Krautwaschl: „Parteiungen aufbrechen, Teilwahrheiten überwinden“
Die „Kultur des Hörens und miteinander Redens“ könnte Gesellschaft und Kirche „auf allen Ebenen“ verbessern und Haltungen ändern. Das sagte Krautwaschl bei einem Gottesdienst im Rahmen der viertägigen Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz, die heute endet. Über die Ergebnisse wird Erzbischof Franz Lackner am Freitag um 10 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien informieren.
Die Österliche Bußzeit lade dazu ein, aus Sorge um das Wohlergehen aller „Parteiungen aufzubrechen, Teilwahrheiten zu überwinden und aufeinander zuzugehen“, erklärt Bischof Krautwaschl. Nur von sich selbst überzeugt zu sein, „bringt uns nicht zueinander“, warnt er in seiner Predigt. Allzu „reizvoll“ sei es oft, „andere vorzuführen und kein gutes Wort an ihnen zu lassen.“
Krautwaschl sei davon überzeugt, dass nicht nur die Kirche, sondern auch die Gesellschaft insgesamt Synodalität brauche. Dabei verweist er auf das, was Franziskus mit Synodalität als Wesensausdruck der Kirche betone: Die Bereitschaft, bei Entscheidungsfindungen die Sichtweise anderer ernst zu nehmen und eigene Standpunkte zu hinterfragen.
Auch Bischof selbst als suchender Christ
Wie schwer ein solches Hören im Konkreten ist, sei heute immer und immer wieder erfahrbar: „Viele leben und hören nur mehr sich und ihresgleichen in den vielfältigen Bubbles“, sagt der Bischof. Aus diesen Meinungsblasen mit ihren „Verengungen der eigenen Perspektive“ herauszukommen, sei alles andere als einfach. Die Algorithmen, die in den sozialen Medien angewendet werden, seien nicht darauf ausgerichtet, dass umfassend informiert werde, um zu gewissenhaften Entscheidungen zu kommen. Es gehe vielmehr nur darum, „die eigene Meinung zu bestärken.“ Das bekräftige die Überzeugung, sich über andere stellen zu dürfen, statt mit Hörbereitschaft und Verständnis andere im Blick zu haben. Ihm selbst falle es mitunter schwer „mein Gegenüber davon zu überzeugen, dass auch ich, trotz meiner Verantwortung, ein suchender Christ bin und nicht automatisch als Bischof die Weisheit mit dem sprichwörtlichen Löffel gegessen habe“, erklärt Krautwaschl.
Es möge sein, „dass ich da und dort, dass wir da und dort daneben tappen.“ Er apelliert: „Gönnen wir uns selbst, gönnen wir unserem Gegenüber dann auch Verzeihung.“ Es brauche „Grundvertrauen, ohne das kein gedeihliches Miteinander möglich ist.“ Abschließend warnte der Bischof mit Worten aus dem Tagesevangelium: „Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein.“
(kap – fg)
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