Schönborn in Saudi-Arabien: Öffnung des Landes weiter unterstützen
Der Besuch des Kardinals vor Ort, der vor einigen Jahren wohl noch nicht möglich gewesen wäre, diente zum einen dem interreligiösen Dialog, zum anderen auch der Stärkung der Christen in Saudi-Arabien. Dass die Christen inzwischen zumindest im Stillen zu Treffen und Gottesdiensten zusammenkommen können und dies toleriert wird, sei Zeichen einer positiven Entwicklung, so Schönborn, auch wenn es nach wie vor keine Kirchen im Land gibt. Er habe in der österreichischen Botschaft drei Gottesdienste mit den Migranten vor allem aus den Philippinen, Indien und Sri Lanka feiern können, berichtete der Kardinal.
Die Christen, allesamt Migranten, lebten oft unter nicht einfachen Bedingungen, umso wichtiger sei für sie das Zusammenkommen zum Gebet und zum Gottesdienst. Die Kirche als Gemeinschaft sei für sie ein Zuhause und ein Zufluchtsort. Schönborn zeigte sich beeindruckt vom tiefen Glauben der Menschen. Zugleich sei es eine bewegende Erfahrung gewesen, den Katholikinnen und Katholiken in Saudi-Arabien das Gefühl vermitteln zu können: „Ihr seid nicht vergessen, wir wissen um euch und wir denken an euch.“
Werben für Religionsfreiheit
Er habe in den Gesprächen mit den religiösen Führungspersönlichkeiten im Land immer wieder den Vergleich mit Österreich gezogen und auf die rechtliche Situation der Kirchen und Religionsgemeinschaften hingewiesen, so Schönborn weiter. Das sei eine indirekte Form, für die Religionsfreiheit zu werben. Nachsatz: „Und das ist auch mein Wunsch für dieses Land.“
Immer wieder sei in den Gesprächen - diplomatisch verpackt - zur Sprache gekommen, dass Saudi-Arabien eine Zivilgesellschaft brauche, „in der es all jene Grundfreiheiten gibt, die für uns selbstverständlich sind, so auch Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit.“ Diese Freiheiten hätten jedoch „ihre Grenzen im Respekt vor den Überzeugungen und Freiheiten des anderen“, so Schönborn weiter.
Herzliche Begegnungen
Ausdrücklich würdigte der Kardinal die Begegnung mit dem Generalsekretär der World Muslim League, Muhammad Al-Issa. Die Begegnung sei außerordentlich herzlich verlaufen. Der Wiener Erzbischof war auf Einladung Al-Issas nach Saudi-Arabien gereist. Schönborn erinnerte daran, dass Al-Issa etwa im vergangenen Herbst am Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom und zuvor am italienischen Katholikentreffen in Rimini teilgenommen hatte. An den lauteren Absichten der World Muslim League und ihres Generalsekretärs zweifle er nicht. Er sei zutiefst überzeugt, „dass Begegnung möglich ist, dass wir uns zuallererst als Menschen begegnen können“.
Gesprächstermine hatte der Kardinal außerdem im saudischen Außen- und Kulturministerium. Alle Gesprächspartner bekräftigten gegenüber Schönborn, dass sich Saudi-Arabien Reformen verschrieben habe und die Gesellschaft in den vergangenen Jahren - bei allen Problemen - offener geworden sei. Begleitet wurde Kardinal Schönborn in Saudi-Arabien u.a. vom Präsidenten der Stiftung Pro Oriente, Alfons Kloss. Das Bedürfnis der Saudis nach mehr Dialog zwischen den Religionen sei beim Besuch deutlich zu spüren gewesen, so die Bilanz von Kloss gegenüber Kathpress. Viele der existenziellen Probleme wie Kriege, fehlende soziale Gerechtigkeit oder die Klimakrise seien allen gemeinsam und könnten auch nur gemeinsam bewältigt werden. Es sei in Saudi-Arabien zudem motivierend zu sehen gewesen, wie sehr sich die junge Generation um die Entwicklung ihres Landes bemüht. Auffallend sei dabei natürlich die neue, aktive Rolle der Frauen.
(kap – mg)
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