Synoden-Beratungen in Prag (Mittwoch) Synoden-Beratungen in Prag (Mittwoch) 

DBK zu Prag-Zwischenbilanz: Fragen und Dialog beibehalten

Aus Sicht der deutschen Delegation beim Europa-Synodentreffen in Prag entspricht das bisher nur mündlich vorgestellte vorläufige Schlusspapier in großen Teilen dem Vorbereitungsdokument des synodalen Prozesses „Mach den Raum deines Zeltes weit; Jes 54,2“. Wie Fragen konkret gelöst werden könnten, bleibe offen. Es sei wichtig, offene Fragen weiter zu stellen und im Dialog zu bleiben, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vom Donnerstagnachmittag.

Die Synodalversammlung der europäischen kontinentalen Etappe habe der deutschen Delegation „viele Erkenntnisse gebracht". In allen Ländern Europas sei die katholische Kirche unterwegs um „mehr und mehr zu einer synodalen Kirche zu finden."  Auf diesem Weg gebe es „unterschiedliche Geschwindigkeiten und Auffassungen", so das von der DBK versendete Fazit der deutschen Delegation. Sie bestand aus dem DBK-Vorsitzenden, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, DBK-Generalsekretärin Beate Gilles, der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, und dem ZdK-Vize Thomas Söding.  Zehn weitere Delegierte waren online zu den Beratungen zugeschaltet.

Methodisch und theologisch Luft nach oben

Die deutsche Delegation zeigt sich in ihrem Fazit dankbar für den Austausch mit den anderen und dafür, auch Erfahrungen des Synodalen Wegs in Deutschland bei dem Treffen in Prag einbringen haben zu können, sieht aber auch noch Verbesserungsbedarf: „Die gewählte Methodik des Zuhörens stößt allerdings an Grenzen, wenn es keine Möglichkeiten zu Resonanzen und zum Diskurs gibt", wird so zu bedenken gegeben. Auch brauche es fundierte theologische Betrachtungen gemäß einheitlicher Standards: „Alle materialen und inhaltlichen Themen des synodalen Prozesses sind ohne Bezüge zur wissenschaftlichen Theologie nicht angemessen zu besprechen. Es gibt bei der universitären Ausbildung weltweit Standards, die auch für synodale Prozesse gelten. Es bedarf weiterer Anstrengungen, den internationalen Austausch der Theologien auch mit Blick auf ihre Methodik zu stärken. Ohne exegetisches Wissen und ohne Einsichten in die Hermeneutik der Auslegung historischer Dokumente finden wir nicht mehr zu Konvergenzen. Die Kirchengeschichte belegt: Eine kirchliche Lehre ohne angemessene theologische Begründung findet auf Dauer keine Rezeption."

„Internationalen Austausch der Theologien auch mit Blick auf ihre Methodik stärken. Ohne exegetisches Wissen und ohne Einsichten in die Hermeneutik der Auslegung historischer Dokumente finden wir nicht mehr zu Konvergenzen“

Missbrauchsopfer und LGBTQ hätten gehört werden sollen

Was die Vorgehensweise in Prag anbelangte, erklärte die deutsche Delegation auch, Synodalität meine, „nicht übereinander, sondern miteinander zu sprechen. Wir bedauern, dass Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben hier in Prag nicht ihre Lebensgeschichten erzählen konnten. Das gilt auch für die Betroffenen sexueller Gewalt und geistlichen Missbrauchs." Wichtig sei im Synodalen Prozess auch, über eine Nabelschau hinaus zu kommen: „Es bedarf der Fremdprophetie – des intuitiven Blicks auf die Wirklichkeit von Menschen, die sich nicht täglich in Räumen der kirchlichen Institution bewegen, ihr angehören und zur Loyalität verpflichtet sind."

„Wir bedauern, dass Menschen, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben hier in Prag nicht ihre Lebensgeschichten erzählen konnten. Das gilt auch für die Betroffenen sexueller Gewalt und geistlichen Missbrauchs“

Missbrauchsaufabreitung weiter im Fokus behalten

Der deutschen Delegation sei bei der Kontinental-Versammlung wichtig gewesen, an die Veränderungen zu erinnern, die in der katholischen Kirche nötig seien, „um systemische Ursachen von sexuellem Missbrauch" anzugehen und dass es gelte, „die Präsenz und Beteiligungsmöglichkeit von Betroffenen sexualisierter Gewalt einzufordern". Hier setze man große Hoffnung auf den weiteren Verlauf der Weltsynode.

Europaweit im Gespräch bleiben

Die deutsche Delegation habe oft Unterstützung aus anderen Ländern gespürt; etwa wenn es um die Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche gehe. Zugleich gebe es teilweise auch „erhebliche Unterschiede zwischen Grundhaltungen bei uns und in Ländern mit anderen Kulturen". Es gelte daher europaweit im Gespräch zu bleiben um sich besser zu verstehen und „mit Argumenten zu überzeugen". Es brauche zudem „auf weltkirchlicher Ebene Klarheit und Transparenz, Vielfalt und Einheit neu zu vermitteln." Europa- und weltweit gebe es viele gemeinsame brennende Zukunftsfragen, etwa zum Thema Partnerschaften, gemeinschaftliche Leitungsstrukturen oder neue missionarische Dienste und Ämter. Auch „Segensfeiern für Menschen in besonderen Lebenssituationen" nennt die Erklärung der deutschen Prag-Delegation hier als Beispiel für aktuelle und dringliche Herausforderungen. 

„Der Weg bis zur Synode im Oktober in Rom dauert noch einige Monate. Diese Zeit muss genutzt werden“

Offene Fragen

Zum diesen Donnerstag in Prag diskutierten vorläufigen Abschlussdokument gibt die Erklärung des deutschen Teams zu bedenken: „Wie allerdings konkrete Fragen für die Kirche gelöst werden können, sagt das Dokument nicht. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, genau diese Fragen weiterhin zu stellen und im Dialog zu klären. Das Dokument lädt ein, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Wir sind schon jetzt gespannt, welche Abschlussdokumente die anderen kontinentalen Etappen des weltweiten synodalen Prozesses verfassen werden."

„Wie allerdings konkrete Fragen für die Kirche gelöst werden können, sagt das Dokument nicht. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, genau diese Fragen weiterhin zu stellen und im Dialog zu klären“

Nächste Etappen

Das Schlussdokument der kontinentalen Phase der Weltsynode in Prag soll zeitnah fertiggestellt und veröffentlicht werden. In Deutschland geht zudem der Synodale Weg weiter, das Reformprojekt der katholischen Kirche, das diese schon vor dem von Papst Franziskus gestarteten Synodalen Prozess begonnen hat. Der Synodale Weg trifft sich vom 9.–11. März 2023 in Frankfurt zur Synodalversammlung. Im Oktober 2023 und 2024 steht dann in Rom die Weltsynode zum Thema Synodalität an, in deren Rahmen auch das Kontinentaltreffen in Prag stattfand.

(pm - sst)

 

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09. Februar 2023, 16:12