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Bei einer Beratung des Synodalen Weges in Frankfurt Bei einer Beratung des Synodalen Weges in Frankfurt  

Synodalversammlung: Beschlüsse am dritten Tag

Am letzten Tag der Synodalversammlung haben die Synodalen Mitglieder für einen Synodalen Ausschuss gewählt, der die Arbeit des Synodalen Weges in den kommenden Jahren fortführen soll. Weiter gab es Abstimmungen im Bereich der Sexualmoral, zum Diakonat und eine Verständigung zum Grundanliegen des Synodalen Weges.

Nach Ende des Synodalen Wegs sollen die Beratungen über Reformen in der katholischen Kirche in einem „Synodalen Ausschuss“ fortgesetzt werden. Dazu entschloss sich am Samstag die Vollversammlung des Synodalen Weges, die in Frankfurt 20 Mitglieder für ein solches Gremium bestimmte. Der Synodale Ausschuss soll die Arbeit des Reformprojekts in den kommenden Jahren fortführen und umsetzen.

Zum Nachhören - was in Frankfurt beschlossen wurde

Das Gremium hat insgesamt 74 Mitglieder. 27 davon sind die deutschen Ortsbischöfe, ebenfalls 27 stellt der katholische Laiendachverband ZdK. Laut Satzung mussten 20 weitere Personen nach dem Mehrheitsprinzip gewählt werden. Unter diesen gewählten Mitgliedern ist mit Ludger Schepers (Essen) ein Weihbischof. Von den übrigen gewählten Mitgliedern sind zwölf Männer, sieben Frauen und eine nicht binäre Person. Zu den prominentesten gewählten Ausschussmitgliedern zählen die Rechtswissenschaftlerin Charlotte Kreuter-Kirchhof, der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, und der Kirchenrechtler Thomas Schüller. Um den 20. Platz gab es wegen Stimmengleichheit eine Stichwahl zwischen drei Kandidaten, bei der sich die Benediktinerin Maria Elisabeth Bücker durchsetzte.

Nehmen alle Bischöfe ihren Sitz im Synodalen Ausschuss an?

Unklar blieb zunächst, ob alle 27 Ortsbischöfe ihren Sitz im Synodalen Ausschuss annehmen werden. Fünf von ihnen hatten vorab im Vatikan angefragt, ob dies erlaubt sei. Die Antwort aus dem Vatikan lässt die Möglichkeit einer Teilnahme offen, sofern der Ausschuss nur beratende und keine verbindlich beschließende Macht für sich in Anspruch nimmt.

Weiter verständigte sich die Vollversammlung des Synodalen Weges auf einen kirchenpolitischen Grundlagentext. In Frankfurt votierten die Synodalen am Samstag mit großer Mehrheit (97 Prozent) für die Annahme einer vom Präsidium eingereichten Textvorlage für eine sogenannte Präambel mit dem Titel „Hören. Lernen. Neue Wege gehen“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sprach von einem Wegweiser.

Die sechsseitige Präambel benennt den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche als Ausgangspunkt für das Reformprojekt. Er formuliert das Ziel, einen „Weg der Umkehr und Erneuerung“ zu gehen. Der Text ist eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Kirchenkrise und enthält ein umfangreiches Schuldbekenntnis zum Umgang mit Missbrauch in der Kirche. Er enthält zudem ein Plädoyer für eine respektvolle und freimütige Gesprächskultur.

Benannt werden die vier Schwerpunktthemen des Dialogs: Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Hier brauche es Entscheidungen in Deutschland und klare Voten bei Themen, die auf weltkirchlicher Ebene entschieden werden müssen. Die Präambel ordnet den deutschen Synodalen Weg als einen Beitrag zur Weltsynode ein, zu der Papst Franziskus alle Katholiken eingeladen hat.

Breiterer Zugang zu Weiheämtern 

Auch bekundete die katholische Vollversammlung in Deutschland den Wunsch, dass Frauen der Zugang zu Weiheämtern ermöglicht werden solle. Die Vollversammlung des Synodalen Wegs verabschiedete nach einer kontroversen, teils emotionalen Debatte mit großer Mehrheit (93,6 Prozent) ein Papier, das Voten für mehr Teilhabe von Frauen in Diensten und Ämtern der katholischen Kirche formuliert. Auch 80,7 Prozent der Bischöfe stimmten dafür. Die Entscheidung wurde mit langem, stehenden Applaus begrüßt.

