Erzbischof Stefan Heße von Hamburg - Archivbild Erzbischof Stefan Heße von Hamburg - Archivbild 

D: Heße versucht Vertrauen zurückzugewinnen

Erstmals seit seiner Rückkehr ins Amt hat sich der Hamburger Erzbischof Stefan Heße öffentlich Fragen von Kirchenmitgliedern gestellt. Beim Besuch in einer Gemeinde im Hamburger Osten stieß er am Donnerstagabend auf Dialogbereitschaft, aber auch Kritik.

Das berichtet die Katholische Nachrichtenagentur. In den vergangenen Monaten habe der 55-Jährige vor allem mit Gremien, Gruppen und Einzelnen gesprochen. Am Donnerstagabend erklärte er im öffentlichen Gespräch mit Katholiken aus seinem Erzbistum: „Das, was ich da in Köln an Fehlern gemacht habe, das wird ein Leben lang mit mir mitgehen. Das werde ich nie los.“ Die Vorwürfe belasteten ihn tief. „Und ich weiß nicht, wie lange ich die Kraft habe, das zu tragen.“

„Und ich weiß nicht, wie lange ich die Kraft habe, das zu tragen“

Ein im März vergangenen Jahres veröffentlichtes Gutachten für das Erzbistum Köln wirft Heße elf Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen vor. Er war in der rheinischen Diözese Personalchef und Generalvikar, bevor er 2015 Erzbischof in Hamburg wurde. Nach der Vorstellung des Gutachtens hatte er dem Papst seinen Rücktritt angeboten, sich in eine Auszeit zurückgezogen und sich nach eigenem Bekunden auf eine neue Aufgabe eingestellt. Als Franziskus den Rücktritt im September für ihn überraschend ablehnte, nahm Heße seine Amtsgeschäfte wieder auf. Seither versucht er, das Vertrauen der norddeutschen Katholiken zurückzugewinnen.

Offenbar keine Ausgetretenen im Publikum

Aus dem Publikum kamen am Donnerstag auch Fragen nach konkreten Reformen in der Weltkirche und im Erzbistum Hamburg, nach einer Stärkung der kirchlichen Jugendarbeit, nach katholischen Schul- und Kitaplätzen, nach der Position der Kirche im Ukraine-Krieg. Heße betonte immer wieder, dass er bei seiner künftigen Arbeit Betroffene in den Mittelpunkt stellen wolle. Damit meine er nicht nur die Opfer von sexuellem Missbrauch, sondern auch Menschen, die von Benachteiligung, Armut oder Ausgrenzung betroffen seien.

Viele Teilnehmer stellen ihm nach KNA-Angaben ein positives Zeugnis aus. Eine Frau dankte Heße für seine „offenen Worte“. Freilich seien Menschen, die über einen Kirchenaustritt nachdenken oder ihn schon hinter sich haben, an diesem Abend offenbar nicht gekommen. Medienberichten zufolge hat auch in Hamburg die Zahl der Kirchenaustritte zuletzt zugenommen. Zu den Katholiken, die sich ihrer Kirche weiterhin verbunden fühlen, scheint der Gesprächsfaden mit dem Oberhirten jedoch nach Eindruck der Nachrichtenagentur noch nicht abgerissen.

(kna – sk)
 

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18. März 2022, 12:20