Österreich: Synodaler Prozess „braucht auch Erfahrungen der Reformation“
Er äußerte sich im Interview mit Kathpress im Vorfeld der Gebetswoche für die Einheit der Christen, das vom 18. bis 25. Januar stattfindet. Wie Prokschi betonte, stünden die Ostkirchen in vielen Punkten der Ekklesiologie der Katholischen Kirche näher als jene Kirchen, die aus der Reformation hervorgegangen sind. „Deshalb tut sich die Katholische Kirche auch leichter, mit den Orientalisch-Orthodoxen und den Orthodoxen aus der gemeinsamen altkirchlichen Tradition zu lernen“, erläutert er.
Oft werde das Motto „Zurück zu den Quellen“ zitiert, „weil gerade die Ostkirchen die lebendigen Quellen zum Ursprung bewahrt haben“. Trotzdem wäre es wichtig und zielführend, auch „mit den Geschwistern aus den Kirchen der Reformation“ zum Thema der synodalen Strukturen ins Gespräch zu kommen und dabei zu erfahren, welche Formen sich im Laufe der Jahrhunderte bewährt haben und welche einer Weiterentwicklung bedürfen. Das betreffe etwa die Wahl eines Oberhauptes oder das Zusammenwirken der Leitungsstrukturen auf lokaler, regionaler und universaler Ebene, erklärte Prokschi.
Der ÖRKÖ-Vorsitzende widersprach im Interview nicht der Bemerkung, dass in den ökumenischen Kernbereichen des Kirchen- und Eucharistie-Verständnisses in den vergangenen Jahren wenige Fortschritte erzielt wurden. Er wolle aber optimistisch bleiben. Wenn die Katholische Kirche sich in den kommenden Jahren im weltweiten synodalen Prozess intensiv mit Fragen der Ekklesiologie beschäftigt, „so bin ich zuversichtlich, dass allein dieser Vorgang eine gewisse Annäherung bringen wird, was sich vor allem auf das Gebiet des Kirchenverständnisses und der Teilnahme an der Eucharistie auswirken könnte“.
Er verspüre gerade bei diesen Fragen eine gewisse Ungeduld in verschiedenen ökumenischen Kreisen, so Prokschi. Zugleich erinnerte er an die evangelische Ostkirchenexpertin Fairy von Lilienfeld (1917-2009), die stets betont habe: „Wir dürfen im ökumenischen Dialog den (jeweils) ,Dritten' nicht vergessen!“ Es könne, so Prokschi, nicht um die Einheit von zwei Kirchentraditionen gegen die dritte gehen, sondern: „Das Ziel muss die Einheit aller auf Jesus Christus Getaufter sein.“ Es seien oft „kleine und mühsame Schritte, die wir gemeinsam gehen können und dabei wollen wir niemanden zurücklassen oder gar ausschließen.“
Corona behindert „ökumenische Freundschaften“
Die Pandemie mache die Ökumene freilich nicht leichter. Die persönlichen Begegnungen mit den Verantwortungsträgern und -trägerinnen der verschiedenen christlichen Kirchen seien durch noch so häufige Online-Treffen einfach nicht zu ersetzen. Es brauche „ökumenische Freundschaften, die die konfessionellen Grenzen überschreiten und zu den Herzen der handelnden Personen vordringen“. Mithilfe des Internets habe man im vergangenen Jahr aber wenigstens eine Reihe von ökumenischen Gottesdiensten einem breiteren Kreis von ökumenisch Interessierten zugänglich machen können.
(kap – mg)
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