Österreichische Bischöfe tagen zu Synodalität
Das Synodenteam zog nach dem Praxisteil des Studientages ein durchwegs positives Resümee. Ihm gehören neben Erzbischof Lackner auch Pastoral-Bischof Josef Marketz und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka sowie die Professorin Regina Polak von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und die Tiroler Caritasdirektorin Elisabeth Rathgeb an. Beim Studientag wurde in sogenannten „Anhörkreisen“ die Methode der „Spirituellen Konversation“ praktisch angewendet.
Als eine „sehr positive Erfahrung“ bezeichnete Erzbischof Lackner im Interview mit Kathpress die „befreite Rede“ im Rahmen des Anhörkreises. Diese Methode sei zuletzt in der Erzdiözese Salzburg im Rahmen des Synodalen Prozesses bevorzugt praktiziert worden. „Weil wir immer auch ergänzungsbedürftig sind, brauchen wir den synodalen Austausch“, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. „Wir haben etwas in die Weltkirche einzubringen, brauchen aber selbst auch immer die weltkirchliche Perspektive.“
Intensiv, offen, authentisch
„In Zeiten der Unsicherheit in Kirche und Gesellschaft ist der synodale Weg als Haltung besonders wichtig“, unterstrich Bischof Marketz. Jeder könne etwas „freimütig zur Lösung beitragen“, zeigte sich der Pastoral-Bischof überzeugt. Bei der praktizierten spirituellen Konversation gehe es nicht nur um Vernunft, sondern auch den Heiligen Geist, der ein „verbindendes Element“ unter den teilnehmenden Personen sei.
Als ein „sehr Intensives und persönliches Gespräch“ bewerte Rathgeb den Studienteil mit den Bischöfen. Die gewählte Methode ermögliche es, auch schwierige Themen anzusprechen. „Ich wünsche mir, dass es ein Anfang war hin zu einer kirchlichen Gesprächskultur, die von einem Miteinander von Frauen und Männern, von Geistlichen und Laien geprägt ist“, so die Tiroler Caritasdirektorin. Bei dieser „Kulturveränderung“ komme es darauf an, „besser auf die Zeichen der Zeit und den Heiligen Geist zu achten, der sich darin zeigt“.
Die praktizierte Methode sei ein „ganz wichtiger Baustein, um strukturiert zuzuhören und das wechselseitige Verstehen zu fördern“, zeigte sich Polak überzeugt, die das „sehr authentische und offene Gespräch“ würdigte. „Spirituelle Konversation als Haltung und Stil werden wir noch dringend brauchen, wenn es im Zuge des weltweiten Synodalen Prozesses dann um den Umgang mit sehr unterschiedlichen und einander widerstrebenden Positionen geht“, gab die Pastoraltheologin zu bedenken.
Als „erstmalig“ bezeichnete es Schipka, dass die Bischofskonferenz spirituelle Kommunikation in Form des Anhörkreises praktiziert habe. Er sei „beeindruckt“ gewesen, „nicht nur über den Austausch von Positionen, sondern auch vom gemeinsam erlebten geistlichen Geschehen“, so der Bischofskonferenz-Generalsekretär.
Spirituelle Konversation
Moderiert wurde der Studientag der Bischofskonferenz von Sr. Johanna Schulenburg und Georg Nuhsbaumer, die beide im Wiener Kardinal-König-Haus tätig sind. Dabei wurde am Beginn des Studientages die Methode der „Spirituellen Konversation“, die im sogenannten „Anhörkreis“ praktiziert wird, näher erläutert und dann auch gleich gemeinsam durchgeführt. Der spirituelle Dialog sei das „Herzstück von Synodalität“ und gehe theologisch davon aus, „dass Gott jetzt in der Welt wirkt und dass wir sein Wirken erkennen“, so Nuhsbaumer. Ziel sei es, „Mitwirkende Gottes“ zu werden, „indem wir von Geist Gottes geleitet unterscheiden, entscheiden und handeln“. Dementsprechende Kernelemente beim Anhörkreis seien „aktives Zuhören, bewusstes Sprechen, Gebet und Stille“ führte Nuhsbaumer weiter aus.
Aus ihrer Erfahrung mit der Methode der „Spirituellen Konversation“ könne sie feststellen, dass die Teilnehmenden durchwegs „berührt sind, von dem, was man gehört und erfahren hat“, ergänzte Schulenburg. Konkret gehe es beim Studientag darum, „Synodalität im Zuhören und Mitteilen zu üben“.
In der Folge erprobten die Bischöfe diese Methode im Rahmen von zwei Anhörkreisen. Nach einem rund einstündigen persönlichen Gebet traf sich der jeweilige Anhörkreis wieder. In einer ersten Runde hatte jede Person drei Minuten Zeit für einen persönlichen Beitrag darüber, was einen im Rahmen des Synodalen Prozesses bewegt. Nach einer kurzen Stille hatten jede Person nochmals die Gelegenheit, in zwei Minuten das zu thematisieren, was das Gehörte in einem selbst ausgelöst hat. Nach einer erneuten Stille versuchte dann die Gruppe die wesentlichen Erfahrungen - Gemeinsamkeiten und Kontroversielles - zu indentifizieren und festzuhalten. Beendet wurde dieser spirituelle Dialog mit einem Gebet.
Weiterer Synodenfahrplan
Der Studientag der Bischofskonferenz in Salzburg markierte gleichsam das Ende der ersten Phase des weltweiten Synodalen Prozesses. Dieser wurde im letzten Jahr am 10. Oktober von Papst Franziskus mit einem Festgottesdienst im Petersdom eröffnet. Eine Woche danach starteten die Diözesen in Österreich und weltweit die lokalkirchliche Phase der Weltsynode. Alle Diözesen waren und sind aufgefordert, sich mit dem Thema „Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission“ auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse werden derzeit in den Diözesen zusammengefasst, veröffentlicht und bis spätestens Palmsonntag an das Synodenteam der Bischofskonferenz übermittelt.
Aus diesen „diözesanen Synthesen“ soll ein erster Entwurf einer österreichweiten Synthese vorbereitet werden, den die Bischöfe bei ihrer Sommervollversammlung im Juni in Mariazell diskutiert wollen. Bei einer dortigen „vorsynodalen Beratung“ wollen die Mitglieder der Bischofskonferenz auch jeweils zwei diözesane Verantwortliche und zehn Vertreter österreichweiter Initiativen einbinden. Danach erfolgt die Endredaktion der österreichweiten Synthese, die bis 15. August im vatikanischen Generalsekretariat der Synode einzubringen ist. Einige Diözesen haben bereits angekündigt, dass sie die synodale Phase in ihrem Bereich über den 10. April hinaus weiterlaufen lassen wollen.
(kap - cs)
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