Unser Sonntag: Glückseligkeit bei Gott
Pater Wolfgang Fischer-Felgitsch, OSB
Mt 5, 1-12A
Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat, liebe Brüder und Schwestern im Herrn.
Das heutige Matthäus-Evangelium zeigt uns den Anfang der Bergpredigt, die Seligpreisungen Jesu - und die haben es in sich. Ich möchte stehen bleiben beim Wort selig beziehungsweise – glückselig.
Die Seligpreisungen Jesu sind Anleitungen zum glücklich sein, denn jeder Mensch trägt diese Sehnsucht nach Glück zutiefst in seinem Herzen, und wir jagen diesem Glück oft nach und suchen es in den verschiedensten Möglichkeiten des täglichen Lebens, ohne es wirklich zu finden.
Nun aber sagt uns einer, der das menschliche Herz so gut kennt wie kein anderer wo das wahre Glück zu finden ist. Ist das nicht eine Botschaft, der wir nachspüren sollten?
Sind nicht die Worte Jesu um vieles vertrauenswürdiger als so manche Verheißungen und Versprechungen, die wir tagtäglich zu hören bekommen, zum Beispiel in der Werbung im Fernsehen, von Politikern oder von selbst ernannten Propheten des Heiles? Jesus lädt uns ein, dass wir uns Zeit nehmen und die Seligpreisungen Jesu aufmerksam hören oder lesen und im Herzen erwägen. Jeder, der dies in Angriff nimmt, merkt bald, dass es sich nicht um Versprechungen handelt, die sich automatisch oder einfach nach Wunsch wie auf Knopfdruck erfüllen.
Einstellung des Herzens
Es handelt sich um einen anspruchsvollen Weg, den uns Jesus aufzeigt Dieser Weg führt zum Leben in Fülle, und diesen Weg mit Jesus zu gehen ist bereits eine Antwort auf das zuvorkommende Wirken der göttlichen Gnade. Gott macht den Anfang, Gott lädt uns ein, ja, Gott will und wird uns auch begleiten, wenn wir den Weg der Seligpreisungen gehen.
Glückselig, die arm sind vor Gott, die Trauernden, die keine Gewalt anwenden, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, selig die Barmherzigen.
Gemeint ist dabei eine innere Haltung, eine Einstellung des Herzens. Arm sein vor Gott versetzt uns in eine Haltung des Empfangens, des Beschenktwerdens, denn nur leere Hände können etwas empfangen. Vor Gott stehen wir immer mit leeren Händen, denn was gibt es, das wir nicht empfangen hätten? Unser Leben als solches ist uns geschenkt, sowie all das, was wir in unserem Leben brauchen.
Wer meint, dass er ohne ihn schon alles hat und sich selbst verdankt, der überschätzt, seine eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Wer vor Gott aus eigener Vollkommenheit gerecht sein will, braucht keinen Erlöser. Eine solche Haltung der Selbstgerechtigkeit hat Jesus oftmals kritisiert. Jesus ist ein Freund jener, die sich selbst als Sünder wahrnehmen und das Erbarmen Gottes suchen, denn diese erhalten Anteil am Reich Gottes. Mir scheint wir leben heute in einer sehr herausfordernden Zeit.
Wir befinden uns in der größten Auseinandersetzung der Menschheitsgeschichte wir stehen zwischen Christus und dem Antichristen zwischen dem Evangelium und dem Anti-Evangelium, zwischen wahrer Menschlichkeit und der völligen Versklavung des Menschen. Der heilige Papst Johannes Paul II. hat gesagt, man kann diese Auseinandersetzung noch etwas abmildern, aber man kann sie nicht verhindern, Liebe Brüder und Schwestern, wir müssen mit klarer Entschiedenheit und Bereitschaft diesen Kampf aufnehmen. Wir könnten uns fragen: Warum sollen wir da kämpfen? Um die Glückseligkeit, um das Leben mit und in unserem Herrn Jesus Christus?
Wider den Weltschmerz
Bei der heiligen Hildegard von Bingen gibt es einen Gegensatz: das Gegenteil von Weltschmerz, der Schmerz an den Dingen dieser Welt und der Gottes-Seligkeit Worum geht es? Will ich mich als Mensch festhalten an einer Gott-Seligkeit, oder versinke ich im Weltschmerz? Mir scheint es in dieser Zeit wichtig zu sein, die Eigenschaften Gottes, die Wesenheit Gottes immer wieder zu betrachten und diese auch nach jeder heiligen Beichte fortwährend neu in den Blick zu bekommen.
Gott ist unendliche Güte, Gott ist eine starke Liebe zu uns Menschen, denn aus dieser schöpferischen Güte sind wir alle geworden und darin liegt unser Ziel, unsere Existenz gegeben. Wir heißen Kinder Gottes und durch die Taufe sind wir es. Man muss sich als getaufter Christ fragen: bin ich mir dessen bewusst?
Ist das der Glaube, den ich selbst aktiv lebe und auch bezeuge: Seht, wie groß die Liebe Gottes ist. Ich bleibe bei Jesus Christus, egal was die Welt aufführt, egal was meine Nächsten tun: Ich lasse mir den Herrn Jesus Christus als Fundament meines Lebens durch nichts wegnehmen. In jedem getauften Christen lebt Gott im Grunde unserer Seele, im Grunde unseres Herzens. Der heilige Augustinus ruft aus: Herr, ich habe dich überall in der Welt gesucht, aber du warst einfach in meinem Herzen ich aber war nicht zu Hause.
