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Buchtipp: Was Husserl mit Leibniz verbindet

In Stunden, wie diesen, in denen Krieg mitten in Europa herrscht, kann die Philosophie helfen, die Dinge besser zu verstehen und einzuordnen. Gerade im deutschen Sprachraum haben die Philosophen der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderten Denkanstöße geliefert, die uns heute helfen können. Dazu zählen Leibniz und Husserl.

Es ist bemerkenswert, dass in der philosophischen Literatur der Tatsache, dass Leibniz in Husserls Denken präsent ist, wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der Schweizer Philosoph Iso Kern hat dazu ein aufschlussreiches Buch verfasst.

Hier das Interview mit dem Philosophen Iso Kern

Die Phänomenologie ist eine philosophische Strömung, deren Vertreter den Ursprung der Erkenntnisgewinnung in unmittelbar gegebenen Erscheinungen, den Phänomenen, sehen. Die Phänomenologie Edmund Husserls (1859-1938) kennt die „Gottesmodelle“; im kritischen Gegenzug gibt es eine christliche Phänomenologie. Wenn wir zurückblicken, so haben wir zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschiedene philosophische und kulturelle Strömungen, die die Grenzen des Positivismus aufzeigten und ihn als schematische, abstrakte Wissenschaft betrachteten. Es war vor allem die katastrophale Erfahrung des Ersten Weltkriegs, die das Bewusstsein für die Krise des auf dem Positivismus basierenden bürgerlichen Kulturmodells (absoluter Glaube an Wissenschaft, Technik, Kapitalismus und die rationale Organisation der Gesellschaft) förderte. Der grundlegende Text zum Verständnis dieser historischen Periode ist Edmund Husserls Beitrag über die Krise der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie: es sei eine „Krise“, die darauf zurückzuführen ist, dass alle Wissenschaften eine technisch-nützliche Vernunft triumphieren lassen wollten, die den Menschen auf ein einfaches Objekt unter Objekten reduziert. Erst mit der Wiederentdeckung der philosophischen Vernunft könne der Mensch zum Subjekt der Wissenschaft und zum Autor seiner eigenen Geschichte werden.

Schon einige Jahrhunderte früher hatte Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) darüber philosophiert. Er gilt als der universale Geist seiner Zeit und war einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Der Schweizer Philosoph Iso Kern stellt in seinem Buch zur „Phänomenologie der Intersubjektivität und metaphysische Monadologie“ die Verbindung zwischen den beiden Philosophen her: Leibniz, der mit seiner Monadenlehre berühmt war, ist der Ausgangspunkt. Die Monadologie ist die Lehre der einfachen Substanzen bzw. letzten Elementen der Wirklichkeit, der „Atome der Wirklichkeit“ sozusagen.

Die Monadologie Husserls, die durch eine Phänomenologie der Intersubjektivität begründet ist, weist gegenüber der metaphysischen Monadologie von Leibniz Vorzüge auf, so Kern. Anderseits fehlt Husserls Monadologie Leibniz’ philosophisch radikalste Frage: „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“, ebenso Leibniz’ Lehren vom Verhältnis der Macht und Ohnmacht zwischen den Monaden und der Kraft der Monaden. Den Versuch, die Fragestellungen und die Lehren der beiden zu vereinigen, unternimmt Iso Kern in seinem Band – durch eine Synthese kann die beste Metaphysik der europäischen Philosophiegeschichte entstehen. Sie ist unbegrenzt durch neue Fragen zu bereichern, aber auch zu korrigieren.

Das Buch von Iso Kern
Das Buch von Iso Kern

Zum Mitschreiben

Iso Kern: Phänomenologie der Intersubjektivität und metaphysische Monadologie

Zu einer Synthese von Husserl und Leibniz. Erschienen im Schwabe-Verlag 2021.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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19. März 2022, 10:54