Zsifkovics: Zentralität der Gottesfrage ist Benedikts großes Erbe
„Die Zentralität der Gottesfrage ist wohl das große Erbe dieses deutschen Papstes“, sagte Zsifkovics am Freitagabend im Eisenstädter Dom. „Das Ringen um den Glauben an jenen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart und sein wahres Gesicht gezeigt hat, kennzeichnet sein ganzes Leben und Sein.“
Benedikt XVI. habe Jesus Christus in den Mittelpunkt gestellt. In diesem Zusammenhang erinnerte der Eisenstädter Bischof auch an den Papstbesuch in Österreich 2007, den Zsifkovics selbst als damaliger Bischofskonferenz-Generalsekretär mit vorbereitet hatte. „'Auf Christus schauen!', hat er uns bei seinem Besuch gesagt“, wiederholte Zsifkovics das zentrale Motto der damaligen Visite von Benedikt. Eine der zentralen Botschaften des Papstes sei gewesen, „dass das Christentum mehr und etwas anderes ist, als ein Moralsystem, als eine Serie von Forderungen und von Gesetzen“, sondern „das Geschenk einer Freundschaft mit Gott“.
Demütiger Mensch
Benedikt XVI. sei „Mensch, Christ, Gelehrter, Hirte, Papst und Suchender“ gewesen, „ein demütiger Mensch, tiefgläubiger Christ, weiser Bischof und hoch intelligenter Theologe“, würdigte der Eisenstädter Bischof den Verstorbenen und kritisierte gleichzeitig die Beschreibung Benedikts mit „flapsigen Attributen“ wie „Panzerkardinal“ oder „Rottweiler Gottes“ auch in so manchen Nachrufen. Auch die Reduzierung des Pontifikats auf Benedikts Rücktritt als Papst „tritt viel zu kurz und zeigt zugleich viel Unverständnis“, sagte Zsifkovics.
Der verstorbene Papst sei „oftmals kritisiert und missverstanden“ worden, dennoch aber geduldig, mutig und von ansteckender Gelassenheit geprägt geblieben, so der Bischof weiter. Benedikt kein Feind der Moderne gewesen, stellte sich Zsifkovics auch gegen ein oftmals transportiertes Bild über den verstorbenen Papst. „Er blieb bis zuletzt ein moderner, den Zeitströmungen aufgeschlossener, offener und weit denkender Mensch, Theologe und Wissenschaftler, aber er war nicht modisch. Nie ging es ihm um seine Person, sondern um den Auftrag, der ihm übertragen wurde. Papst Benedikt hat geführt, in dem er Orientierung gegeben hat.“
Benedikt XVI. habe dabei keine Angst vor der Konfrontation gehabt, so Zsifkovics. „Er schaute in großer Weitsicht auf die großen Fragen: auf die Verdunkelung der Gegenwart Gottes am Horizont der heutigen Menschheit, auf die Fragen nach der Zukunft der Kirche, besonders in seiner Heimat und in Europa.“ Benedikt XVI. habe den Menschen gelehrt, dass der Glaube vernünftig ist und auf begründete Kritik reagieren können. „'Wo Gott ist, ist Zukunft!' und 'Wer glaubt, ist nie allein!' sind die überzeugenden Kurzformeln seines Glaubens und großen Vertrauens“, so Zsifkovics.
(kap – mg)
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