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Energiekrise: Jesuit fordert „starke Kirche für die Schwachen“

„Wir brauchen eine starke Kirche für die Schwachen. Dafür erwarte ich mir als Jesuit in der Energiekosten-Frage einen deutlich stärkeren Einsatz der Verantwortlichen in den Diözesen und in den Orden.“

Das hat der der Leiter des Jesuitenkollegs in Innsbruck, Pater Christian Marte, in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress eingefordert. Auch die Theologischen Fakultäten sollten ihre Spielräume hier stärker als bisher nützen, so Marte: „Wir müssen die politisch Verantwortlichen drängen, sich in der Energiekosten-Frage für die einzusetzen, die keine Lobby haben - das ist, von Jesus her gesehen, die primäre Zielgruppe unserer Institutionen. Sonst braucht es uns als Kirche nicht.“

Über den kirchlichen Rahmen hinaus führt der Jesuit in seiner Stellungnahme auch höchst kritische Anfragen an die Energiewirtschaft wie auch die Politik an. So schreibt er u.a.: „Wer erhält das Geld aus den explodierenden Energiepreisen? Zu einem großen Teil wohl die Gas- und Öl-Lieferanten. Und was geschieht damit? - Russland finanziert den Krieg in der Ukraine, auch mit unserem Geld.“

Energie sparen, wo es nur geht

Marte ermutigt zum „Energie sparen, wo es nur geht“, es brauche zudem auch einen staatlichen NPO-Energie-Fonds zur Kompensation der steigenden Energiekosten, zumindest für jenen Teil, der nicht eingespart werden kann. Dieser Fonds müsse Caritas-Einrichtungen ebenso zugänglich sein wie Pfarren, Ordenshäusern, Bildungshäusern, Behinderten- und Altenheimen sowie Sport- und Kulturvereinen.

Subventionen könnten aber nur temporär eine Lösung sein. Subventionen hätten immer den Charakter von Gnadenakten. Darum müsse grundsätzlicher über die rechtliche Struktur der Energie-Versorgungs-Unternehmen (EVU), ihren primären Auftrag sowie über die Preisgestaltung für Endabnehmer bei Energie nachgedacht werden.

Bis 2000 war der österreichische Strommarkt staatlich stark reguliert, erinnert Marte. Mit 1. Oktober 2001 erfolgte die Liberalisierung: Strom wurde ein Produkt, das von privaten Firmen gehandelt wird. Die EVUs wurden zu individuellen Markt-Teilnehmern, die nun vor allem ihr Unternehmensziel verfolgten. Sie optimierten ihre Betriebe und lieferten Erträge an die großteils öffentlichen Eigentümer, und damit in die Bundes- und Landesbudgets. Die Gründungsidee der regionalen Daseinsversorgung sei in den Hintergrund getreten. Doch das Ursprungs-Anliegen dürfe nicht verloren gehen, mahnt Marte: „Hier sollte man neue gesetzliche Regelungen ausarbeiten, die den Versorgungsauftrag stärker als bisher verankern.“

Marktwirtschaftlich richtig wäre es, so der Jesuit, „dass EVUs ihren Kunden direkt etwas zurückgeben, was aktien- und gesellschaftsrechtlich auch möglich ist. Geschieht dies nicht, muss das Marktdesign fundamental neu gedacht werden - auch mit der Möglichkeit zur Rückkehr in die Zeit vor Oktober 2001.“

Mehr Photovoltaik-Anlagen

Der Jesuit plädierte weiters für wesentlich mehr Photovoltaik-Anlagen. Photovoltaik sei ökologisch geboten, ökonomisch sehr sinnvoll und politisch klug, weil dadurch etwa auch weniger Geld an kriegführende Öl- und Gas-Produzenten fließe. Bei der Photovoltaik müsse sich aber auch das Bundesdenkmalamt bewegen, fordert der Jesuit: „Die Vorstellung, dass auf Kirchendächern prinzipiell keine PV-Anlagen sein sollen, ist heute absurd. Spätestens nach der Enzyklika Laudato Si' von Papst Franziskus ist diese Vorschrift seitens der Kirche nicht mehr akzeptabel. Gerade auf Kirchendächer gehören PV-Anlagen!“

P. Christian Marte ist seit 2018 Rektor des Jesuitenkollegs Innsbruck. Er studierte Wirtschaft, Philosophie und Theologie in Innsbruck, München und London. In Innsbruck ist er auch Gefängniskaplan.

(kap - pr)
 

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16. Oktober 2022, 11:53