Unser Sonntag: Jesus ist konkurrenzlos
Prof. Marianne Schlosser, Wien
Lk 12,49-53 Lesejahr C
Wir sind immer noch mit Jesus und seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. Vielleicht erinnern Sie sich an ein Evangelium vor einiger Zeit. Da beginnt Jesus seine Wanderung, und es wird gesagt: „Er richtete fest sein Angesicht, um nach Jerusalem zu gehen...“ Auf
Auf dem Weg kam er an einem Samariter-Dorf vorbei, und dort nahm man ihn nicht auf, weil er eben auf dem Weg nach Jerusalem war. Und zwei seiner Jünger, die besonders engagiert sind und oft als solche hervortreten, Jakobus und Johannes, sagen zu ihm: „Herr, willst du, dass wir sagen sollen: Feuer soll vom Himmel fallen?“ - dass es sie verzehre, dass es diese ungastliche Ortschaft verzehre?
Feuer als apokalyptisches Zeichen
Feuer, das vom Himmel fällt, hat tatsächlich die Bedeutung des Gerichts, der Strafe. Ja, es ist ein apokalyptisches Zeichen dessen, dass Gott eingreift.
Und vor einigen Wochen hieß die Antwort Jesu: „Er verwies es ihnen mit den Worten Ihr wisst nicht, welches Geistes ihr seid. Der Menschensohn ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern zu retten.“
Und jetzt, in unserer Perikope, sagt Jesus selbst, ohne konkreten Anlass und ohne örtliche Begrenzung:
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“
Was heißt das? Auch wenn wir vermuten, es sei eine andere Art von Feuer, so ist es doch nicht unbedingt eine beruhigende Vorstellung. Im Alten Testament und auch im Neuen Testament, im Hebräerbrief, wird Gott selbst als Feuer bezeichnet: „Unser Gott ist verzehrendes Feuer.“
Die Begegnung mit Gott ist reinigend, ausbrennend, eine Läuterung der tiefsten Schichten der Seele, die wie Gold und Silber geläutert werden. Im Feuer.
Nur das Element Feuer strebt nach oben
Und so gilt auch die göttliche Liebe - also die Liebe, die von Gott gegeben wird, dem Menschen, damit er antworten kann - als Feuerbrand. Manche Mystiker beschreiben das, dass innerlich sie ergriffen worden sind von einem „Feuer“.
Warum Feuer? Es ist das einzige Element, das nicht nach unten strebt, also seinen Schwerpunkt nicht auf der Erde hat, sondern nach oben lodert, dem Himmel zu, also anzeigt, wo der Zielpunkt ist. Und es gibt Menschen, die als feurige Menschen beschrieben werden, zum Beispiel Elia: "ein Mann wie Feuer". Oder Katharina von Siena, weil ihre Gottesliebe ansteckend und missionarisch war.
Dass der Heilige Geist selbst als Feuer bezeichnet wird, wissen Sie. Er erscheint an Pfingsten in feurigen Zungen.
Ein Feuer, das nicht mehr erlöschen wird. Das missionarisch weitergetragen wird. Denn mit Pfingsten erfüllt sich die Weissagung des Propheten Joel (Joel 3,1.2), dass Gott seinen Geist ausgießen werde über das ganze Volk, über Jung und Alt, über Frauen und Männer. Der Heilige Geist und seine Ausgießung als Feuer markiert den Anbruch der letzten Zeiten.
Und nun klingt es so in den Worten Jesu, als könne dieses Feuer nicht kommen, bevor er nicht getauft würde: „Ich muss mit einer Taufe getauft werden“. Und wie froh wäre ich, wenn es schon geschafft wäre, wenn es schon vollzogen wäre.
Was für eine Taufe ist da gemeint? Die Taufe des Johannes kann's nicht sein. Aber diese Taufe gibt uns einen wichtigen Hinweis. Als Jesus sich im Jordan taufen ließ, unterzog er sich einer Buß-Taufe. Das heißt, er stellte sich auf die Seite der Sünder als der einzige, der keine Taufe und keine Bekehrung nötig hatte, weswegen Johannes der Täufer widerstrebte und sich zunächst weigerte. Und was dort bei der Taufe im Jordan für alle sichtbar begonnen hat, wird Jesus zu Ende führen, wenn er, unschuldig wie niemand sonst, den Tod eines aus dem Volk Gottes Ausgestoßenen auf sich nimmt und an die Stelle aller Sünder tritt, also in der Passion. So wird auch im Markusevangelium gesagt, Jesus werde „einen Kelch trinken“ und „eine Taufe empfangen“, die sein Leiden bezeichnet. Und es sei nicht so einfach, es sei eine schwere Taufe, die ihm bevorsteht, damit der Geist kommen könne.
