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D: Kurschus würdigt katholischen Mut

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, bewundert den Mut, mit dem die katholische Kirche im Land Reformen angeht. Das sagte sie am Sonntag zum Auftakt der EKD-Synode in Magdeburg.

Kurschus führte aus, das Verhältnis der evangelischen zur katholischen Kirche habe in Deutschland „ein besonderes Gewicht“. Sie würdigte, dass es „so viel regelmäßigen Austausch und gemeinsame Termine“ gebe.

„Mein Antrittsbesuch bei Bischof Bätzing, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, war für den 25. Februar terminiert, also am Tag nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Ein unerwarteter und schrecklicher ökumenischer Kairos. Uns beiden war klar: Jetzt sind wir Kirchen mit einer gemeinsamen Stimme gefragt. Und wir haben sie gemeinsam erhoben.“

Annette Kurschus ist EKD-Ratsvorsitzende
Annette Kurschus ist EKD-Ratsvorsitzende

„Wir werden uns nicht mehr grundsätzlich auseinanderdividieren lassen“

Ihr Gespräch mit Bischof Georg Bätzing sei „bemerkenswert offen“ gewesen, so Kurschus, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist. Das evangelisch-katholische Verhältnis in Deutschland beschrieb sie vor den Synodalen als „stabil“.
„Wir wollen und werden uns nicht mehr grundsätzlich auseinanderdividieren lassen und können einander auch unsere Befürchtungen und Nöte ehrlich eingestehen.“

Der „Vertrauensverlust beider Kirchen“ führt die römisch-katholische Kirche nach Kurschus‘ Beobachtung „in eine viel existenziellere innere Zerreißprobe als die evangelische Kirche“. „Davon bleibt auch unser ökumenisches Miteinander nicht unberührt. Ich bewundere als evangelische Christin den Mut, mit der in der katholischen Kirche substanzielle Kernfragen des eigenen Selbstverständnisses diskutiert werden. Da geht es radikal an die Wurzeln.“

„Frustrationspotential und Risiken“

Allerdings führe „das Bestreben, sich zu öffnen und gleichzeitig katholisch zu bleiben“, die katholische Kirche „in vielfältige Spannungen“. „Welches Frustrationspotential und welche Risiken dies birgt, konnte man bei der letzten Versammlung des Synodalen Weges eindrücklich beobachten.“

EKD-Ratsvorsitzende Kurschus über den Synodalen Weg und die Ökumene - ein Bericht von Radio Vatikan

Kurschus, die seit November letzten Jahres an der Spitze der Evangelischen Kirche Deutschlands steht, berichtete auch von einer Begegnung mit Kardinal Koch in Rom im Sommer dieses Jahres. „Diese Begegnung war ebenso offen und ehrlich wie ernüchternd - etwa im Blick auf die kritischen Positionen Roms zum Synodalen Weg in Deutschland und zum Votum des Ökumenischen Arbeitskreises ‚Gemeinsam am Tisch des Herrn‘.“

Nicht alle Fragen lösen, bevor man gemeinsam handelt

Der Arbeitskreis hatte sich 2020 für eucharistische Gastfreundschaft ausgesprochen, doch dem hatte die Glaubenskongregation postwendend eine Absage erteilt: Die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis seien zu groß.

Kurschus positionierte sich ökumenisch folgendermaßen: „Es müssen nicht alle Konflikte gelöst und nicht alle Fragen beantwortet sein, um gemeinsam zu handeln. Manchmal hilft es ungemein, wenn wir uns zusammen für Dritte einsetzen, zum Beispiel Geflüchtete unterstützen oder gemeinsam den ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit beschreiten und dabei spüren: Es geht nicht um uns, sondern um Christus in dieser Welt.“

Niemand solle solche „Kooperationsökumene“ kleinreden, bat die EKD-Ratsvorsitzende. Es gehe um die „gemeinsame Suche“ nach „neuen Formen von Kirche“. „Das ist ein mühsamer Weg in manche Tiefe, aber ein Weg mit Verheißung.“

(vatican news – sk)
 

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07. November 2022, 12:32