Österreich: Bischöfe rufen im Advent zu Zuversicht und Mut auf
Unter dem Titel „Werft eure Zuversicht nicht weg“, entnommen aus dem Hebräerbrief (10,35), wolle man besonders diejenigen ermutigen, „die gerade schwierige Zeiten erleben“, so die Bischöfe in dem Schreiben. Das Leben vieler Menschen in Österreich sei aktuell geprägt von Verunsicherung, Ängsten und dem Gefühl, einer schwierigen Zukunft entgegenzugehen. „Der spürbare Klimawandel, die noch nicht überwundene Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Teuerung und Inflation führen immer mehr dazu, dass das Leben für viele zur Überlebensfrage geworden ist“, betonten die Bischöfe.
Dieser Unsicherheit gelte es, mit Zuversicht und Gottvertrauen zu begegnen. Zuversicht sei eine „innere, stille, von Gott geschenkte Kraft, die neue Energien des Herzens freilegt“. Zuversichtliche Menschen stärkten sich gegenseitig und wirkten heilsam auf ihre Umgebung, so die Überzeugung der Bischöfe. „Sie haben Augen und Herzen, die konkrete Not und Trostlosigkeit wahrnehmen - und diese im Gebet Gott anvertrauen.“ Gott wisse, was uns nottut. „Werfen wir daher unsere Zuversicht nicht weg. Vertrauen wir auf das Gute, vertrauen wir auf Gott!“
Solidarität und Einfühlsamkeit leben
Die Krisensituationen würden Entscheidungen vonseiten der Politik, Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, aber auch von der Zivilgesellschaft nötig machen, so die Bischöfe. Vor allem brauche es „von uns allen die klare Entscheidung zum Miteinander, sodass niemand übersehen wird oder auf der Strecke bleibt“, forderten sie. Auch darin erweise sich, ob man eine „synodale Kirche“ sei, wie es Papst Franziskus deutlich vorgegeben habe, „eine Kirche in aufmerksamer Weggemeinschaft mit den Menschen“.
Mit Verweis auf den Apostel Paulus und die heilige Karmelitin Edith Stein (1891-1942), die vor 80 Jahren von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet wurde, warben die Bischöfe auch für mehr Einfühlsamkeit und Solidarität. So habe Stein die „Einfühlung“ geprägt und danach selbst gelebt. „Einfühlung“ bedeute, sich in die Situation anderer Menschen hineinzudenken und deren Bedürfnisse und Grenzen in den Blick zu nehmen - ihre Schmerzen und Ängste, ihre Freuden und Kränkungen. Durch „wirkliche Einfühlung“ komme es zu „aufmerksamen Begegnungen, die auch in schwierigen Situationen aufrichten“. Diese „Einfühlsamkeit“ sei nun auch nach den Verwerfungen und gegenseitigen Verurteilungen während Pandemie gefragt, zeigten sich die Bischöfe überzeugt.
Der Apostel Paulus hingegen sei ein Beispiel für gelebte Solidarität. „Einer trage des anderen Last.“ (Gal 6,2a) schrieb dieser in einem seiner Briefe. Dazu nötig seien lebendige und belastbare Gemeinschaften, konkret vor allem Familien, Freundschaften, Pfarrgemeinden, Vereine und soziale Initiativen. „In Gemeinschaft erleben wir, dass wir manchmal diejenigen sind, die andere durch schwierige Zeiten hindurchtragen.“ Diese „tragende Gemeinschaft“ gelte es zu verstärken, denn „nichts scheint angesichts der Bedrängnisse unserer Zeit wichtiger zu sein, als das Verbindende zu suchen und zu stärken“, so die Bischöfe.
In der momentanen Ungewissheit, falle es niemandem leicht, Zuversicht zu leben. „Das Gefühl der Ohnmacht und Ermüdung kennen wir alle.“ Zuversicht sei aber mehr als ein „naiver Optimismus“. Der Advent gebe Gelegenheit, um das „Vertrauen in die tröstende Gegenwart Gottes“ zu erneuern. Darin erschließe sich für Christinnen und Christen auch die Quelle aller Zuversicht. „Sie ist kein leeres Versprechen, denn Gott mischt sich von Neuem in unser verwundetes und nervöses Leben ein.“
Jesus sei dabei die „Zuversicht in Person“, in ihm habe sich Gott „angreifbar und verwundbar in unsere menschliche Geschichte eingeschrieben“. „Mit ihm ist jederzeit ein Neubeginn möglich, jederzeit Vergebung. In Jesus ist auch unsere Zuversicht begründet, dass nicht Hass und Krieg das letzte Wort haben, sondern ein Friede, der jede Entzweiung überwinden kann. Mit dieser Gewissheit können wir uns selbst und andere aufrichten“, so die Bischöfe.
(kap – mg)
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