Ukraine: Der Krieg der Kinder
Derzeit werde in Kooperation mit den Caritas-Partnern vor Ort versucht, diese Häuser sukzessive zu evakuieren, sagte die Leiterin des Krisenstabs der Caritas Österreich in einem Interview. Diese Kinder hätten keinen Familienverband außer der Gruppe, mit der sie im Waisenhaus lebten. „Wir werden uns besonders bemühen, Quartiere zu finden, dass diese Gruppen - es sind eigentlich auch Familien - zusammenbleiben können“, so Parr.
Unter den aus der Ukraine Geflüchteten seien bereits mehr als eine Million Kinder, wies die Generalsekretärin hin. „Wie viele davon unbegleitet sind, darüber haben wir noch keine Zahlen.“ Im Umgang mit der akuten Krise helfe der Caritas ihre 30-jährige Erfahrung mit Hilfsprojekten im jetzigen Kriegsland Ukraine. Nach Beginn der russischen Invasion sei die katholische Hilfsorganisation gleich mit den Caritas-Verbänden vor Ort in Kontakt getreten, berichtete Parr. Es gelinge bisher gut, die Hilfe für Kinder und für mobil Gepflegte aufrechtzuerhalten, sofern es Sicherheitsüberlegungen erlauben.
Für in Österreich Ankommende entstehe gerade eine große Infrastruktur. Parr nannte Erstaufnahmequartiere, wo Menschen ein paar Tage bleiben können. Dann würden sie in eine Unterkunft vermittelt, wo sie dann länger bleiben können - für Kinder solche, wo sie die Möglichkeit haben, Kind sein zu können. Wie viele Unterkünfte insgesamt gebraucht werden, ist laut der Caritas-Expertin derzeit schwer abzuschätzen: „Die Schätzungen liegen zwischen rund 85.000 und 150.000 Plätzen, die wir brauchen könnten.“
Der Caritas sei es wichtig, dass die geflüchteten Mütter arbeiten gehen können, um sich selbst erhalten zu können. „Wir brauchen also Kinderbetreuung, Schulzugänge und Arbeitsmarktzugänge“, sagte Parr. Es werde versucht, nicht nur juristische Beratung, sondern auch psychologische Unterstützung zu bieten, denn viele Frauen und Kinder seien traumatisiert und bräuchten Zeit, hierzulande anzukommen.
Die Caritas habe sehr früh eine Anlaufstelle am Wiener Hauptbahnhof geschaffen, weitere gebe es in Linz, Salzburg und Graz. Dort werden Menschen betreut, beraten und weitervermittelt, informierte Parr. „Für alle Menschen, die zu uns kommen, ist es wichtig, dass es erste Anlaufstellen gibt, wo sie sich gleich willkommen fühlen. Wenn man in die Gesichter dieser Menschen schaut, sieht man, dass sie viel erlebt haben.“
Koordination erfordere auch die derzeit große private Hilfsbereitschaft. „Es gibt viele Menschen, die jetzt einfach selbst losfahren und Hilfsgüter bringen. Das ist menschlich großartig, aber es bringt die Organisationen vor Ort unter Druck“, gab die Generalsekretärin zu bedenken. „Wir bitten alle: Macht das nicht. Bitte abwarten, bis wir ganz den Bedarf kennen - dann können wir Aufrufe starten, was konkret gebraucht wird, und diese Hilfslieferungen gezielt dorthin bringen, wo sie gebraucht und auch gelagert werden können.“
(kap – sk)
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