„Waffenlieferungen? Keine einfache Entscheidung“
„Heute ist Tag 73 im Ukraine-Krieg.“ Das sagte Marx in einem Radiobeitrag, den der Bayerische Rundfunk am Samstag veröffentlichte. „Was für uns eine Zahl ist, bedeutet für die Menschen in der Ukraine in ungezählten persönlichen Schicksalen den Verlust von Heimat, von Sicherheit und Frieden, von Hoffnung und Zuversicht und von Achtung ihrer Menschenwürde.“
Die Menschen trauerten um Tote und um Vermisste; sie hätten Angst um ihre Familien, ihre Kinder, die alten Menschen, um Kranke und Schwerverletzte.
„Wie dieser Krieg traumatisiert und welche Folgen und Zerstörung er noch schaffen wird, ist gar nicht abzusehen. Die Bilder und Berichte lassen schier das Herz stillstehen. Wir erleben, dass die Menschen, die zu uns fliehen, entwurzelt sind, verängstigt, Vertrauen verloren haben. Für diejenigen, die sie bei sich aufnehmen und ihnen Hilfe anbieten, ist es nicht immer einfach, ihr Schicksal auszuhalten und ihre Not zu teilen.“
Dass viele Menschen in Ost und West Ukrainer aufnähmen und sich solidarisch mit ihnen zeigten, seien wichtige „Zeichen von Menschlichkeit“ in einem Krieg, der – damit griff der Erzbischof von München ein Wort von Papst Franziskus auf – einen „makabren Zerfall von Menschlichkeit“ zeige.
„Die Spirale der Gewalt und der Eskalation zwingt Europa dazu, über Waffenlieferungen zu entscheiden und damit zunächst das Ziel der Überwindung der Gewalt, das Ziel des Friedens aufzugeben. Mir ist bewusst, wie schwer diese Entscheidungen für alle in Politik und Diplomatie sind. Sie tragen eine besonders hohe Verantwortung, auch eine moralisch hohe Verantwortung in dieser Dilemma-Situation: Es gibt keine einfachen, keine richtigen und keine nur guten Entscheidungen.“
Der russische Präsident Wladimir Putin könnte, so fürchtet Kardinal Marx, „versucht sein, schon dieses moralische Dilemma als Sieg für sich zu verbuchen“.
„Schon jetzt sollte aber auf allen möglichen Wegen versucht werden, die Waffen zum Schweigen zu bringen und zu reden! Wir dürfen diese Option nicht aufgeben – auch in der Hoffnung auf einen vielleicht noch brüchigen Frieden, der ja kommen muss.“
(br – sk)
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