Bischof Bätzing: Ruf nach Reformen kein billiger Zeitgeist

„Das ist nicht billige Zeitgeistigkeit, die immer wieder diffamierend unterstellt wird. Es ist der beständige Weg der Kirche seit ihren Anfängen“, sagte Bätzing am Sonntag in Essen. Mit neuen Aspekten könne „dem eklatanten Gesichtsverlust“ etwas Positives entgegengesetzt werden.

Mit Blick auf Reformgegner aus dem In- und Ausland fügte der Bischof hinzu: „Wer sich heute dem Dialog mit der Gegenwart entzieht, ja, ihn programmatisch zurückweist, der verliert jegliche Möglichkeit, die Gegenwartskultur auch kritisch verändernd zu durchdringen und Menschen von heute für das Evangelium Jesu Christi zu gewinnen.“ Die gegenseitige Veränderung von Kirche und Welt habe dagegen zu einer „beispiellosen Erfolgsgeschichte“ geführt, so Bätzing.

„Völlig ungeschichtlich“

In seiner Predigt zur Feier der traditionellen Ludgerustracht bezog sich Bätzing auf den heiligen Liudger (742-809), Gründer des Klosters in Essen-Werden. Die damalige Missionsbewegung hätte ihr Potenzial kaum zur Geltung bringen können, wenn sie nicht auf die anderen Kulturen zugegangen wäre, sagte Bätzing, der Bischof von Limburg ist. Er bezeichnete die Darstellung, die Kirche habe keine Vollmacht, ihre Lehre zu verändern, als „völlig ungeschichtlich“.

Die katholische Kirche in Deutschland berät derzeit auf dem sogenannten „Synodalen Weg“ über Reformen. Damit will sie Vertrauen wiedergewinnen, das infolge des Missbrauchsskandals verloren gegangen ist. Von kommendem Donnerstag bis Samstag findet die vierte Synodalversammlung in Frankfurt am Main statt. Es geht dabei u.a. um die Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche.

(kna – mg)