Synodaler Weg: „Unsere Erfahrungen in weltweiten Prozess einbringen“
Die Aufmerksamkeit gegenüber dem Synodalen Weg „hat nicht abgenommen, sie wächst“, konstatierte der Bischofskonferenz-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing bei der Auftakt-Pressekonferenz in Frankfurt. Er verwies hierbei auch auf internationale Gäste und Beobachter bei der 5. Synodalversammlung, die auch auf großes Interesse bei Medienvertretern stößt.
Synodalität Zukunftsfrage der Kirche
Bätzing stellte den deutschen Synodalen Weg in den Kontext der vom Papst ausgerufenen Weltsynode. „Durch den Mut von Papst Franziskus ist mittlerweile die ganze katholische Kirche weltweit auf einen synodalen Weg gerufen. Dass begrüße ich ausdrücklich, denn es ist eine Zukunftsfrage, wie künftig in einer Kirche der so verschiedenen Kulturen und Erfahrungen und gesellschaftlichen Kontexte Entscheidungen in größerer Gemeinsamkeit vorbereitet und getragen werden können. Eine synodale Kirche, das ist eine zukunftsfähige Kirche.“ Bätzing plädierte: „Bringen wir unsere Erfahrungen in diesen weltweiten synodalen Weg ein!“
„Diese meine Kirche verdient es, dass wir sie nicht einfach so lassen, wie sie jetzt ist", formulierte Bätzing. Reformanfragen des Synodalen Weges zielten auf eine Stärkung des kirchlichen Auftrages, „Brücke, Zeichen, Werkzeug zu sein für die Begegnung Gottes mit den Menschen“, so der Präsident des Synodalen Weges weiter. „Wir geben das Vertrauen nicht auf, dass dies Menschen in größere Horizonte und letztlich zu einem Leben in größerer Freiheit führt, dafür arbeiten wir hier“, so Bätzing.
Er bekräftigte in seiner Auftakt-Rede, der Synodale Weg sei bemüht, die „konstruktiv-mahnenden Hinweise aus Rom in unsere Überlegungen aufzunehmen", man nehme die Rückmeldungen aus dem Vatikan sehr ernst.
Enorme Energie - nicht immer bei Bischöfen
Bischof Bätzing würdigte das Engagement vieler Mitwirkender, die sich seit mehr als drei Jahren mit „enormer Energie“, „Dynamik“ und „Verständigungs- und Kompromissbereitschaft oft bis zum Äußersten“ am Synodalen Weges beteiligten. „Diese Energie haben wir Bischöfe als Initiatoren des Synodalen Weges in der Gesamtheit nicht immer aufgebracht“, räumte er ein.
Die Tagesordnung der Synodalversammlung, die eine Beratung und Abstimmung von insgesamt zehn Texten vorsieht, spiegele den Willen, „zu sichtbaren Veränderungen zu kommen, die in unseren Gemeinden bei den Menschen ankommen, spürbar, die die Menschen erreichen“, führte er weiter aus.
Gemeinsam Dinge verändern
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, betonte rückblickend auf den synodalen Prozess bei der Reformdebatte: „Es gab Phasen von Enttäuschung, von Wut und von Verzweiflung, aber auch Phasen der Euphorie und des gelingenden Miteinanders. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir des Vertrauens so vieler Menschen würdig waren.“ Der Reformprozess werde weitergehen und wolle die ganze Kirche erreichen - „er ist nicht zu ende, es fängt gerade erst an“, formulierte Stetter-Karp.
Der Synodale Weg habe auch „Verluste“ erlitten, räumte die Präsidentin des Synodalen Weges ein. Einzelne Synodale hätten ihre Mandate niedergelegt: „Offenbar haben Integrationswille und Integrationsfähigkeit Grenzen.“ Insgesamt hoffe sie dennoch auf einen gelingenden Abschluss: „Wir brauchen auch Vertrauen in uns selbst, dass wir es gemeinsam schaffen können, Dinge zu verändern.“ Dafür müsse man mit „offenem Visier“ auftreten und „die eigenen Überzeugungen transparent vertreten“ , und es brauche auch Willen zum Kompromiss.
Stetter-Karp plädierte dafür, Verantwortung für einen Wandel der Kirche zu übernehmen. Es brauche „fassbare Ergebnisse“ des Synodalen Weges, die „in die Gemeinden, die Herzen der Menschen, aber auch in die Weltkirche“ führten, stellte die ZdK-Präsidentin einen Bezug zur Weltsynode her. Die deutsche Kirche sei „nicht allein auf dem Weg“, so Stetter-Karp und sie verwies auf positive Rückmeldungen aus Österreich, Italien, Irland, den Benelux-Staaten und anderen Ländern an den deutschen Synodalen Weg.
