Winfried Kretschmann: Screenshot aus der SWR-Sendung Winfried Kretschmann: Screenshot aus der SWR-Sendung 

D: Kretschmann sieht Kirche auf richtigem Weg

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Aufarbeitung der sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche gelobt. „Die Kirche muss sich reinigen davon, das ist das Entscheidende – und sie reinigt sich gerade“, sagte er am Donnerstagabend.

„Im Großen und Ganzen macht sie das richtig“, sagte der Grünen-Politiker in der SWR-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“. „Die meisten Bischöfe machen das wirklich sehr, sehr sorgfältig und mit großem Engagement.“ Er verwies auf den Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und auf den Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst.

Der Politiker äußerte sich auch zu den Missbrauchs-Studien einzelner Bistümer; so wird auch das Erzbistum Freiburg in Kürze ein Missbrauchs-Gutachten veröffentlichen. „Man muss auch sehen: Diese Untersuchungen gehen ja bis auf die Gründung der Bundesrepublik zurück. Das heißt, es dauert lang, aber es ist auch ein sehr langer Zeitraum, und wenn man das sorgfältig macht, dann dauert es schon lange. Aber ich habe das auch nicht zu verteidigen – ich finde es abscheulich, was da passiert ist, und es führt ja auch zu einem schweren Glaubwürdigkeitsverlust. Die ganze moralische Autorität der Kirche ist deswegen zusammengebrochen.“

Ministerpräsident Kretschmann lobt Aufarbeitung der Missbrauchsskandale durch die Kirche

Der Kirche die Chance zur Aufarbeitung geben

Man müsse der Kirche aber die Chance geben, die Skandale aufzuarbeiten und Konsequenzen zu ziehen. „Wenn man mit dem Müllwagen durch die Kirchengeschichte fährt, ist der Müllwagen voll.“ Das sei dennoch kein Grund aus der Kirche auszutreten, sagte der praktizierende Katholik und Kirchenbeauftrage der Landesregierung in der SWR-Sendung.

In der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart fand im Mai 22 der letzte Katholikentag statt
In der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart fand im Mai 22 der letzte Katholikentag statt

In der Geschichte der Menschheit seien viele schreckliche Dinge geschehen, erklärte Kretschmann und erinnerte auch an deutsche Verbrechen in der Nazi-Zeit. „Wenn wir in die Menschheitsgeschichte schauen - unsere eigene Vergangenheit als Deutsche angucken, was da geschehen ist unter Hitler - das ist doch noch fataler, was da geschehen ist. Aber wir können da nicht austreten.“

„Aus der Menschengemeinschaft kann man auch nicht austreten“

Die FDP kritisierte mittlerweile den Vergleich des Ministerpräsidenten. Kretschmann ergänzte in der Sendung: „Ich bin halt ein Mensch und gehöre zur Menschengemeinschaft, deswegen kann ich nicht austreten, sondern ich muss das ändern… und auch in der Kirche hat sich sehr viel geändert.“

Er appellierte an die Katholiken, sich nicht ganz von der Kirche abzuwenden. Wenn man sich etwa sehr daran störe, dass in der katholischen Kirche Frauen nicht zum Priester geweiht würden, könne man doch immer noch zu einer anderen christlichen Konfession wechseln.
(swr - sk)
 

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13. Januar 2023, 11:48