D: „Synodaler Weg" geht in die nächste Runde
Beobachter erwarten, dass es erstmals zu Abstimmungen mit gesonderten Bischofsvoten kommt. Das ist notwendig, weil es zur Annahme eines Papiers nicht nur der Zweidrittelmehrheit der Delegierten, sondern auch einer Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe bedarf. Dann wird sich zeigen, wie groß der Wunsch nach einem grundlegenden Wandel unter denen ist, die über eine Umsetzung der Beschlüsse in den 27 Diözesen befinden.
„Ich habe das Zutrauen, dass wir gemeinsame Beschlüsse finden", sagte Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), das gemeinsam mit der Bischofskonferenz die Verantwortung für den „Synodalen Weg" trägt, im Vorfeld der Versammlung.
Der Druck ist durch die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens noch einmal gestiegen - das gilt auch für die Erwartungen auf greifbare Fortschritte bei den vier zentralen Themen des Synodalen Wegs: Sexualmoral, Rolle der Frauen, priesterliches Leben und Macht. Der Synodale Weg dürfe nicht „ins Leere laufen", mahnen mehrere katholische Verbände und Gruppen. „Uns Bischöfen allesamt ist die besondere Verantwortung bewusst, die wir haben", betont der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser hofft auf Signale des Aufbruchs. Wer nur vor Spaltungstendenzen warne, verkenne die Zeichen der Zeit, sagte er mit Blick etwa auf Äußerungen des Kölner Erzbischofs Kardinals Rainer Maria Woelki, der in seiner Erzdiözese angesichts einer verunglückten Missbrauchsaufarbeitung unter Druck steht und diesmal wegen einer Auszeit nicht dabei sein wird.
„Handlungstexte" im Fokus
Der Fokus bei der dritten Synodalversammlung liegt auf den sogenannten Handlungstexten. Zu den Forderungen gehören der Ruf nach Mitbestimmung der Laien bei der Bestellung neuer Bischöfe, nach Lockerungen bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern oder nach der Zulassung von Frauen zum Diakonat.
Die Arbeitsgruppe zur Sexualmoral legt unter anderem ein Papier für die Segnung homosexueller Paare vor. Bislang betrachten viele Bischöfe solche Segnungen als Gewissensfrage der einzelnen Seelsorger. Die Mitglieder des Forums setzen nun darauf, dass die Synodalversammlung sich dem Ruf nach einer transparenten Regelung anschließt.
Befürworter werden darauf verweisen, dass ein anderer Umgang mit Homosexualität schon lange in der Luft liegt. Rund ein Dreivierteljahr nach der vielbeachteten Aktion #liebegewinnt haben sich in diesen Tagen im Rahmen der Kampagne #OutInChurch Mitarbeiter und ehrenamtlich Engagierte als homosexuell geoutet.
Mehr Transparenz bei den Treffen erwünscht
An der Basis, in den fast 9.900 Pfarrgemeinden in Deutschland, spielt der "Synodale Weg" auch gut zwei Jahre nach seinem Start kaum eine Rolle, meint der Augsburger Pastoraltheologe und Seelsorger Hanspeter Heinz. „Dazu bräuchte es endlich konkrete Resultate." Heinz, der nicht der Synodalversammlung angehört, wünscht sich mehr Transparenz bei den Treffen. Namentliche Abstimmungen seien nötig, „damit alle sehen, wer für beziehungsweise gegen einen Beschluss gestimmt oder sich durch Abwesenheit oder vorzeitige Abreise der Abstimmung entzogen hat".
Papst Franziskus hatte den katholischen Gläubigen vor zwei Jahren einen persönlichen Brief zum „Synodalen Weg“ geschrieben. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bätzing versucht, die Reforminitiative besser mit dem von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalen Prozess auf Weltebene zu verzahnen. Er habe darüber unlängst mit dem Papst und weiteren wichtigen Leuten im Vatikan gesprochen, so der Limburger Bischof.
(kna – gs)
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