Würzburg will Missbrauchsgutachten ähnlich wie in München
Die Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Würzburg (AAK) sei auf fünf Jahre angelegt, und neben dem Gutachten gebe es noch mehr zu tun, erklärte Amend-Traut. Mit Blick auf das geplante unabhängige Gutachten führte sie aus: „Wir haben uns zunächst die strafrechtliche Aufarbeitung auf die Fahnen geschrieben. Aber nicht alleine im Hinblick auf die Identifizierung von Tätern oder einzelnen Taten. Wir wollen auch die Verantwortlichen in den Fokus nehmen und das – wie im Münchner Missbrauchsgutachten – ebenso in einem Gutachten untersuchen lassen." Beauftragt werden soll eine Kanzlei. Explizit stellt die Vorsitzende der AAK auch die Unabhängigkeit ihrer Kommission als Auftraggeberin der Untersuchung heraus: „Wir sind, wie gesagt, unabhängig. Nicht das Bistum, wie das etwa in Köln oder in München der Fall war, vergibt den Auftrag, sondern wir als unabhängiges Aufarbeitungsgremium." Das Geld für die Arbeit der Kommission habe zwar die Diözese zur Verfügung gestellt; die AAK müsse aber keinesfalls dem Bischof Rechenschaft ablegen und ebensowenig „Ergebnisse vor Veröffentlichung zur Prüfung vorlegen".
Das strafrechtliche Gutachte soll auch „Verdeckungstaten" untersuchen, und zwar in einem Zeitraum von 1945 bis 2019, wie in München. „Wir wollen den Betroffenen durch das Gutachten eine gewisse Anerkennung des zugefügten Unrechts verschaffen, aber damit auch die Grundlage für ein Konzept zur Vermeidung zukünftiger sexueller Übergriffe schaffen". Auch die Einbindung Betroffener halte sie für sehr wichtig, so Amend-Traut weiter. Sie könne sich etwa einen öffentlichen Aufruf zur Mitarbeit an dieser strafrechtlichen Aufarbeitung vorstellen.
Veröffentlichung des Gutachtens geplant
Hintergrund
Die Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Würzburg hatte ihre Arbeit im Juni 2021 aufgenommen. Neben der Vorsitzenden, Anja Amend-Traut, Inhaberin des Lehrstuhls für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht an der Universität Würzburg, gehören dem Gremium fünf weitere Mitglieder aus Politik, Medizin und Justiz an, zudem zwei Betroffene. Deren Namen machte Amend-Traut im aktuellen Interview zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Münster aus Gründen der Transparenz auch öffentlich: „Ich kann sagen, dass es sich bei den beiden Mitgliedern aus dem Betroffenenbeirat um Christine Göbel und Jörg Amrhein handelt."
(main post - sst)
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