Ordensoberin: Kirche muss demokratiefähig werden
Das betonte die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen im Interview der „Salzburger Nachrichten“ an diesem Wochenende. „Wenn die Kirche in unserem Kulturkreis keine echte Beteiligung und Mitbestimmung herstellt, marginalisiert sie sich immer mehr“, warnte Ganz. „Die Menschen sind gewohnt, dass sie aktiv mitbestimmen können. Es zählen das bessere Argument und die bessere Einsicht. Eine rein machtbasierte Basta-Politik aufgrund der Weihegewalt wird dem nicht gerecht.“
Aktuell werde so getan, als ob die hierarchische Verfassung „unauflöslich in die DNA der katholischen Kirche eingeschrieben“ sei, kritisierte die Generaloberin. Hier gelte es jedoch Evangelium und Kirchengeschichte auseinanderzuhalten. „Die Hierarchie ist eine historisch gewachsene Größe. Die muss man hinterfragen dürfen. In erster Linie muss es uns doch um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit gehen statt um kirchlichen Machterhalt.“ Sie selbst sei als Generaloberin letztverantwortlich für ihre franziskanische Gemeinschaft. „Aber in unseren Kapiteln fassen alle Schwestern gemeinsam Beschlüsse, die ich dann umzusetzen habe.“
„Dem Zweiten Vatikanum zum Durchbruch verhelfen“
Alles, was jetzt bei synodalen Prozessen und den Beratungen von Laien und Bischöfen in der Kirche geschehe, sei „Frucht des Zweiten Vatikanums, die jetzt wirksam wird“, so Ganz weiter mit Blick auf das am 11. Oktober vor 60 Jahren eröffnete Zweite Vatikanische Komnzil (1962-65). „Wir sind mit Papst Franziskus dabei, dem Zweiten Vatikanum zum Durchbruch zu verhelfen, zum Beispiel bei der Überwindung der Ständehierarchie durch die Betonung der gleichen Würde aller Getauften.“
Ein nächstes Konzil in der katholischen Kirche, das auch Themen wie Frauenweihe, Pflichtzölibat oder Sexualmoral auf weltkirchlicher Ebene behandeln könnte, sieht Ganz „in den nächsten 10 bis 20 Jahren“ - und zwar „mit einer spürbaren Beteiligung von Frauen und Männern als Laien in der Konzilsaula“. Die Digitalisierung trage wesentlich dazu bei, „dass wir viel mehr wissen, was in anderen Teilen der Weltkirche geschieht, und auch Vorbereitungsprozesse können viel schneller laufen“, zeigte sich die Generaloberin überzeugt. „Zwischen dem Ersten und Zweiten Vatikanum sind 90 Jahre vergangen, warum sollen nicht zwischen dem Zweiten und Dritten Vatikanischen Konzil nur 70 Jahre vergehen?“
(kap – sk)
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