Österreichs Militärbischof: Europäische Friedensordnung vor Ende
Nach 1989 sei es gelungen, ein vielfältiges Netz vertrauensvoller Kooperation in politischen, militärischen und menschlichen Fragen der Sicherheit in Europa und darüber hinaus zu knüpfen, betonte der Bischof gegenüber Kathpress. Aufgrund der aktuellen Ereignisse müsse man nun aber mit „schwerwiegenden Konsequenzen für alle Staaten in Europa und für die internationale Gemeinschaft insgesamt" rechnen.
Durch den Angriff Russlands hätten sich die Hoffnungen auf diplomatische Lösungen endgültig zerschlagen. „Viel menschliches Leid und schwere Zerstörungen werden die Folge sein", so Freistetter. Die Überzeugung, dass Krieg immer ein Übel und wegen seiner verheerenden Auswirkungen nicht als Mittel der Politik zur Erreichung nationaler Interessen zulässig sei, stelle eine entscheidende Einsicht christlicher Ethik dar. „Dies wurde vor allem nach den entsetzlichen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in der kirchlichen Verkündigung ganz besonders hervorgehoben."
Noch sei nicht abschätzbar, welches Ausmaß die Kampfhandlungen annehmen werden und welche Gegenmaßnahmen von den europäischen Staaten oder der internationalen Gemeinschaft noch getroffen werden. Die Frage, wie angesichts der absehbaren Zerstörungen und des Leids der Menschen in der Ukraine eine zukünftige europäische Friedensordnung aussehen könne, dränge sich aber bereits jetzt auf, so der Bischof.
Unklar sei auch, ob es überhaupt möglich sein werde, in Zukunft eine solche Friedensordnung, „die auf der Anerkennung gemeinsamer politisch-ethischer Grundsätze und menschlicher Werte beruht", neu aufzubauen. Auch das Aufflammen eines „neuen Kalten Kriegs" hält der Militärbischof für denkbar. Es sei daher geboten, bereits jetzt über diese Fragen nachzudenken, so Freistetters Appell.
(kap – gs)
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