Synodalität weiter lernen
„Ich bin sehr gespannt auf den Verlauf dieser letzten Synodalversammlung“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, der auch Vizepräsident des Synodalen Weges ist. Er habe als Mitvorsitzender des Frauen-Forums beim Synodalen Weg auch sehr strittige Themen einzubringen, merkte er an.
Bode zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, für die Papiere zum Diakonat der Frau und den Verkündigungsdienst durch Nicht-Priester „klare Ergebnisse“ zu bekommen. Gleichwohl räumte er ein, die Erfahrungen bei der Bischofsvollversammlung vergangene Woche in Dresden zeigten, „dass wir in der Schlussrunde noch viel Synodalität lernen müssen und der Heilige Geist noch viel zu tun hat“, so der Vize-Präsident des Synodalen Weges.
Der Vizepräsident des ZdK und des Synodalen Weges, Thomas Söding, hob wie andere Präsidiumsmitglieder die Relevanz der deutschen Fragen für die Weltkirche hervor: „Unsere Themenwahl war richtig, sie war für Deutschland richtig, und zwischenzeitlich hat sich gezeigt, sie ist für die ganze Kirche wichtig, wir sehen dies bei der Vorbereitung der Weltsynode, und es hat sich auch bei der Kontinentalversammlung in Prag bestätigt“, so Söding.
Umkehr und Erneuerung
Der Theologe sagte weiter, dass der Synodale Ausschuss beschlossene Sache sei. Der Ausschuss soll die Einrichtung eines Synodalen Rats vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Beratungen auch über den Synodalen Weg hinaus fortsetzen wollen. Der Vatikan hatte sich nach Bitte um Klärung durch fünf Bischöfe gegen ein solches Gremium gestellt.
Söding ging vor den Pressevertretern in Frankfurt auf diese Bedenken ein: „Entgegen der Befürchtung, die im Vatikan offensichtlich herrscht, erkläre ich: durch unsere Beschlüsse wird das bischöfliche Amt nicht geschwächt, sondern gestärkt, denn der Bischof wird in das Volk Gottes eingebunden. Das war von Anfang an das offene Geheimnis pastoraler Führung - es heute zu konkretisieren, bleibt der Auftrag der katholischen Kirche.“
Als Erfolg des Synodalen Weges wertete es Söding, dass die Reformdebatte „aufgedeckt hat, wie groß der Reformstau ist, er hat gezeigt, dass nicht Resignation angezeigt ist, sondern Ausdauer“, so der ZdK-Vizepräsident. „Wir machen weiter, wir lassen in unserer Enrgie nicht nach", zeigte sich der Laienvertreter kämpferisch, „wir setzen auf die Umkehr und Erneueung der katholischen Kirche.“
Performance zum Thema Missbrauch
Am Donnerstagabend findet unter dem Titel „verantwort:ich“ im Bartholomäus-Dom auf Initiative von Synodalen eine „künstlerisch-existentielle Performance“ statt, bei der Betroffene zu Wort kommen. Damit soll laut Präsidium des Synodalen Weges „ein wirksames Zeichen der Verantwortungsübernahme für eine Veränderung in der Haltung und im Handeln in der katholischen Kirche gesetzt werden“. Die Performance thematisiere in einer „Tanzcollage des Leids, der Schuld und des Wegsehens“ die Missbrauchstaten und ihre Vertuschung, die Anlass des Synodalen Weges seien.
Die 210 Synodalen (darunter 201 vor Ort und neun digital), 24 Berater sowie zwölf Beobachter wollen bis Samstag zur Zukunft der Kirche beraten und so den Ende 2019 begonnenen Synodalen Weg auf dieser Etappe abschießen. Auch 15 Gäste, darunter neun internationale, nehmen an der Synodalversammlung teil. Thematisch geht es unter anderem um Segnungen für homosexuelle Paare, eine Zulassung von Frauen zu Weiheämtern, ein Nachdenken über das Priesteramt und die Öffnung des Zölibats sowie mehr Mitbestimmung von Laien. Die Beratungen können im Livestream im Internet verfolgt werden.
Vor dem Tagungsort in Frankfurt demonstrierten am Donnerstag friedliche mehrere Dutzend Reformbefürworter ebenso wie -kritiker.
(vatican news – pr)
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