D: Missbrauchsaufarbeitung der Kirche ist wirksam
„Unsere Aufarbeitung orientiert sich nicht an der Institution, sondern an den Betroffenen. Und ich bekomme auch von Betroffenen die Rückmeldung, dass diese Arbeit wirksam ist“, so der Aachener Bischof. Er bekräftigte, dass auch der Staat seine Verantwortung bei der Aufarbeitung stärker wahrnehmen müsse. „Eine staatliche Instanz kann helfen, allgemein verbindliche Regeln und Standards zu setzen, an die sich die aufarbeitenden Institutionen halten müssen und deren Einhaltung überprüft werden kann.“
Kritik an Zollitsch
Als „entsetzlich“ bewertete Dieser die Erkenntnisse über die Rolle des früheren Freiburger Erzbischofs und ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. „Man kann nur rätseln, wie ein Mensch so verschiedene Gesichter haben kann: Öffentlich etwas einfordern, es im eigenen Verantwortungsbereich aber nicht tun.“
Der Umgang von Zollitsch und auch des früheren Papstes Benedikt XVI. mit Missbrauchsgutachten sei enttäuschend. „Wer eine Diözese leitet oder gar als Papst an der Spitze steht, kann doch nur sagen: Ja, die Institution hat als Ganze versagt. Dafür bin ich verantwortlich, und ich hätte auch die Macht gehabt, einzuschreiten.“
Bischof Dieser betonte, die ganze Gesellschaft müsse sich fragen, wie sie den Betroffenen mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen könne. „Missbrauch ist ein Thema nicht nur der Kirche, sondern der ganzen Gesellschaft. Aber wir sind die einzige gesellschaftliche Institution, die das systematisch aufklärt. Wenn man uns deswegen kritisiert, ist das nicht ganz fair."
(kna – mg)
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