Ostermarsch in Berlin, am Karsamstag Ostermarsch in Berlin, am Karsamstag 

D: Pro und contra Waffenlieferungen

Die Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine bewegt auch die Kirchen in Deutschland. Der Bamberger katholische Erzbischof Ludwig Schick schreibt auf Twitter, die Ukraine brauche Waffen, um sich gegen die russischen Angreifer zu verteidigen.

Allerdings macht er dabei eine Einschränkung: „Ziel darf nicht sein zu vernichten, um zu herrschen, sondern muss sein, Friedensverhandlungen zu erzwingen“. Man müsse auch an die Zeit nach dem Krieg denken („hoffentlich bald“), in der Russland und die Ukraine in irgendeiner Weise zu einer friedlichen Nachbarschaft finden müssten.

Schick wörtlich: „Selbst im Krieg müssen wir auf Frieden sinnen. Das ist Christenpflicht. Friede ist unsere Hoffnung und immer das Ziel.“

Rauch über dem Asow-Stahlwerk in Mariupol, der letzten Bastion ukrainischer Kämpfer, am Dienstag
Rauch über dem Asow-Stahlwerk in Mariupol, der letzten Bastion ukrainischer Kämpfer, am Dienstag

„Selbst im Krieg müssen wir auf Frieden sinnen“

Der griechisch-katholische Bischof von Lemberg, Wolodymyr Hruza, hat hingegen unlängst für mehr Unterstützung der Ukraine durch Westeuropa plädiert. Es sei zu wenig, sich betroffen und besorgt zu zeigen, sagte der Bischof im Interview mit der österreichischen „Kleinen Zeitung" vom Ostersonntag. „Es geht hier um Leben und Tod.“ „Wer sich nicht einmischt, der unterstützt die Mörder. Er billigt durch sein Schweigen ihre Untaten, wäscht sich die Hände in Unschuld wie Pilatus."

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sieht – anders als andere kirchliche Stimmen – Waffenlieferungen an die Ukraine sehr kritisch. Das sagte der mitteldeutsche Bischof Friedrich Kramer im katholischen Podcast „himmelklar“.

Ostermarschierer am Karsamstag in Berlin
Ostermarschierer am Karsamstag in Berlin

„Kann man Waffen liefern, wenn man genau weiß, die werden eins zu eins zum Töten verwendet?“

„Wir müssen die Frage stellen: Kann man Waffen liefern, wenn man genau weiß, die werden eins zu eins zum Töten verwendet? Das ist sehr ambivalent. Man muss sagen, und da sind wir, glaube ich, auch miteinander sehr einig innerhalb der evangelischen Kirche Deutschlands: Es ist in jedem Falle Sünde, Waffen zu liefern – oder Waffen nicht zu liefern. Sie kommen aus der Nummer nicht raus im Krieg.“

Kramer führte das Dilemma noch genauer aus: „Wenn Sie die Waffen nicht liefern, unterlassen Sie eine Hilfeleistung für einen gerechtfertigten Verteidigungskrieg. Liefern Sie Waffen, liefern Sie die direkt zum Töten. Und die schöne Idee, dass jetzt unsere Waffen, die die Ukrainer in der Hand halten, nur Militärs treffen, ist eine hübsche Idee, aber nicht die Realität. Der Krieg wird immer auf allen Seiten auch zivile Opfer haben. Insofern muss man das mit bedenken.“

Außerdem hätten Waffenlieferungen Eskalationspotenzial – „bis dahin, dass man plötzlich selbst Kriegspartei wird“.

Russischer Soldat sammelt am 12. April in Mariupol nicht explodierte Waffen auf
Russischer Soldat sammelt am 12. April in Mariupol nicht explodierte Waffen auf

„Am Anfang hieß es: Wir liefern nur defensive Waffen. Aber jetzt steigt der Druck...“

„Das merken Sie jetzt. Am Anfang hieß es: Wir liefern nur defensive Waffen. Aber jetzt steigt der Druck, es wird die zweite Phase des Krieges kommen. Russland wird seine Kräfte zusammenziehen, wird jetzt vom Osten, vom Donbass her versuchen, die Ukraine zu überrennen. Jetzt werden die Waffenfragen anders. Jetzt heißt es nicht mehr Defensiv-Waffen, sondern große und schwere Waffen. An welcher Stelle fliegen wir dann mit und wo geht es los? Also, das Eskalationspotenzial ist extrem.“

Deeskalation sei das eigentliche Gebot der Stunde, so Bischof Kramer. „Deswegen keine Waffenlieferungen und auch keine Aufrüstung, erst recht keine Aufrüstung mit Angriffswaffen wie F-35-Bombern, die sich an atomarer Teilnahme beteiligen können. Insofern mahne und appelliere ich da an die Verantwortung. Emotional geht es mir ja genauso, wir sind alle auf der Seite der Ukraine. Das ist gar keine Frage. Aber wir können vieles anderes tun: Wir können humanitär helfen, wir können medizinisch helfen, wir können den Flüchtlingen helfen. Da gibt es ganz viel zu tun. Insofern warne ich vor einer Kriegsrhetorik, wo wir Schritt für Schritt in diesen Krieg reinkommen.“

(vatican news/himmelklar – sk)
 

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20. April 2022, 11:25