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Bei einer Messe im Rahmen des Synodalen Weges Bei einer Messe im Rahmen des Synodalen Weges 

Synodaler Weg: „Katholisch im besten Sinn“

Als „sehr bereichernd“ und „konstruktiv“ hat der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann die bisherigen Arbeiten beim Synodalen Weg erlebt. Der Beobachter der EKD bei der Reformdebatte sieht dort keine „Protestantisierung“ der katholischen Kirche in Gang.

Im Interview mit dem Portal katholisch.de betonte Bischof Karl-Heinz Wiesemann, dass die deutsche Kirche „keinen Sonderweg“ einschlagen wolle. Die Einheit der Kirche sei allen Teilnehmer des Reformweges ein wichtiges Anliegen, antwortete der Bischof auf immer wieder geäußerte Befürchtungen:

„Wir versuchen, in verschiedenen Bereichen Veränderungen innerhalb des geltenden Kirchenrechts auszuloten, die wir bereits jetzt selbst vornehmen können. In anderen Bereichen wollen wir Fragestellungen formulieren, mit denen wir uns explizit nach Rom wenden. Ich denke, dass wir als große Ortskirche die Aufgabe haben, solche Fragestellungen zur Weiterentwicklung der Kirche einzubringen – und dass wir auch das Recht haben, Antworten darauf zu bekommen.“

Konstruktive Mitte ist größer

Die Frage, wie etwa „die Machtfülle des bischöflichen Amtes geteilt und wirksamer kontrolliert werden kann“, beschäftige ihn schon länger, so Wiesemann, der selbst Mitglied im Themenforum „Macht“ beim Synodalen Weg ist: „Ich habe überhaupt kein Interesse daran, Entscheidungen allein zu fällen.“ Auf der Dritten Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt hatte es dazu einen verbindlichen Beschluss gegeben.

Dass beim Synodalen Weg zwei „unvereinbare Fronten“ aufeinanderprallen würden, kann der Bischof so nicht beobachten: „Ich spüre in der Synodalversammlung bei allen Fragen, dass sich am Ende nicht die extremen Positionen durchsetzen, sondern sich eine positive und konstruktive Mitte findet, die mit Augenmaß aber beherzt Reformen angehen will, die die katholische Identität als solche zur Grundlage hat und auch die Einheit mit der Weltkirche nicht verlassen will, sondern einen wichtigen Beitrag zur Weltkirche liefern möchte.“

Protestantisierung?

Kritiker des Synodalen Weges warnen unter anderem von einer „Protestantisierung“ der katholischen Kirche durch bestimmte Reformpläne. Der Beobachter der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) beim Synodalen Weg, Johannes Wischmeyer, hält diese Befürchtung „für die geringste Gefahr“ bei der Reformdebatte, wie er im Rückblick auf die Dritte Synodalversammlung gegenüber katholisch.de sagte: „Ich sehe in den Antragstexten und auch im Stil der Diskussion sehr viel ,Katholisches‘ im besten Sinn. Ich habe den Eindruck, dass sich alle Seiten bemühen, die Tradition aufzurufen und auch für Veränderungsinitiativen ein möglichst enges Band an die Überlieferung zu knüpfen.“

Er habe zudem den Eindruck, „dass auch von der eher progressiven Seite eine hohe Wertschätzung gegenüber dem Weiheamt an den Tag gelegt wird. Und ich denke, dass insgesamt die Autorität der Bischöfe auch in einem veränderten Rahmen weiterhin eine sehr große Rolle spielen wird, die für uns Evangelische so nie bestanden hat und sicher nicht Grundlage eines gemeinsamen Kirchenbilds sein könnte.“

Ergebnisse schon sichtbar

Der in München lebende österreichische Jesuit und Publizist Andreas Batlogg bezeichnete den Synodalen Weg als „großartiges Projekt, das leider klein und krank geredet und coronabedingt ausgebremst wurde“, das nun aber doch schon Ergebnisse zeige, so Batlogg im Interview in der ORF-Sendung „Orientierung“ am Sonntag – etwa wenn es um Gewaltenteilung in der Kirche, um die Lebensform von Geistlichen oder die Frauenfrage gehe. Dass Papst Franziskus die Kirche auf einen zweijährigen synodalen Prozess eingeschworen hat, zeige auch, „dass es systemische Themen gibt, die angegangen werden müssen“, ist Batlogg überzeugt.

(katholisch.de/kap – pr)
 


 

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14. Februar 2022, 10:49