D: Gedenken zum Jahrestag der Flutkatastrophe
„Es ist ein Tag, an dem der Schmerz wieder kaum zu ertragen ist", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstagabend im rheinischen Euskirchen nach einem bewegenden Gedenkgottesdienst. „Wir trauern gemeinsam und vereint." Bei der ökumenischen Feier erklangen Glockenschläge in Erinnerung an die Todesopfer.
Mehr als 180 Tote
Mehr als 180 Menschen kamen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz um. „Der Klimawandel hat uns erreicht", sagte Bundesprädient Steinmeier bezüglich der Sturzflut im Juli 2021, die auch Tausende Häuser zerstörte. Das zeige sich in diesen Tagen anhand brennender Wälder und sinkendem Grundwasserspiegel. Der Kampf gegen den Klimawandel habe nicht an Dringlichkeit verloren. An der Verbesserung von Katastrophenschutz und -vorsorge werde gearbeitet.
Der Bundespräsident wurde von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) begleitet. Sie betonte: „Es gibt Einschnitte im Leben, die kann man nicht alleine aushalten, weil der Schmerz zu groß, die Last zu erdrückend ist." Zugleich dankte Dreyer für die große Hilfsbereitschaft von Einsatzkräften und freiwilligen Helfern nach der Katastrophe.
Eine Überlebende berichtet
Vor einem Jahr richteten verheerende Unwetter am 14. und 15. Juli große Zerstörungen an, in Deutschland vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Tausende Häuser und weite Teile der Infrastruktur wurden zerstört und beschädigt, allein im Ahrtal starben 134 Menschen. In der Flutnacht ist auch die Pfarrsekretärin von Sankt Laurentius in Ahrweiler, Renate Steffens, nur knapp dem Tod entronnen. Im Interview mit dem Kölner Domradio berichtet sie:
Renate Steffens (Pfarrsekretärin von Sankt Laurentius in Ahrweiler): Wie geht's uns? Gut, ich sage mal gut. Wir haben damals überlebt. Wir haben uns arrangiert. Wir wohnen trocken. Wir haben keinen Menschen in unserer Familie verloren. Von daher müssen wir sagen, es geht uns gut.
Domradio: In Ihrem Haus standen Keller und Erdgeschoss unter Wasser. Seit der Katastrophe leben Sie im Dachgeschoss, wo Sie eigentlich eine Ferienwohnung für Ihre Tochter einrichten wollten. Wie gehen die Renovierungsarbeiten voran?
Steffens: Stand heute muss ich sagen gut. Wir hatten eine große Phase, wo der Handwerkermangel auch uns getroffen hat. Wir haben viereinhalb Monate eine Ruhephase gehabt und haben nichts fortführen können, weil wir einfach warten mussten. Aber jetzt sind wir auf einem guten Weg. Und wir hoffen wirklich, dass wir im Oktober wieder einziehen können.
Domradio: Sind immer noch Helfer und Helferinnen vor Ort?
Steffens: Ja, sie sind immer noch vor Ort, bei uns in Ahrweiler und auch an den Versorgungspunkten, wo für die Helfer gekocht wird, und vor allen Dingen die Ahr rauf, weil die Schäden noch viel größer sind. Da werden wirklich noch Helfer gebraucht, die vor Ort in den Häusern helfen.
Gottesdienst in St. Laurentius
Domradio: Sie arbeiten inzwischen auch wieder im Pfarrbüro von St. Laurentius. Wie sieht das Gemeindeleben aus? Wie und wo feiern sie zum Beispiel Gottesdienst?
Steffens: Wir feiern Gottesdienst an unterschiedlichen Orten. Jetzt im Sommer feiern wir unseren Sonntagsgottesdienst im Pfarrgarten oder gehen bei schlechtem Wetter in die Kirche. Das ist natürlich eine Großbaustelle. Da sitzt man auf blankem Beton. Es ist kein Altar da, die Gemälde, alles ist abgehangen. Das ist kein schöner Anblick, aber ein geschlossener Raum.
Domradio: Nach einem Jahr ist längst nicht alles bewältigt. Was wünschen Sie sich für sich selbst, Ihre Familie, aber auch für die Menschen im Ahrtal für die kommende Zeit?
Steffens: Ich wünschte mir ganz dringend, dass die psychologische Betreuung intensiviert wird. Da sind sehr lange Wartezeiten, wenn man sie in Anspruch nehmen möchte, auch mit Terminen. Man muss Monate auf einen zweiten Termin warten. Und das ist für eine akute Phase, in der es einem nicht gut geht, aus meiner Sicht schlecht. Also da sollte dringend dran gearbeitet werden.
Das Interview führte Hilde Regeniter für das Kölner Domradio.
TV überträgt Gottesdienst am Sonntag
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