Der Vatikan hat einen Zugang von Frauen zu Weiheämtern ausgeschlossen. Der Papst hatte eine Öffnung noch im November 2022 ausgeschlossen. In der Kirche gebe es sowohl das petrinische als auch das marianische Prinzip, so Franziskus in einem Interview; die Weiheämter hingen mit dem petrinischen Prinzip zusammen, Frauen hingegen seien dem marianischen Prinzip zugeordnet, das „noch wichtiger“ sei. „Die Kirche ist Frau. Die Kirche ist Braut. Darum muss die Würde der Frau auf dieser Linie widergespiegelt werden.“ Der päpstliche Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic, bekräftigte diesen Kurs Ende Februar 2023 vor den deutschen Bischöfen. Der hl. Papst Johannes Paul II. hatte 1994 festgehalten, „dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.

Laut dem Text des Synodalen Weges sollen sich die deutschen Bischöfe in Rom für eine Zulassung von Frauen zum Diakonat einsetzen, ferner sollen weitergehende Überlegungen aus Deutschland zu einer Öffnung aller Weiheämter in der Weltkirche vorgebracht werden: „Die pastoralen Erwägungen und theologischen Forschungen aus dem Kontext der deutschen Ortskirche werden auf allen Ebenen der internationalen Beratungen in den weltkirchlichen Diskurs eingebracht“, heißt es in dem Text. Es sei dafür Sorge zu tragen, dass die Argumente in dem von Papst Franziskus angestoßenen weltkirchlichen synodalen Prozess aufgegriffen und in interkontinentalen Perspektiven beraten werden.

Die deutschen Bischöfe werden ferner aufgefordert, sich für eine Mitsprache der Bischofskonferenzen bei der Bestellung von Mitgliedern päpstlicher oder kurialer Kommissionen zur Beratung über Fragen des Diakonats einzusetzen. Zudem soll die theologische Forschung in Deutschland zum Frauendiakonat verstärkt werden. Auch soll in den Gremien der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken die Thematik des sakramentalen Amtes von Menschen jeden Geschlechts kontinuierlich fortgesetzt werden. Ein Kompromiss des Papieres ist, dass nicht mehr von diakonischem „Leitungsamt“ gesprochen wird.

Der Text mit dem Titel „Frauen in sakramentalen Ämtern - Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ liegt auf der Linie des Grundtextes zu Frauen in der katholischen Kirche, der auf der vorangegangenen vierten Vollversammlung bereits verabschiedet wurde.

Mehr Aufmerksamkeit für inter- und transsexuellen Menschen

Weiteres Votum am Samstag: In der katholischen Kirche sollen die Belange von inter- und transsexuellen Menschen mehr Aufmerksamkeit erfahren. Am Samstagvormittag verabschiedete die Vollversammlung des Synodalen Wegs ein Papier, wonach es unter anderem möglich sein soll, bei der Taufe von Kindern mit unklarer Geschlechtsidentität den entsprechenden Eintrag im Taufregister wegzulassen oder an dieser Stelle den Begriff „divers“ zu verwenden. Auch sollten transgeschlechtliche Katholiken unkompliziert die Möglichkeit erhalten, ihren Personenstand sowie ihre Vornamen im Taufregister ändern zu lassen.

Das Papier versteht sich als „Startpunkt für weitere Überlegungen“. Die Zustimmung lag bei allen Synodalen bei rund 95 Prozent, bei den Bischöfen stimmten 84 Prozent dem Text zu, bei den nicht-männlichen Teilnehmerinnen der Synodalversammlung kam der Text auf 100 Prozent Zustimmung. Es folgte lang anhaltender, stehender Applaus, im Plenum wurden Regenbogenfahnen geschwenkt. Vorausgegangen war eine Aussprache, in der nachdenkliche Töne vorherrschten.

„Falls trans- oder intergeschlechtlichen Gläubigen das Sakrament der Ehe verwehrt sein sollte, sollen ihnen Segensfeiern für ihre Partnerschaft offenstehen“, hält der Text weiter fest. Eine „Abwertung trans- und intergeschlechtlicher Menschen insbesondere durch die Unterstellung einer ,Gender-Ideologie‘“ sei zu unterbinden. Ferner solle sich die Kirche von Konversionstherapien unmissverständlich distanzieren. Die von den meisten Psychiatern und Psychologen abgelehnten Therapien geben vor, die sexuelle Orientierung oder die selbstempfundene geschlechtliche Identität eines Menschen ändern zu können.

Der Papst wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, „dass transgeschlechtliche und intergeschlechtliche Menschen in unserer Kirche unbeschadet, ohne Anfeindungen und ohne Diskriminierung ihr Leben und ihren Glauben in ihrem So-Sein als Geschöpfe Gottes leben können“. Das in Frankfurt verabschiedete Papier trägt die Überschrift „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“.

(kna/vatican news - pr)

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11. März 2023, 12:12