Jesus ist bedrückt
Es ist gerade Lukas, der hier uns einen Blick in die Empfindungen Jesu tun lässt. „Ich bin bedrückt“, sagt er, ich bin bedrängt, unter Druck, „bis diese Taufe vollzogen ist“. Also, er geht auf Jerusalem zu, wissend und bejahend, was ihn dort erwartet. Und er will diese Taufe wegen der daraus erwachsenden Frucht. Und doch ist er bedrängt. Und wünscht: wenn's doch schon vollbracht wäre. Die erwartete Frucht nimmt nicht das Leid und die Todesangst gänzlich weg. So, wie es auch in den Worten Jesu, in dem Gleichnis von der Frau, die ihre Geburtswehen kommen fühlt, ist: Die Frau ist bedrückt, wenn die Stunde der Wehen nahen. Aber sie wird nicht mehr an ihre Schmerzen denken, wenn das Kind geboren ist, denn die Freude wird dann alles überwiegen.
Diese Spannung zwischen dem, was schwer ist und uns bedrückt, und dem, was wir in der Hoffnung als sichere Aussicht haben: Auch uns „bedrückt das Los des sicheren Todes“ (Präfation des Requiem), obwohl wir die Hoffnung auf das unsterbliche Leben haben. Das kommt noch einmal am Ende des Lukas Evangeliums zum Ausdruck, wenn Lukas das Abendmahl beschreibt. Beim Abendmahl sagt Jesus: „Mit ganzer Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Mahl mit euch zu halten, bevor ich leide.“
Es ist seine „ganze Sehnsucht“ darin. Er ist lange darauf zugegangen. Das Mahl, in dem er seinen Tod für das Heil der Welt vorwegnimmt und die Eucharistie als Sakrament der innigen Vereinigung einsetzt.
Nur ER ist für uns gestorben
Und wenig später betet er in seiner Angst so inständig, dass der Schweiß wie Blutstropfen auf die Erde rinnt. So viel hat ihn das gekostet.
Wenn nun jemand sich zu Jesus hält, zu Ihm, dann hält er sich zu dem, der für ihn gestorben ist. Und zwar ganz wirklich - nicht wie eine Gottheit, die mythologisch das „Sterben“ und „Neu-zum-Leben-Kommen“ der Natur symbolisiert.
Keiner ist für mich gestorben, außer Er. Jesus ist konkurrenzlos.
Und darum folgt in unserem Evangelium der Hinweis, dass die Entscheidung für Ihn manchmal auch die Trennung zur Folge hat, die Trennung von solchen, die diese Entscheidung nicht mittragen können oder noch nicht mittragen können oder wollen.
Spaltung, nicht Frieden...
Gewiss, Er bringt Frieden, aber nicht einen Frieden, der alles gelten lässt, sondern einen Frieden, wie ihn die Welt nicht gibt.
Wenn wir das noch einmal bedenken und an unsere eigene Taufe denken, an das, was sich vollzieht, wenn ein Mensch zu Christus gehören soll, dann kann deutlich werden:
Taufe - mehr als ein Segenswunsch
Taufe ist nicht einfach ein Segenswunsch für ein Kind oder einen erwachsenen Menschen, ist nicht einfach der Ritus der Aufnahme in eine religiöse Gemeinschaft, deren Ansichten man weitgehend und deren Riten man teilt.
Taufe heißt: Verbunden werden mit dem Tod und Auferstehung Christi, eine geschenkte Freiheit zu bekommen von der Macht der Sünde, die Freiheit der Kinder Gottes und des unzerstörbaren Lebens. Zugehörigkeit zum dreifaltigen Gott. Veränderung des Standpunktes in dieser Welt. Davon waren die frühen Christen überzeugt. Und sie mussten die bittere Erfahrung machen, die in diesem Evangelium heute auch angesprochen wird: die Erfahrung, dass bestehende soziale Beziehungen zerbrechen, durch das Bekenntnis zu Jesus - oder dass Entfremdung eintritt. Das geschieht auch heute noch, wieder, und auch bei uns. Aber es geschieht auch das andere: Dass neue, unerwartete, Brüder und Schwestern gefunden werden.
In diesem Evangelium geht es um den dringenden Wunsch Jesu, dass die Welt umgestaltet werde durch das Feuer, das sie nicht aus sich hervorbringen kann.
Das Feuer, das von Gott kommt. Und es beginnt sehr klein.
Es beginnt nicht großartig mit vielen Erfolgen, sondern auch durch Leid hindurch. Bei Ihm und bei denen, die Ihm folgen.
Der Geist des Herrn erfüllt das All
Mit Sturm und Feuersgluten.
Er krönt mit Jubel Berg und Tal.
Er lässt die Wasser fluten.
Ganz überströmt von Glanz und Licht
Erhebt die Schöpfung ihr Gesicht,
Frohlockend: Halleluja!
Der Geist des Herrn treibt Gottes Sohn,
Die Erde zu erlösen.
Er stirbt, erhöht am Kreuzes Thron
Und bricht die Macht des Bösen.
Als Sieger fährt er jauchzend heim
Und ruft den Geist, dass jeder Keim
Aufbreche: Halleluja!
Der Geist des Herrn durchweht die Welt
Gewaltig und unbändig.
Wohin sein Feueratem fällt,
Wird Gottes Reich lebendig.
Da schreitet Christus durch die Zeit,
In seiner Kirche Pilgerkleid.
Gott lobend: Halleluja!
(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
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