Deutsche Bischöfe setzen auf mehr Dialog mit Rom
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der Limburger Bischof stellte der Presse die Ergebnisse der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz vor. Dabei ging er auf die mahnenden Worte des päpstlichen Nuntius Nikola Eterovic ein, der zum Auftakt des Bischofstreffens das Nein Roms zu einem „Synodalen Rat“ bekräftigt hatte.
„Wir haben diese Worte wahrgenommen, wir nehmen sie auch ernst. Es gab dazu, wie Sie sich vorstellen können, eine sehr lebendige Aussprache; verabredet war und ist, dass wir mit römischen Stellen über die Umsetzung von Fragen des Synodalen Wegs im Gespräch bleiben…“ Er hoffe, dass an solchen Gesprächen im Vatikan auch Laien aus Deutschland teilnehmen werden.
„Wir wollen römische Bedenken ernstnehmen“
Das katholische deutsche Reformprojekt „Synodaler Weg“ hält im März in Frankfurt seine letzte Plenarversammlung; ein „Synodaler Ausschuss“ soll die Reformbemühungen verstetigen und auch den umstrittenen „Synodalen Rat“ vorbereiten. Bätzing berichtete, die Bischöfe hätten in Dresden über Textvorlagen für Frankfurt „intensiv beraten“.
„Mehr an Entscheidung auch durch Laien“
Rom sehe den Synodalen Rat offenbar als „Aushebelung“ bischöflicher Entscheidungsgewalt. „Das entspricht aber nicht dem, worauf wir zugehen. Wir gehen zu auf größere Transparenz und Beteiligung von allen Gliedern der Kirche an Entscheidungen; aber das setzt die Entscheidungsvollmacht der Bischöfe nicht außer Kraft, relativiert sie nicht.“
„Mehr an Beteiligung, Mehr an Beratung, Mehr an Entscheidung auch durch Laien“: Auch bei der Europa-Kontinentalversammlung der vom Papst auf den Weg gebrachten Weltsynode, die im Februar in Prag stattfand, habe das doch im Mittelpunkt gestanden, so Bätzing.
„Das ist etwas Neues und noch Ungewohntes, für viele etwas Fremdes. Wir müssen es gut fassen, damit es auf Ebene der Bischofskonferenz und der Diözesen in konkrete Verfahrensweisen überführt werden kann. Es braucht mehr Synodalität in der Kirche.“
Der Synodale Ausschuss wolle behutsam vorgehen und auch die Anregungen aus der parallel laufenden Weltsynode aufgreifen. „Wir brauchen Zeit – das ist noch nicht rund.“ Der Ausschuss habe zudem die Aufgabe, „sozusagen eine Ergebniskontrolle der Beschlüsse des Synodalen Wegs zu leisten“. Auch an Texten, die während des „Synodalen Wegs“ nicht zur Beschlussfassung gekommen seien, solle der Ausschuss weiterarbeiten.
Dennoch wertet der Bischof schon jetzt den „Synodalen Weg“ als einen Erfolg; einen „Eklat“ in Frankfurt „möge Gottes guter Geist verhüten“, allerdings sei er „kein Hellseher“. Es gebe auch in der Bischofskonferenz eine größere Gruppe, die weiterhin nicht einsehe, dass die Themen des „Synodalen Wegs“ wirklich eine Reaktion auf die Missbrauchsskandale seien. Der „Synodale Weg“ sei kein Konzil und habe in Sachen der Lehre nur „Anfragen“; er wolle keine „Gesetzestexte“ verfassen.
Zu Kardinal Woelki: „Ich bin ratlos“
Bätzing selbst sowie die Ortsbischöfe Bertram Meier (Augsburg) und Franz-Josef Overbeck (Essen) wurden in Dresden zu Delegierten der römischen Weltsynode gewählt; der Papst muss die Namen noch bestätigen.
Zum Fall des Kölner Kardinals Reiner Maria Woelki, dem beim Umgang mit Missbrauchsfällen Fehler in der Kommunikation angelastet werden, sagte der Bischof: „Ich bin ratlos. Manchmal denke ich: Weiß der Papst eigentlich, was eine Nicht-Entscheidung auslöst? Es geht ja eigentlich nur um Ja oder Nein. Das ist zum großen Schaden, ja.“
Ukraine-Krieg: „Kaum Möglichkeiten der Verständigung“
Bei ihrer Vollversammlung in den vergangenen Tagen sprachen die Bischöfe auch über den Krieg in Ukraine; Bätzing dankte allen, die sich für Opfer des Kriegs und für Flüchtlinge engagieren. Von einem Kenner der Lage, der vor den Bischöfen referierte, hat Bätzing den Eindruck mitgenommen: „Man muss realistisch sein – im Moment sind die beiden Völker Ukraine und Russland getrennt durch den Krieg, es gibt kaum Möglichkeiten der Verständigung. Friede wäre nur möglich durch einen moralischen Neuanfang der russischen Gesellschaft.“
Die Ukraine habe „volles Recht auf Selbstverteidigung“, unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Wir unterstützen, dass eine Nothilfe zur Selbstverteidigung geleistet wird – auch mit Waffen.“ Zugleich müsse aber alles getan werden, um nicht eine Eskalation des Kriegs hin zum Atomkrieg zu fördern. Eines ist für Bätzing klar: „Ein Krieg wird nie zum Frieden führen – insofern ist alles geboten, dass sich die streitenden Parteien wieder an einen Tisch setzen.“
Mit Blick auf die Ampelkoalition warnte Bischof Bätzing vor Liberalisierungen bei Lebensschutz und Suizidbeihilfe. Zu Plänen aus der Regierung, den Paragraphen 218 (Verbot von Abtreibung) zu lockern oder gar zu streichen, sagte er: „Ich glaube, es würde zur Polarisierung in unserer Gesellschaft beitragen, wenn man diesen Kompromiss aufbindet. Wir warnen davor, hier in Diskussionen zu gehen, und haben große Bedenken.“
Das Lebensrecht jedes Menschen sei ein Verfassungsgut; ein Embryo sei kein Wesen, das sich erst zum Menschen entwickle, sondern es entwickle sich als Mensch. „Es geht um ein menschliches Leben, es geht um ein Kind. Es handelt sich immer um eine Tötung.“
(vatican news)
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