Touristinnen in der Oase Al-Ula in Saudi-Arabien Touristinnen in der Oase Al-Ula in Saudi-Arabien 

Wiener Kardinal Schönborn reist nach Saudi-Arabien

Kardinal Christoph Schönborn wird Ende Februar zu einem mehrtägigen Besuch nach Saudi-Arabien reisen. Der Wiener Erzbischof kommt damit einer Einladung des Generalsekretärs der Muslim World League, Muhammad Al-Issa, nach.

Der Wiener Erzbischof reist vom 24. bis 28. Februar nach Saudi Arabien. Von den rund 33 Millionen Einwohnern des Lands sind nur etwa vier Prozent Christen. Es gibt auch zahlreiche Kopten aus Ägypten und äthiopische/eritreische Christen; aber keine einzige Kirche in Saudi-Arabien. Öffentliche Gottesdienste und das Tragen religiöser Symbole - in erster Linie des Kreuzes - sind verboten. Die katholischen Gläubigen sind in vier Pfarreien mit Außenstationen organisiert und werden von einigen Priestern betreut.  Sein Besuch diene der Begegnung mit den Christen vor Ort und deren Stärkung sowie dem interreligiösen Dialog, erklärte Kardinal Schönborn. Der Agentur Kathpress sagte er diesen Mittwoch:

Hier im Audio: Kardinal Christoph Schönborn zu seiner Saudi-Arabien-Reise Ende Februar

„Die Einladung überrascht mich, aber es freut mich auch, dass ich vom muslimischen Weltrat zur Begegnung und zum Gespräch eingeladen worden bin. Ich denke, das ist der richtige Weg: Wir müssen miteinander reden, weil wir auf dieser Welt zusammenleben und gemeinsam Verantwortung für das Wohl und Wehe der Menschen, unserer Gläubigen und der Welt haben. Und darüber kann und muss man einen ernsthaften und hoffentlich nachhaltigen Austausch führen."

„Wir müssen miteinander reden, weil wir auf dieser Welt zusammenleben und gemeinsam Verantwortung für das Wohl und Wehe der Menschen, unserer Gläubigen und der Welt haben“

Erfahren im Dialog

Kardinal Schönborn ist übrigens nicht das erste Mal in der arabischen Welt unterwegs. Er hat auch schon einige Erfahrung im interreligiösem Dialog: Anfang November 2022 war der Wiener Erzbischofs beim „Bahrain Dialog Forum", das zugleich der erste Programmpunkt des Besuchs von Papst Franziskus in Bahrain war. Im Jahr 2016 hatte Kardinal Schönborn zudem Ägypten besucht. Damals gab er u.a. der in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinenden Zeitung „Al-Ittihad" ein ausführliches Interview, das im arabischsprachigen Raum stark rezipiert wurde. Schönborn warb auch in Ägypten eindringlich fürfür Toleranz, Dialog und gegenseitige Wertschätzung und verurteilte zugleich jede Form von religiösem Extremismus. Nun freut sich Schönborn auf Dialog in Saudi Arabien: 

„Dieser Besuch ist sicher nicht nur ein einmaliges Momentum, sondern es geht darum, die bestehenden Gesprächsmöglichkeiten auszubauen, zu vertiefen, und miteinander den Weg zu gehen, so gut es möglich ist", so Schönborn.

Das Programm

Der Wiener Kardinal Schönborn wird diesen Samstag (25. Februar) in Riad in der österreichischen Botschaft mit Katholikinnen und Katholiken zusammentreffen. Auch der für Saudi-Arabien zuständige Bischof Paul Hinder soll dabei sein. Es steht am Samstag außerdem eine Begegnung mit dem Generalsekretär Muslim World League, Muhammad Al-Issa, auf dem Programm.

Den Sonntagsgottesdienst wird Schönborn in der österreichischen Botschaft feiern. Am Sonntag ist auch ein Treffen mit Repräsentanten des Schura-Rates anberaumt. Am Montag, 27. Februar, steht schließlich noch ein Besuch der „Islamic Art Biennale" in Jeddah auf dem Programm. Der kleinen Österreich-Delegation gehören neben dem Kardinal u.a. noch sein Nahost-Berater Manuel Baghdi und der Präsident der Stiftung Pro Oriente, Alfons Kloss, an.

Christentum in Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien ist das Leben für Christen und Angehörige anderer Religionen außer dem Islam im Vergleich zu den anderen Ländern der Arabischen Halbinsel am schwierigsten. Der Islam in der strengen Form des Wahhabismus ist Staatsreligion. Koran und Scharia bilden auch die gesetzlichen Grundlagen des Landes. Bibeln sind verboten. Wenn sich Christen privat in Wohnungen treffen und dort dezent Gottesdienst feiern (z.B. ohne Gesang), wird dies von den Behörden inzwischen oft geduldet. Der Religionswechsel eines Muslims zum Christentum oder einer anderen Religion ist strengstens verboten und wird zum Teil tatsächlich auch mit dem Tod bestraft.

Auf der Arabischen Halbinsel gibt es zwei Apostolische Vikariate, also Vorstufen einer Diözese. Neben Nordarabien (Bahrain, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien) auch eines für das Südliche Arabien (Vereinigte Arabische Emirate, Jemen, Oman). Zusammen haben sie eine Fläche von rund drei Millionen Quadratkilometern und zählen damit zu den größten Kirchenbezirken der Welt. Insgesamt leben in den Vikariaten rund 3,5 Millionen Katholiken, die von nur etwa 120 Priestern betreut werden.

Insgesamt gibt es auf der Arabischen Halbinsel vier bis fünf Millionen Christen. Genaue Zahlen gibt es freilich nicht. Bei den Christen handelt es sich aber zu fast 100 Prozent um Ausländer, vor allem Gastarbeiter. Sie kommen von den Philippinen, aus Indien, Bangladesch und weiteren asiatischen Ländern, aber auch aus dem Libanon, Jordanien oder Ägypten und auch aus Europa.

(kap - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

22. Februar 2023, 12:41