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D: Reaktionen auf neuen Brief aus Rom zum Synodalen Weg

Das jüngste Schreiben aus Rom zum „Synodalen Weg" der deutschen Kirche sorgt für vielfältige Reaktionen. In dem Brief bekräftigt der Heilige Stuhl sein Nein zu kirchlichen Synodalen Räten. Die Gremien, die der „Synodale Weg“ einrichten wollte, waren dazu gedacht, Bischöfe, Priester und Laien gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen beraten und entscheiden zu lassen.

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki begrüßte das Schreiben aus Rom. Es diene der Klärung, wie die weiteren Gespräche stattfinden können und sollen, sagte Kardial Woelki auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Reformen seien für die katholische Kirche zwar sinnvoll und notwendig, insbesondere zur Verhinderung sexualisierter Gewalt, mögliche Neuerungen müssten aber stets im Einklang und in Einheit mit der Weltkirche stehen, betonte Kardinal Woelki.

Ähnlich äußerte sich der Augsburger Bischof Bertram Meier. Er nehme den Brief aus Rom sehr ernst. Letztlich gehe es darum, ob der angedachte „Synodale Rat", den ein „Synodaler Ausschuss" vorbereiten soll, dem katholischen Kirchenverständnis entspreche. Meier und Woelki sind zwei der fünf deutschen (Erz-)Bischöfe, die in einem gemeinsamen Brief von Rom Antwort auf verschiedene Fragen zum Synodalen Weg erbeten hatten, die nun erfolgte.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte nach Veröffentlichung des Schreibens aus Rom am Montag angekündigt, an den Plänen festzuhalten. Der vorbereitende Synodale Ausschuss sei „durch das römische Schreiben nicht infrage gestellt", so Bätzing. Auch der Synodale Rat werde sich „innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen".

Der Bochumer Theologe Thomas Söding, der als Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken dem Präsidium des „Synodalen Wegs" angehört, erklärte am Dienstag: „Der Brief aus Rom setzt eine Grenze. Aber was er ausschließt, ist ... gar nicht beschlossen werden. Weder wird die Bischofskonferenz aufgelöst noch de facto einer kirchlichen Oberbehörde namens Synodaler Rat unterstellt."

Synodalität und Kirchenrecht

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte auf Anfrage: „Aus meiner Sicht stand nie in Zweifel, dass ein möglicher Synodaler Rat selbstverständlich nur innerhalb des bestehenden und verbindlich geltenden Rechtsrahmens und auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils eingerichtet werden kann." Sonst hätten dem Beschluss dazu auch nicht mehr als zwei Drittel aller Bischöfe auf der Synodalversammlung in Frankfurt im September zugestimmt. Das römische Schreiben rufe aber noch einmal in Erinnerung, „wie bedeutsam es in diesem ganzen Prozess ist, offene Fragen zu klären, insbesondere kirchenrechtlicher Art", so Overbeck.

Bischöfe Genn und Dieser: Synodale Beteiligung regeln

Der Münsteraner Bischof Felix Genn sagte, er halte daran fest, „dass die Kirche der Zukunft eine synodale Kirche sein muss". Synodalität werde in der Diözese Münster bereits seit vielen Jahren auf sehr unterschiedlichen Ebenen praktiziert und in Zukunft weiter verstärkt. Aachens Bischof Helmut Dieser erklärte, es gebe verschiedene Überlegungen, in der Diözese synodale Beratungsformen sicherzustellen, die dem Kirchenrecht entsprechen: „Ein Diözesanbischof hat durchaus das Recht, synodale Beteiligung dementsprechend zu regeln."

Bischof Feige will im Bistum handeln

Der Bischof von Magdeburg Gerhard Feige sieht sich durch das Stopp-Schreiben aus Rom nicht daran gehindert, in seinem Bistum einen Synodalen Rat als Beratungs- und Entscheidungsgremium einzurichten. „In dem Brief steht, weder der Synodale Weg noch eine Bischofskonferenz könne so einen Rat einsetzen. Aber da steht nichts davon, dass ein Bischof es nicht selbst machen könnte", sagte Feige der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch.

