Ordensprovinz Österreich-Südtirol der Kapuziner wird aufgeteilt
Die Entscheidung habe der Generalminister der Kapuziner weltweit, Br. Roberto Genuin, im italienischen Frascati bekanntgegeben, hieß es in einer Pressemitteilung des Ordens vom Dienstag. Demnach sind die Niederlassungen in Wien, Wiener Neustadt, Leibnitz und Klagenfurt ab sofort als „Delegation Wien“ Teil der Krakauer Provinz. Die Klöster Feldkirch, Irdning, Innsbruck und Salzburg gehören als „Delegation Tirol“ der Deutschen Provinz an, die Südtiroler Niederlassungen Bozen, Brixen, Bruneck, Meran und Neumarkt der venezianischen Provinz.
Dass im Orden die Zusammenarbeit immer wichtiger werde, hob in der Aussendung der Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Bruder Helmut Rakowski, hervor. Unterstützt aus Deutschland, Polen und Italien, solle die neue Struktur „die Präsenz des Ordens in Österreich und Südtirol sichern“. Leitungsdienste und organisatorische Aufgaben werde man zusammenfassen, „damit die Kräfte freibleiben für den eigentlichen Auftrag der Brüder: das Leben in Gebet und Gemeinschaft und den Dienst an den Menschen“, so Rakowski.
Bruder Erich Geir, der ehemalige Provinzial der Provinz Österreich-Südtirol, sprach von einem „großen Wandel, dem wir uns als Kapuziner in ganz Europa stellen müssen und wollen“. Immer wieder habe sich die Provinz in ihrer Geschichte gewandelt, auch über Ländergrenzen hinweg. Auf die vergangene gemeinsame Geschichte blicke man „dankbar“ zurück.
Sinkende Brüderzahl und wirtschaftliche Situation ausschlaggebend
Die wichtigsten Gründe für die Neuaufstellung der ehemaligen Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol sind die sinkende Brüderzahl und die wirtschaftliche Situation des Ordens. Immer mehr Brüder können aufgrund ihres Alters weniger Tätigkeiten verrichten. Außerdem reicht die Zahl der Neueintritte in den Orden bei weitem nicht aus, um die zahlreichen Aufgaben in den Niederlassungen auch in Zukunft in gleicher Intensität weiterführen, hieß es in der Aussendung.
„Wir schließen kein Buch, sondern schlagen eine neue Seite auf und beginnen nun, diese neue Seite zu beschreiben“, erklärte der Kapuziner-Generalrat Bruder Pio Murat. Nach der gefallenen Entscheidung stehen nun in den kommenden Tagen weitere Änderungen an. Vertreter der neu entstandenen Delegationen, die Delegaten, werden laut der Ankündigung in den nächsten Tagen ernannt. Zudem gehe es in den kommenden Wochen auch darum, die Auswirkungen der Neuordnung auf die zivilen, administrativen und wirtschaftlichen Belange der ehemaligen Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol zu klären.
Die Kapuziner in Österreich
Die Geschichte des Kapuzinerordens in Österreich reicht bis ins Jahr 1593 zurück, als in Innsbruck das erste Kloster gegründet wurde. 1605 kam es zur Errichtung der selbstständigen Tiroler Provinz, die damals auch Bayern umfasste. Gut 60 Jahre später war die Zahl der Brüder so angestiegen, dass der bayerische Teil abgespalten wurde. Im frühen 17. Jahrhundert gab es je eine Kapuzinerprovinz Tirol, Steiermark und Österreich-Böhmen. 1928 kam es dann durch die zehn Jahre zuvor geschehene Abtrennung von Südtirol an Italien zu einer zwangsweisen Teilung in die Nordtiroler Kapuzinerprovinz und die Kapuzinerprovinz Brixen.
Die Vorgeschichte der einstigen Wiener Ordensprovinz begann ab 1600, als mit Klöstern in Wien, Prag und Graz ein Österreichisch-Böhmisch-Steirisches Kommissariat gegründet wurde, das schon kurz darauf in ein Österreichisch-Böhmisches und ein Steirisches Kommissariat geteilt wurde, woraus in den Jahrzehnten danach zwei weitere Provinzen entstanden, die sich erst 1928 wieder vereinten. Vor 15 Jahren gingen die Wiener und die Nordtiroler Provinz zusammen zur länderüberschreitenden Kapuzinerprovinz Österreich-Südtirol. In dieser lebten und arbeiteten schon lange polnische Kapuziner aus der Provinz Krakau mit.
(kap - cs)
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