Dieses Evangelium von der Glückseligkeit in Gott fragt uns an: Wie bin ich mir dessen bewusst, dass meine Seele der Tempel des Heiligen Geistes ist, bin ich darauf im täglichen Leben ausgerichtet, bei Gott zu sein, immer neu aus Gott heraus zu leben und zu handeln.
Das ist so wichtig, dass man die anderen Sachen einfach gut bewältigt, und wenn ein Bezug fehlt, wird der Tag unheimlich schwer, da wird alles zur lästigen Pflicht, dann fällt Zorn, Rachsucht, Lieblosigkeit und andere solche Dinge, aber das Wissen um die Geborgenheit in der Liebe und die Sehnsucht, auch am Ziel anzukommen, wird mir helfen, den Alltag völlig anders zu bewältigen.
Gottes Liebe, Güte und Allmacht
Deshalb sind diese Glückseligkeiten, die uns im heutigen Evangelium verheißen sind, zunächst einmal Orientierungspunkte unseres täglichen Lebens, denn ich kann das alles tun, was im Evangelium benannt ist, und warum? Weil ich um seine Liebe weiß, um seine Güte und um seine Allmacht, weil ich mir im Glauben sicher bin, dass ich mit Hilfe Gottes auch zum Ziel komme.
Man kann wohl sagen, wer sich einlässt auf diese Weggemeinschaft mit Jesus, wer sich bemüht, Jesus nachzufolgen, der erfährt eine innere Verwandlung. Die ist vielleicht anfangs kaum spürbar und doch geschieht etwas Großes im Herzen; Gottes Heiliger Geist übernimmt gleichsam die Regie, und zwar in dem Maße, in dem wir uns von Gott leiten lassen. Dieser Geist Gottes erfüllt uns mit Liebe und Freude, der Heilige Geist schenkt uns Kraft, erfüllt die Segel unserer Seele mit dem frischen Wind in seiner Gegenwart. Der Heilige Geist nimmt uns nicht die Freiheit, sondern er bringt sie zu ihrer Höchstform.
Die monatliche Beichte
In der Einheit mit Gott gelangt der Mensch zur vollen Entfaltung der in seine Natur hinein gelegten Möglichkeiten. Ja, die Gnade setzt die Natur voraus, erhebt sich über sich selbst und schenkt uns Menschen dann Anteil am göttlichen Leben.
Wir sind Menschen mit Schwächen, mit Schwächen, die wir monatlich einmal beichten, und wir merken, dass wir ohne Gottes Liebe nicht richtig weiter kommen. Das heutige Evangelium möchte uns einladen, uns bewusst zu werden, das im Grunde meiner Seele Gott gegenwärtig ist.
Öffnen wir unsere Herzen, reinigen wir uns durch das regelmäßige Sakrament der heiligen Beichte, so wie wir die Wohnung putzen, wenn wir einen Gast erwarten - dadurch wird dann auch die Freude an unseren Herrn Jesus Christus täglich wachsen. So wie wir unsere Eigenschaften als Mensch stetig verbessern, so sollten wir im täglichen Gebet unsere Beziehung und Freude zu unserem Herrn Jesus Christus stärken.
Orientierung an den Heiligen
Gerade heute und jetzt brauchen wir einen starken Glauben und ein tiefes Vertrauen an unseren Herrn Jesus Christus, Liebe Brüder und Schwestern!
In dieser jetzigen Zeit gilt es einfach, die Entscheidung und die Prioritäten unseres täglichen Lebens klar und eindeutig zu treffen. Ein Ja ist ein Ja, und ein Nein ist ein Nein, ein Nein oder ein vielleicht gibt es bei Gott nicht. Ich empfehle ihnen: Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben.
Ja, ich möchte sagen nachgeworfen werden. Orientieren wir uns immer an den Heiligen. An dem Leben der Heiligen können wir ablesen, das Reich Gottes war für sie immer an erster Stelle. Und das erste Gebot hat die Heiligen im täglichen Leben auch getragen Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft, dann bist du fähig, auch den Nächsten zu lieben wie dich selbst Wenn dir dieser Bezug fehlt und eine Glückseligkeit nicht der Herr Jesus Christus ist, dann wirst du es nicht vermögen, den Nächsten zu lieben wie dich selbst, daher meine Einladung, die Prioritäten des Lebens neu zu setzen, dabei die Allmacht Gottes vor Augen zu haben, so wie auch seine Barmherzigkeit und Gottes ganz persönliche Liebe zu mir, so wie zu jedem Menschen.
Gott an die erste Stelle setzen
Setzen Sie diese persönliche Liebe Gottes an die erste Stelle und lassen Sie nicht zu, dass der Weltschmerz, der Schmerz über die Dinge in der Welt, Sie beeinflusst. Streben wir im täglichen Leben nach Heiligkeit, damit wir teilhaben an der Heiligkeit. Entscheidet euch dafür: ich will heilig werden und will dieses Leben führen mit Gott und Gott wird mich und uns durch diese Zeit tragen, egal was die Zeit bringt, dann bekommt die Ewigkeit ihren Stellenwert in unserem täglichen Leben.
Unser Leben als Pilger auf der Erde ist kurz. Hingegen das ewige Leben ist ewig. Gott lädt uns ein, glückselig zu sein, selig glücklich und in der Gemeinschaft mit Gott. Die Heiligen haben es uns auf unterschiedliche Weise vorgemacht. Bitten wir die Heiligen darum, uns diese klare Orientierung hin zum ewigen Leben zu zeigen. Möge auf diesem Wege uns hier die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleiten, Amen.
Gelobt, sei Jesus Christus in Ewigkeit Amen.
(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)
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