Pater Egon Homann, Stift Admont Pater Egon Homann, Stift Admont 

Unser Sonntag: Gottes Melodie hörbar machen

Pater Egon Homann macht sehr eindringlich deutlich, dass wir alle berufen sind, auf Gottes Wort zu hören, als Geheiligte in Christus. Im Zentrum steht die Gemeinde, die immer von Gott geschaffen ist und gemeinsam die heilige Eucharistie feiert.

Pater Egon Homann, OSB

Joh 1, 29–34 Lesejahr A

Brüder und Schwestern im Herrn!
Wir kommen aus der Advents und Weihnachtszeit. Wir haben das Fest der Taufe des Herrn gefeiert.

Hier zum Nachhören


Haben von großen Visionen gehört, von Träumen, die Gott für diese Welt hat, von Propheten, die dieses Wort in die Welt hinausgetragen haben. Aber wir haben auch von der Erfüllung gehört, dass es Wirklichkeit wird, dass es handgreiflich wird, angreifbar wird.

Unser Sonntag zum Nachschauen

Propheten wollen uns wachrütteln.

Und so ist uns am letzten Sonntag, dem Fest der Taufe des Herrn und heute Johannes der Täufer wieder begegnet. Und er ist der Große, der hinweist auf das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt. Johannes der Täufer hat mit seinen Worten Menschen immer aufgerüttelt. Keiner konnte so weggehen, wie er hingekommen ist. Nicht einmal die Pharisäer und Sadduzäer - die hat er schon mit bestimmten Worten bezeichnet.
Johannes der Täufer ruft uns auf und sagt: Wenn ihr dieses Lamm Gottes seht, wenn ihr Christus in eurem Leben begegnet, dann kann das Leben nicht so weitergehen wie bis jetzt. Dann muss sich etwas ändern.

Paulus, der große Verkünder

Paulus ist ein großer Verkünder dieses Wortes Gottes, hat dieses Wort Gottes in die Welt hinausgetragen und war fest überzeugt, dass er dieses Wort Gottes in den Menschen, in den Herzen verwurzeln kann. Und das hat er auch in der Gemeinde von Korinth gemacht. In der neutestamentlichen Lesung des heutigen Sonntags hören wir davon.
Aber: Paulus schreibt aus einem ganz bestimmten Grund an diese Gemeinde, denn die Gemeinde hat sich von diesem Wort entfernt.
In Ephesus hört er von Rechtsstreitigkeiten von Spannungen in der Gemeinde in Korinth. Und als Gründer fühlt er sich verantwortlich und möchte deshalb in seinem Brief die Mitglieder der Jungen Gemeinde wieder auf den rechten Weg zurückführen.

Phantastischer Pädagoge

Paulus ist ein phantastischer Pädagoge. Er fällt nicht mit der Tür ins Haus, er hält mit der Kritik zuerst zurück und erinnert die Christen viel mehr an ihre große Würde als Glieder der christlichen Gemeinde Gottes. Und so spricht er zuerst von den Charakteristiken und Auszeichnungen der Gemeinde Gottes:
Sie ist die Kirche Gottes auf Erden. Und zu allererst spricht Paulus zu den Christen in Korinth von ihrer Beziehung zu Gott.
Als Gemeinde seid ihr von Gott geschaffen, deshalb gehört ihr Gott an. Nicht menschliche Interessen haben euch dazu gebracht, euch dieser Gemeinde anzuschließen, sondern Gottes Wille.

„Gottes Wille, dass es hier eine Gemeinde gibt, die sich versammelt zur Eucharistiefeier“

Paulus sieht in der Gemeinde von Korinth das wahre Israel, das von Gott neu erwählte Volk. Die Gründung dieser Gemeinde an diesem Ort ist kein Zufall, sondern Teil von Gottes Plan für seine Welt und seine Schöpfung. 
Wie sieht es mit unseren Gemeinden, mit unseren Pfarren aus? Können wir uns vorstellen, dass wir nicht aus irgendwelchen anderen Interessen gerade hier oder dort eine Pfarrkirche gegründet haben, sondern dass es Gottes Wille war, dass es hier eine Gemeinde gibt, die sich versammelt zur Eucharistiefeier, die da ist für die Armen, die zum Zeugnis des Wortes Gottes in dieser Welt, in unserer Welt gerufen ist. Schauen wir wieder nach Korinth. Diese kleine berufene Gemeinde ist zur Verkündigung aufgerufen, genau in dieser Region, genau in dieser Hafenstadt, wo es nicht so wunderbar und schön zugeht, sondern wo es viele Probleme gibt.

