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Kard. Christoph Schönborn Kard. Christoph Schönborn  

Schönborn: „Papst wirkte nicht wie jemand, der vor Rücktritt steht“

Der Wiener Erzbischof sprach im Interview mit Kathpress nach seiner Rückkehr aus Rom über seine Erfahrungen bei der jüngster Kardinalsversammlung.

Wird Papst Franziskus bei der Kardinalsversammlung im Vatikan seinen Rücktritt erklären, wie einst Papst Benedikt XVI.? - Über diese Frage war zuletzt viel spekuliert worden. Es kam nicht nur anders, der Papst habe vielmehr bei den Beratungen „so präsent und so klar in seinen Orientierungen und Linien“ gewirkt, dass jeder weiteren Spekulation eine Abfuhr erteilt werden müsse. Das hat Kardinal Christoph Schönborn in einem Kathpress-Interview am Mittwoch nach seiner Rückkehr aus Rom betont. „Papst Franziskus wirkt absolut nicht wie jemand, der kurz vor dem Rücktritt steht", so der Wiener Erzbischof. Im Gegenteil: „Trotz aller Schwierigkeiten seines Amtes habe ich den Eindruck: Er macht das mit Freude, mit Energie und großer Gelassenheit.“

Hier eine ausführliche Fassung des Beitrags zum Hören:

Die Gerüchte und Spekulationen, die im Vorfeld der Versammlung die Runde machten, schob Schönborn auf die Sommerzeit und den Druck der „Vatikanisti“, „liefern zu müssen“. Außerdem seien die Spekulationen angesichts der Reise des Papstes zum Grab Coelestins und der Erinnerung an den Rücktritt Papst Benedikts XVI. im Rahmen eines Konsistoriums naheliegend – „das ist erklärbar, aber vom Papst aus betrachtet zugleich völlig unberechtigt“.

„Es wurde intensiv in Sprachgruppen diskutiert“

Darüber hinaus gab der Wiener Erzbischof, der selber eine der Sprachgruppen als Moderator leitete, Einblicke in die Beratungen zum Stand bzw. zur anstehenden Umsetzung der Kurienreform. Dieser hatte Papst Franziskus mit der Konstitution „Praedicate Evangelium" neuen Schub verliehen und etwa eine Öffnung höchster Ämter in der Kurie für Laien in Aussicht gestellt sowie die zeitliche Begrenzung der Amtszeiten für Kuriale verfügt. Über diese Fragen sei intensiv diskutiert worden, so Schönborn.

Mehr Laien an Kurie

„Es wird sicher eine Reihe von Dikasterien geben, die von Laien geleitet werden. Das kommt“, zeigte sich Schönborn überzeugt. Persönlich könne er sich etwa neben der bereits bestehenden Leitung des Dikasterium für Kommunikation durch einen Laien (Paolo Ruffini) auch weitere Dikasterien in Hand von Nicht-Geweihten vorstellen. Konkret denke er da etwa an das neue Dikasterium für Erziehung und Kultur, das er sich sehr gut in der Hand eines Laien - ob männlich oder weiblich - vorstellen könne.

Auch die Begrenzung der Amtszeit für Kuriale auf fünf Jahre (und eine mögliche Verlängerung um weitere fünf Jahre) sei zu begrüßen: So falle es Bischöfen leichter, bewährte eigene Mitarbeiter an die Kurie zu entsenden, wenn diese in einem überschaubaren zeitlichen Horizont wieder zurückkehren werden. „Man darf nicht auf die Kurie schimpfen, wenn man nicht gute Leute hinschickt“, so Schönborn.

Vatikanische Finanzverwaltung sehr gut aufgestellt

Im Rahmen der Kardinalsversammlung kam dem Wiener Erzbischof außerdem die Aufgabe zu, über die Entwicklung bei der Vatikanbank IOR zu berichten. Schönborn gehört unter anderem dem über das IOR wachenden Kontrollgremium an. Die Bank habe sich seit 2013 sehr gut entwickelt und nehme nun eine auch international von Agenturen und anderen Banken anerkannte Vorreiterrolle in der vatikanischen Finanzverwaltung ein. „Die Vatikanbank hat ihre Hausaufgaben gemacht“, bilanzierte Schönborn. Dies sehe man auch daran, dass inzwischen 45 internationale Banken einen Finanzverkehr mit dem IOR pflegen.

Diese Neuaufstellung der Vatikanbank sowie die Schaffung eines Wirtschaftssekretariats, die Arbeit der vatikanische Finanzaufsichtsbehörde (ASIF) und des General Auditors würden dafür Sorge tragen, „dass solche Dinge wie der Londoner Skandal in Zukunft nicht mehr passieren können“, zeigte sich Schönborn überzeugt. Zudem wies er darauf hin, dass die Aufdeckung des Skandals „ja nicht von außen kam, sondern von innen, vom IOR“, nachdem diesem Unregelmäßigkeiten aufgefallen seien. „Das ist ein erfreuliches Zeichen, dass die vatikanischen Einrichtungen inzwischen so gute Standards haben, dass sie auch Selbstreinigungsprozesse in Gang setzen können“, so der Wiener Erzbischof.

(kap-skr)
 

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01. September 2022, 12:57