Theologe Hoff kritisiert Widersprüche

Nach Einschätzung des Salzburger Theologen Gregor Maria Hoff zeigen sich durch das Schreiben aus Rom Widersprüche. „Man will die bischöflichen Kompetenzen schützen, beschneidet sie aber, indem man den deutschen Bischöfen untersagt, von ihrer apostolischen Autorität in der Weise Gebrauch zu machen, dass man sie an Beratungen und Entscheidungen im Volk Gottes koppelt", erklärte Hoff in einem Gastbeitrag für das katholisch.de am Mittwoch. Einen „Eingriff in die apostolische Souveränität der Bischöfe" nehme daher Rom vor und nicht der "Synodale Weg".

Papst Franziskus wolle Synodalität, aber „echte Synodalität" müsse im Volk Gottes gelebt und erprobt werden, so der Theologe. "Es stellt einen inneren Widerspruch zum päpstlichen Globalprojekt dar, wenn Synodalität dann von Rom eingehegt und beschnitten wird, wenn sie vatikanischen Dikasterien zu weit geht." Der ursprünglich geplante Synodale Rat setze lediglich auf eine bischöfliche Selbstverpflichtung.

Dass in Rom immer noch die Vorstellung herrsche, der Synodale Weg ziele darauf, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten, stehe „nicht nur im Widerspruch zur Disposition des Synodalen Rats und zur lehramtlichen Selbstbegrenzung des Synodalen Wegs, sondern scheint einen Umkehrschluss zu vollziehen", so Hoff. „In Rom wird verpflichtet, also können Voten und Vorschläge, wie sie der Synodale Weg zur Entwicklung der kirchlichen Lehre vorlegt, auch nur unter dem Vorzeichen von Zwang und Verpflichtung wahrgenommen werden."

Dieser Vorgang mache einen inneren Widerspruch von Macht und Autorität in der römisch-katholischen Kirche „scharf", schrieb der Theologe. Er zeige sich „im Kommunikationsstil, der Synodalität rhetorisch beteuert, aber faktisch unterläuft".

Kritische Laieninitiative fordert Stopp für „Synodalen Ausschuss“

Noch einen Schritt weiter als das jüngste römische Schreiben ging die deutsche katholische Laieninitiative „Neuer Anfang“. Sie forderte per Aussendung am Mittwoch „die sofortige Einstellung aller weiteren Vorbereitungen“ zur Einrichtung eines „Synodalen Ausschusses“. „Wo kein legitimes Ziel mehr vorhanden ist, braucht es keine Ressourcenverschwendung, um untersagte Gremien zu organisieren“, so die Mitteilung der Initiative, die als kritische Reaktion auf den Synodalen Weg entstand. Statt „pseudo-demokratischer und Synodalität simulierender Debatten“ brauche es „endlich eine Hinwendung zur Schönheit unseres Glaubens, eine ehrliche Aufarbeitung der Missbrauchsdebatte und eine echte Reform unserer Kirche durch Hinwendung zu Evangelisation und Mission“, wie Papst Franziskus es in seinem „Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ 2019 angeregt habe.

Bei der vierten Synodalversammlung im September 2022 hatten die Delegierten des Reformprojekts Synodaler Weg mit deutlicher Mehrheit für die Einrichtung eines „Synodalen Ausschusses“ gestimmt. Dieser soll aus den 27 Diözesanbischöfen und 27 Vertreterinnen und Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sowie aus 20 von der Synodalversammlung gewählten Mitgliedern bestehen und einen „Synodalen Rat“ vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien vertreten sind. Im Synodalen Rat sollen künftig Beratungen und Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung in Deutschland stattfinden.

(pm/kna – gs)

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25. Januar 2023, 16:53