Schönborn: Keinen Armutsbetroffenen zurücklassen
Der Wiener Erzbischof bezieht sich dabei auf die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Armutsstudie „Unterm Radar“, die das Institut SORA im Auftrag der Caritas durchgeführt hat. „Wir dürfen in Österreich niemanden zurücklassen“, so Schönborn.
Für die Studie wurden Betroffene befragt, die ihre täglichen Sorgen schilderten. „Davon, dass sie keine vollwertigen Mahlzeiten haben, ihre Wohnungen nicht heizen, keine neuen Kleider kaufen können. Freizeitaktivitäten, Kino oder Ausflüge sind nicht leistbar“, so der Kardinal. „Die Armut wächst, und die Armen werden noch ärmer“ - und all das geschehe in einem der reichsten Länder der Welt, erinnerte Schönborn.
Immer mehr Menschen haben sich verschuldet und kommen ohne fremde Unterstützung nicht mehr über die Runden. Das zeigen auch die steigenden Zahlen bei der Caritas-Sozialberatung. „Darunter sind Familien mit Kindern und Alleinerziehende, junge Menschen und Pensionisten. Menschen, die arbeiten und denen trotzdem das Geld nicht reicht“, so Schönborn. Die meisten hätten nie gedacht, jemals in eine solche Notlage zu geraten. Was den Kardinal trotzdem hoffnungsfroh stimme, sei die Bereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher, armutsbetroffenen Menschen zu helfen. „Unsere Hilfe ist gefragt. Denn jede und jeden kann es treffen.“
Van der Bellen alarmiert
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat sich alarmiert über die Ergebnisse der Caritas-Armutsstudie „Unterm Radar“ gezeigt. Das Staatsoberhaupt hatte sich am Dienstag mit Vertreterinnen und Vertretern der Hilfsorganisationen Caritas, Diakonie, Volkshilfe sowie der Armutskonferenz und SORA zum Thema Armut ausgetauscht. Die Studie zeige, dass Menschen, die von der Teuerung bei Lebensmitteln, Energie und Mieten betroffen sind, „keine Einzelfälle“ seien, schrieb Van der Bellen danach auf Twitter. Der Bundespräsident forderte die Verantwortungsträger in Bund, Ländern und Gemeinden dazu auf, ihre Anstrengungen bei der Armutsbekämpfung weiter fortzusetzen.
Hintergrund
Laut der Mitte Mai von der Caritas präsentierten Studie müssen 76 Prozent der von Armut betroffenen Menschen in Österreich auf vollwertige Mahlzeiten verzichten. 73 Prozent können ihre Wohnung nicht warmhalten, 70 Prozent abgenutzte Kleidung nicht ersetzen. Aus der Studie geht auch der Wunsch der Bevölkerung hervor, dass die Hilfe durch den Staat zuallererst jenen zugutekommen müsse, die armutsbetroffen sind. Einig seien sich Armutsbetroffene und Gesamtbevölkerung auch darin, dass strukturelle und langfristige Hilfen besser wären als Einmalzahlungen.
(kap – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.