September 2021: Bischof Bertram Meier in Audienz bei Papst Franziskus September 2021: Bischof Bertram Meier in Audienz bei Papst Franziskus 

Bischof Meier: Gedanken zum Welttag der Armen 2022

Der Welttag der Armen, den Papst Franziskus erstmals 2017 für die katholische Kirche ausgerufen hat, wird in diesem Jahr am 13. November begangen. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bertram Meier, lädt zu diesem Anlass dazu ein, „neu über unser Leben und die Liebe zu den Armen nachzudenken.“

„Viele erleben die vergangenen Jahre und Monate als Krisenzeit: Die Corona-Pandemie, die Klimakrise und der Krieg gegen die Ukraine – gleich mehrere Krisen bedrohen und bedrücken uns,“ erklärt der Augsburger Bischof. „Noch ist nicht abzusehen, wie viele weitere Opfer diese Krisen fordern werden, aber es werden nicht wenige sein. So zeichnet die in diesen Tagen stattfindende UN-Klimakonferenz in Ägypten ein dramatisches Bild der Konsequenzen des Klimawandels, die insbesondere arme Menschen und Länder treffen werden.“

Die Botschaft des Papstes erinnere an die Solidarität unter den ersten Christen, stelle diese in den Kontext der weltweiten Armut heute und führe beispielhaft die Sammlungen in Korinth für die Gemeinde in Jerusalem an, für die sich der Apostel Paulus stark gemacht habe. „Paulus begründet die Solidarität über den eigenen lokalen Kontext hinweg theologisch, indem er auf Christus verweist: ‚Jesus Christus wurde euretwegen arm‘, schreibt er den Korinthern (vgl. 2 Kor 8,9). Dieses Zitat stellt Papst Franziskus über seine Botschaft und interpretiert es in unsere Zeit hinein.“

Dabei unterstreiche Franziskus die praktische Seite der Solidarität, fährt Meier fort: „‚Angesichts der Armen nützen keine großen Worte, sondern man krempelt die Ärmel hoch und setzt den Glauben durch das persönliche Engagement in die Praxis um, welches nicht an andere delegiert werden kann.‘ Eine solche Solidarität hat eine existenzielle Tiefe, auch das stellt Papst Franziskus klar: ‚Wir sind nicht auf dieser Welt, um zu überleben, sondern damit allen ein würdiges und glückliches Leben ermöglicht wird.‘

In Deutschland erhielten rund zwei Millionen Hilfsbedürftige Lebensmittelunterstützung durch die Tafeln, die in vielen Orten sowohl große Unterstützung als auch große Nachfrage erfahren. Letztere sei seit Jahresbeginn um 50 Prozent angestiegen.

„Als Vorsitzender der Kommission Weltkirche war ich zuletzt in der Ukraine und in mehreren Nachbarländern der Ukraine, wo ich viel über die Situation der ukrainischen Flüchtlinge erfahren habe,“ heißt es in der Stellungnahme weiter. „Viele betrauern den Tod von Angehörigen und Freunden und haben alles verloren, was man ‚Hab und Gut‘ nennt. Andere berichteten mir von der großen Hilfsbereitschaft, die sie auf der Flucht erfahren haben und bis heute erfahren.“

Ob es um Arme in Deutschland, in Europa oder weltweit gehe, sei für uns Christen also nicht so relevant, stellt der Augsburger Bischof fest. „Längst haben wir die Möglichkeiten, uns auch den Fernen als Nächste zu erweisen. So führen uns die Armen zu dem, was im Leben wirklich zählt und was uns niemand nehmen kann: zur wahren und unentgeltlichen Liebe, die in praktischer Solidarität greifbar wird. Dies dürfen wir bei allen Diskussionen über unseren Glauben und über die Kirche, wie wir sie in den synodalen Prozessen gerade führen, nicht vergessen.“

Daher seine abschließende Bitte:

„Lassen Sie uns zum Welttag der Armen also neu über unser Leben, unseren Glauben und die Liebe zu den Armen nachdenken. Die Botschaft von Papst Franziskus bietet dazu reichlich Impulse. Wir werden dann vielleicht erleben, dass uns die großen Krisen unserer Zeit zum Wesentlichen führen können: zur Liebe Gottes zu uns und besonders zu den Armen.“

(pm – skr)

 

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09. November 2022, 13:06