Die Würde jeder Ortsgemeinde

Auch wenn wir das uns nicht zugestehen wollen: Diese große Würde ist aber jeder Ortsgemeinde eigen. Wo immer sie sich um den Altar und das Wort Gottes versammelt, soll uns stets bewusst sein, dass diese Gemeinde von Gott geschaffen ist. Und setzen wir als Volk Gottes Christi Heilsweg in der Welt fort. Ganz egal.
Wir müssen nicht das große Orchester einer Domkirche oder eine Kathedrale haben, sondern mit unseren Stimmen, mit unseren. Instrumenten können wir Gottes Melodie in dieser Welt hörbar machen. Gottes Handeln an uns macht, uns zu Heiligen. Und in diesem Zusammenhang hat heilig wenig mit Tugend oder Moral zu tun. Sondern es geht hier nicht um dieses sündenlose Leben. In dieser Sicht hätte Paulus von der Gemeinde in Korinth ganz anders sprechen müssen. Er weiß sehr wohl um die Schwächen und die dunklen Seiten des Gemeindelebens in Korinth. Und in späteren Kapiteln wird er diese Missstände ganz deutlich ansprechen. Entscheidend ist die Einsicht: Heiligkeit wird verwirklicht durch Gott. Durch Gott an uns Menschen.

Heiligkeit ist eine Gabe Gottes

Heiligkeit ist eine Gabe Gottes. Und diese Gabe, der Heilige Geist, ist uns schon in der Taufe geschenkt worden.
Wir sind in der Taufe mit Christus gestorben und auferstanden, und so nehmen wir Anteil an der Auferstehung Christi. Aus diesem Verhältnis von Heiligkeit ergibt sich auch die Forderung nach einem entsprechenden Leben: Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt. Johannes ruft uns das heute ganz bewusst zu -  jedem Einzelnen von uns. Und er möchte, dass wir diesen Blick von Christus nicht mehr weg wenden. Dass wir diesen Blick von Christus in unser Herz hineinlassen. Ja, er schaut uns an, und er nennt uns vielleicht mein Knecht. Positiv.
Der Knecht im Alten Testament: Ein Mensch wie Mose und David. Oder eine Gruppe von Menschen wie Israel. Alle dazu berufen, den Heilsplan Gottes fortzuführen. Die Gemeinde von Korinth ist der Überzeugung. Von Paulus? Nein: Von Gott berufen zu sein.

„Weil Gott uns berufen hat, können wir damit rechnen, dass Er uns auch die nötigen Talente schenkt“

Ich hoffe, dass es uns selbst bewusst wird. Dass wir von Gott Berufene sind. Und dass Gott uns genau dorthin stellt, wo er uns am nötigsten braucht. Auch wenn es uns vielleicht nicht immer gefällt, wenn wir andere Interessen hätten. Aber Gott braucht mich gerade dort, wo ich stehe. Gott hat etwas Bestimmtes mit mir vor. Weil er uns berufen hat, können wir damit rechnen, dass Gott uns auch die nötigen Talente dazu schenkt. So sind wir auch als Volk Gottes berufen. Heute an diesem Ort Sein Wort hörbar zu machen. Wir sind Kirche Gottes an unserem Ort. Durch unser Zusammenkommen, durch unser Feiern, durch unser Verkünden. So verwirklichen wir Kirche. In dieser Welt. Wir sind Geheiligte in Christus. Trotz all unserer persönlichen und gemeinschaftlichen Schwächen. 

Geheiligt durch Gottes Geist. 

Berufen. Von ihm selbst.

Wir sind berufen als Heilige.

Gott hat heute etwas Besonderes hier und jetzt mit uns vor. 
Und für diese Aufgaben gibt er uns Kraft.

Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt: 

Schauen wir hin auf dieses Lamm Gottes. Und lassen wir diesen Blick - wie ich schon gesagt habe - tief in unser Herz dringen.
Er beruft uns auch heute.
Es geht darum, dass wir auf sein Wort hören.

Amen.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski) 
 

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14. Januar 2023, 11:00