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Schweiz: Palliativmedizin muss gefördert werden

Menschen sollen so gut im Leben begleiten werden, dass sie den Weg in den begleiteten Suizid gar nicht gehen wollen. Das sagt Alt-Abt Martin Werlen. In seinem Heimatkanton Wallis hatte die Kirche eine Volksabstimmung verloren: Künftig sind alle Heime verpflichtet, Organisationen in ihre Räumlichkeiten zu lassen, die einen assistierten Suizid anbieten.

Der frühere Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, stammt aus dem Wallis. Er sagt: „Wir haben mit der Palliative Care viele Möglichkeiten, Menschen ganzheitlich zu begleiten. Zwar lebe er seit 40 Jahren nicht mehr im Wallis. Trotzdem habe er dazu Stellung genommen und am Abstimmungssonntagabend auf Twitter geschrieben: „Mit der Entscheidung kann ich gut leben. Ich habe aber die Hoffnung, die Menschen können in unseren Heimen so gut begleitet leben, dass sie die Hoffnung nie verlieren.“ Die große Herausforderung sei nicht gewesen, „grundsätzlich Ja oder Nein zur Sterbehilfe zu sagen oder ob sie in den Heimen erlaubt sein soll“. „Viel wichtiger ist es, Menschen, die Pflege brauchen, die krank sind, so gut im Leben zu begleiten, dass sie den Weg in den begleiteten Suizid gar nicht gehen wollen“, so der Benediktiner.

„Wir dürfen diese Menschen nicht alleine lassen. Wir haben mit der Palliative Care viele Möglichkeiten, Menschen ganzheitlich zu begleiten, auch wenn sie schwer krank sind“, fügt er an. So würden sie Respekt und Liebe erfahren. Er habe viele Menschen in den letzten Monaten, Wochen, Tagen ihres Lebens begleitet. Dabei habe er immer wieder beobachtet, „was da für Prozesse vor sich gehen“. Es seien Prozesse des Loslassens und der Reifung. „Ich hoffe, dass ich in einem Zustand der Krankheit und Mutlosigkeit nicht Menschen begegnen werde, die mich darin bestärken, mein Leben abrupt zu beenden. Ich hoffe, dass ich dann auf Menschen treffen werde, die mir Hoffnung machen und mich im Leben begleiten, zu dem auch der Tod gehört“, so Werlen.

Die Gefahr sei groß, dass man alte und kranke Menschen abschiebe und vergesse. „Das Abstimmungsresultat hat mich daran erinnert, mich wieder bewusst um Menschen zu kümmern, denen es nicht gut geht. Sich melden, anrufen, schreiben, Besuche machen. Das gehört zu der Berufung der Getauften. Wir müssen ganzheitlich denken und nicht nur einen Abstimmungskampf im Auge behalten“, schreibt Werlen.

Der 60jährige Benediktiner Martin Werlen war von 2001 bis 2013 Abt des Klosters Einsiedeln und des Klosters Fahr. Seit 2020 steht er der Propstei St. Gerold im Großen Walsertal in Vorarlberg vor. Er stammt aus dem Wallis äußert sich im Interview mit dem „Walliser Boten“ (Dienstag) zur Volksabstimmung über ein Recht auf Sterbehilfe in Pflegeheimen.

(kath.ch – mg)

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27. Dezember 2022, 12:59