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Buchtipp: Die Strahlkraft der Existenzphilosophie

Was wäre die Welt ohne die Menschen? Die Strahlkraft der Existenzphilosophie ist auch in unseren Tagen besonders stark und das kann man in dem neuen Buch von Susanne Möbuß gut nachlesen. Sie hat ihre Überlegungen dazu anhand von drei großen Denkern der deutschsprachigen Philosophie dargelegt: Karl Jaspers, Heinrich Barth und Martin Heidegger.

Existenzphilosophie bezeichnet eine philosophische Richtung, die im Zentrum ihres Denkens die Existenz des Menschen im weitesten Sinne hat. So weit, so gut. Martin Heideggers zentrale Leistung für die Existenzphilosophie bestand in der Fragestellung nach dem Sinn von Sein, die es systematisch nötig machte, die Existenz des Menschen nicht als Ding unter anderen Dingen zu betrachten, sondern ihm eine eigene Seinsbedeutung zuzusprechen. Existenz und Transzendenz sind hingegen für Karl Jaspers nicht gegenständlich. Das Sein selbst sei nicht als Gegenstand aufzeigbar, ebenso wenig wie das Ich, durch das die Gegenstände konstituiert werden. Nur in dem Maße, in dem der Mensch zu sich selber findet, sei der Mensch Existenz. Heinrich Barth wirkte zunächst beim Aufbau der dialektischen Theologie seines Bruders Karl mit. Seine philosophischen Arbeiten waren immer auch eine Auseinandersetzung mit theologischen Fragen.

Gut 100 Jahre nachdem der Begriff der Existenzphilosophie eingeführt wurde, wendet sich Susanne Möbuß in ihrem Buch „Neue Überlegungen zur Existenzphilosophie“ diesen Fragen zu. Ihr Ausgangspunkt ist eine Darstellung der Konzeptionen von Heinrich Barth, Karl Jaspers und Martin Heidegger. Die Umformulierung einiger Begriffe erlaubt schließlich ein Konzept der Existenzphilosophie, das sie als Denken für unsere Zeit ausweisen könnte.

Fortgesetztes Werden

So schreibt Möbuß, dass das Sein des Einzelnen „kein starres so und nicht anders“ sei, „das ihn auf bestimmte Ansichten und Wertmaßstäbe festlegt, sondern ein fortgesetztes Werden“. Und da liege die Freiheit des Menschen, aber auch seine Verantwortung: „Selbst-Bestimmtheit im Denken und Reflexion des Wollens“ würden das Existieren des Einzelnen kennzeichnen. Die existentielle Situation habe sich seit den drei Philosophen grundsätzlich verändert, aber der Ausgangspunkt ist gleich geblieben. Deshalb lohnt sich die Lektüre und Überlegung auch und gerade in der heutigen Zeit, in der wir von einem schrecklichen Krieg betroffen sind und von so viel Leid in der Welt. Wie Möbuß treffend schreibt: „Die heutige existentielle Situation verlangt jedoch nicht mehr nur nach dem Einzelnen, der dieser Möglichkeit nachgeht, sondern nach dem Menschen, der sich zugleich seiner Relation zur Welt, in der er wirkt, bewusst ist. Existenzphilosophie kann die Mittel zur Verfügung stellen, um diese Bewusstheit zu reflektieren.“

Zum Mitschreiben:

Susanne Möbuß: Neue Überlegungen zur Existenzphilosophie: Anschlüsse an Barth, Jaspers und Heidegger, Schwabe-Verlag 2021.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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23. April 2022, 12:26