Dritter Advent Dritter Advent 

Unser Sonntag: Gott ist gegenwärtig und nahe

Pater Stefan Geiger nimmt den Gedanken des Hl. Bernhard von Clairvaux von einer dreifachen Ankunft des Herrn auf. Das erste Kommen war die Menschwerdung, das zweite wird das Kommen des Menschensohnes am Ende der Zeiten sein. Das mittlere Kommen (adventus medius) ist verborgen.

Stefan Geiger, OSB

Mt 11, 2-11
3. Adventsonntag


Der dritte Adventsonntag ist angebrochen. Das Fest der Geburt des Herrn rückt näher und so lenkt uns die Liturgie besonders auf die innere Bereitung dieses Festes hin. Der Blick richtet sich nun vom endgültigen Kommen des Herrn am Ende der Zeiten hin zum ersten Kommen Gottes in Jesus Christus in Bethlehem. Gott wird Mensch – Gott ist uns nahe geworden.

Hier zum Nachhören

Zeit der Erwartung – Zeit der Erfüllung

Es gibt zwei große biblische Gestalten, die den Advent prägen: Johannes der Täufer und die Gottesmutter Maria. Mit beiden beginnt etwas Neues, aber beide wissen sich auch in einer großen Geschichte verwurzelt. In beiden wird Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart lebendig und konkret. Am heutigen 3. Adventsonntag wird uns die Person des Täufers Johannes vor Augen gestellt. Seine Person lässt die Zukunft ganz nahe sein. Im Evangelium hören wir von der allgemeinen Stimmung und Atmosphäre, welche im Volk herrschte: „Das Volk war voll Erwartung“ (Lk 3,15).

UNSER SONNTAG mit Pater Stefan Geiger OSBI Sonntag - 11.12.22

Anzeichen des Ersehnten

Es ist eine Haltung der Erwartung, welche die Zukunft schon in die Gegenwart vorgreifen will, welche besonders offen und sensibel für die Vorzeichen und Anzeichen des Ersehnten und Erhofften ist. Wir kennen selber solche Situationen: wenn etwas lang Erwartetes kurz vor dem Eintreffen steht; wenn wir vor dem Fest alles bereitet haben und nun auf die Ankunft der Gäste warten; wenn die Kinder am Heiligen Abend mit leuchtenden Augen auf das Öffnen der Tür und den hell erleuchteten Christbaum warten. Dann liegt die Zukunft schon zum Greifen nahe, dann ist die Gegenwart von dieser Zukunft erfüllt. Unsere Zukunft als Christen aber ist eine eine Person; unsere Erwartung ist Begegnung mit Gott in Person.

Das Kommen Christi in unsere konkrete Gegenwart

Der Hl. Bernhard von Clairvaux spricht von einer dreifachen Ankunft des Herrn – darauf hat Papst Benedikt XVI. des Öfteren hingewiesen. Das erste Kommen war die Menschwerdung, das zweite wird das Kommen des Menschensohnes am Ende der Zeiten sein. Dann gibt es ein drittes Kommen, so der Hl. Bernhard, das zwischen den beiden anderen liegt, das mittlere Kommen (adventus medius), welches verborgen ist: „Nur die Auserwählten schauen ihn in ihrem Inneren, und ihre Seelen werden gerettet.

„Der Herr kommt durch sein Wort; er kommt in den Sakramenten, besonders in der heiligsten Eucharistie; er kommt durch Worte und Ereignisse in mein Leben hinein (Benedikt XVI.)“

Bei der ersten Ankunft kam er im Fleisch und in der Schwachheit, bei dieser mittleren kommt er in Geist und Kraft, bei der letzten in Herrlichkeit und Majestät“ (Lektionar zum Stundenbuch II/1, 27 / Mittwoch der 1. Adventswoche). Der Advent, das Kommen Christi, dauert also fort. Es betrifft unsere Gegenwart. Jesus ist gegenwärtig in seinem Kommen das vielfältige Weisen annehmen kann, wie es Papst Benedikt formuliert: „Der Herr kommt durch sein Wort; er kommt in den Sakramenten, besonders in der heiligsten Eucharistie; er kommt durch Worte und Ereignisse in mein Leben hinein“ . Er kommt aber auch durch die Heiligen, durch Menschen, welche Christi Botschaft lebendig werden lassen. Sein Kommen ist also Gegenwart, sein Kommen betrifft auch unser Leben. Wir können so die Welt, unsere Existenz, unser Mühen und Sorgen mit anderen Augen sehen. Wir können den Blick aufrichten und das Heil sehen, die Gegenwart des Herrn.

Erwartung als Freude

Die Haltung dieser Erwartung ist die Freude, welche gerade am 3. Adventsonntag besonders betont wird. Es ist nicht nur eine äußere Freude, denn das wäre Verdrängung oder Geringachtung all der realen Nöte und Sorgen, die uns bewegen und die die Welt immer wieder aus dem Gleichgewicht bringen. Es ist die Freude, von der der Hl. Paulus schreibt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ (Phil 4,4) Unsere Freude ist „im Herrn“ – wir sind in ihm, wir sind bei ihm oder vielmehr: Gott ist bei uns. Er ist uns nah in dem Sinne, als er wirklich gegenwärtig ist in unserer Gegenwart, indem diese Freude unseren Alltag durchdringt und verändert. Das Zeitverständnis des Christen richtet sich auf die Gegenwart, es ist nicht der utopische Blick auf die Zukunft. Es ist die Gegenwart, welche diese Zukunft vorwegnimmt, schon jetzt gegenwärtig und wirklich werden lässt. Die „Freude zu jeder Zeit“ übersteigt auch jede Zeit und bündelt Gottes Kommen in unserer Gegenwart.

„Freude weiterschenken ist Zeugnis der inneren Erfahrung des Kommens Christi“

Der mittlere Advent, wie ihn der Hl. Bernhard genannt hat, ist das Kommen Christi in unserem Inneren. Es ist unsere Gegenwart. Es ist Begegnung in unserem Herzen, wo uns Jesus berührt und anspricht. Das ist die adventliche Freude. Und diese Freude tragen wir nach außen. Wir schenken diese Freude weiter an jene, welche keine Freude haben, welche von Sorgen erstickt werden, welche gerade dieser Lebens-Freude bedürfen. Besonders auch jene Menschen, die Gottes Gegenwart nicht mehr wahrnehmen können, die an dieser Gegenwart zweifeln, die dieser Gegenwart nicht mehr bedürfen. Die Freude weiterschenken ist Zeugnis der inneren Erfahrung des Kommens Christi, Erfahrung der Begegnung mit ihm, der Heil und Leben ist.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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10. Dezember 2022, 11:10