Bischöfe und Laien: „Nicht als deutsche Kirche andere belehren“
In unserem Interview sagte der Weihbischof von Rottenburg-Stuttgart, „dass wir im deutschsprachigen Raum, würde ich formulieren, schon sehr viele dieser Möglichkeiten umgesetzt haben und es jetzt darum geht, nochmals an die Grenzen zu gehen und sich Gedanken zu machen, wie wir einen Schritt weiterkommen.“ Wesentlicher als kirchenrechtliche Fragen sei aber die pastorale Haltung, so Karrer: „Sind die Laien nicht von ihrer eigenen Taufberufung her selbstständig mitentscheidende und mitwirkende Glieder des Volkes Gottes?“
In Deutschland entwickelte der Synodale Weg, das Reformvorhaben der katholischen Kirche, die Idee, dass Bischöfe freiwillig etwas von ihrer Macht abgeben, um Laien mehr Mitverantwortung geben zu können. Ein Modell, das andere Ortskirchen der Welt schwierig finden, räumt der Weihbischof ein. Aber: „Ich glaube, wir müssen aufpassen, dass wir nicht von einer spezifisch deutschen Perspektive heraus die anderen belehren wollen.“
„Synodalität muss in der jeweiligen Diözese erarbeitet werden"
Im deutschen Sprachraum tragen Gläubige aufgrund der staatskirchenrechtlichen Verfasstheit der Kirche schon lange mehr Mitverantwortung, erinnerte Karrer, der auf das Beispiel der Kirchensteuer verwies. In anderen Bistümern sei da offenkundig noch mehr Spielraum, wie bei der Vatikan-Konferenz deutlich wurde. „Ich bin der Überzeugung, dass der synodale Gedanke in den jeweiligen Diözesen gelebt, erarbeitet, erlebt und ausgestaltet werden muss. Und das nehme ich auch mit, dass es hier durchaus nicht nur Grenzen gibt, sondern auch Möglichkeiten.“
Bei der Konferenz im Vatikan registrierte Weihbischof Karrer nach eigenen Angaben positives Interesse am Synodalen Weg der Kirche in Deutschland. Zwar könnte der Austausch „breiter sein“, aber: „Diejenigen, die auf uns zukommen im Gespräch sind, sehen den ganzen synodalen Prozess in Deutschland durchaus positiv, weil sie sagen: Ihr habt eine Ressource mit der akademischen Theologie, die so etwas vorwärts treiben kann, die haben wir nicht.“ Viele Texte des Synodalen Weges seien inzwischen in andere Sprachen übersetzt, und beim Lesen werde auch Außenstehenden „deutlich, dass es ein Ringen auf einem hohen theologischen Niveau darstellt, wo es hingehen kann.“
Karrer verglich die Debatten in der Kirche heute mit jenen am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils, „wo unterschiedliche nationale theologische Denkrichtungen Vorschläge gemacht haben, wo man auch hier in der römischen Kurie sich eigene Gedanken gemacht hat und wo man jetzt in eine große Diskussion und einen gemeinsamen Gesprächsprozess eintreten muss, der meiner Ansicht nach früher oder später in eine konziliare Idee münden wird.“ Am Ende stünden, so der Weihbischof, neue Entscheidungen. „Und die werden wir auch nicht in Deutschland treffen, sondern da wird man viel im weltkirchlichen Umfeld gehen können. Ich werbe aber dafür, in Deutschland das zu tun, was man in Deutschland entscheiden kann. Und da gibt schon die jetzige kirchenrechtliche Regelunge viel mehr her, als in manchen Bistümern umgesetzt wird.“
(vatican news – sk/gs)
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