzielle Einbußen durch Suspendierung ohne Gehaltszahlungen in Kauf nehmen, als sich impfen zu lassen. Dies berge auf Dauer „ein enormes Potenzial sozialer Polarisierung“ und könne zu Radikalisierungen führen, „sodass es demokratiepolitisch wirklich bedenklich wird“. Er befürchte daher, dass durch die Impfpflicht „schwerwiegendere Probleme geschaffen werden, als man jetzt nur bedingt lösen kann“.
In dem Podcast kommen neben Lintner auch der Wiener katholische Moraltheologe und Mediziner Matthias Beck, und sein Linzer Kollege Michael Rosenberger sowie die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser zu Wort. Votieren Beck und Rosenberger darin deutlich pro Impfpflicht, bleibt Walser - ähnlich wie Lintner - zurückhaltend.
(kap – sk)
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