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Weihbischof Johannes Wübbe (Osnabrück), Pilgerin Emilie Pardula aus Dresden,  BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach und Pilgerin Judith Westkamp aus Paderborn Weihbischof Johannes Wübbe (Osnabrück), Pilgerin Emilie Pardula aus Dresden, BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach und Pilgerin Judith Westkamp aus Paderborn  

Überwiegend positive WJT-Bilanz der deutschen Delegation

Es gab nicht nur positive Erfahrungen beim WJT in Lissabon, aber insgesamt fällt die erste Bilanz zum 37. Weltjugendtag positiv aus, die Weihbischof Johannes Wübbe (Osnabrück), BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach und die Pilgerinnen Emilie Pardula aus Dresden und Judith Westkamp aus Paderborn am Samstag im Interview mit Radio Vatikan gezogen haben.

Stefanie Stahlhofen - Lissabon

Weihbischof Johannes Wübbe ist als Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz beim Weltjugendtag in Lissabon. Seine Vorab-Bilanz am vorletzten Tag des WJT: „fällt sehr positiv aus, ich habe hier ganz viele junge Menschen erlebt, die gemeinsam mit vielen anderen den Glauben in einer gewissen wohltuenden Leichtigkeit erlebt und gelebt haben und gleichzeitig aber auch in vielen Diskussionen und Gesprächen die Ernsthaftigkeit des Lebens nicht ausgeblendet haben."

Und BDKJ-Bundespräses Stefan Ottersbach sagt im Interview mit Radio Vatikan: „Der WJT ist eine große Chance zur Begegnung, zu erfahren, dass der Glaube lebendig ist und ich denke, dass viele junge Menschen hier weggehen werden mit der Erfahrung, dass es eine große Gemeinschaft gibt, dass es viele Menschen gibt, die sich weltweit für einen lebendigen Glauben und für christliches Welt Engagement einsetzen wollen."

Hier im Audio: Überwiegend positive WJT-Bilanz der deutschen Delegation

„Große Chance zur Begegnung, zu erfahren, dass der Glaube lebendig ist“

Herzliches Willkommen

Für Judith Westkamp, 26, aus Paderborn ist es der erste WJT. Ihren bisher schönsten WJT-Moment hat sie gleich zu Beginn erlebt:

„Dass man sich treffen kann und sich austauschen kann, das war toll“

„Wir waren auf dem Weg nach Porto in die Innenstadt, im Zug, und haben Menschen aus Malaysia kennengelernt. Wir hatten Zeit, während der Zugfahrt miteinander ins Gespräch zu kommen, wir waren direkt offen und haben auch gemeinsam die Weltjugendtagshymne gesungen. Einfach diese Offenheit füreinander und diese Freude, dass man sich treffen kann und sich austauschen kann, das war toll. Und das war die Erfahrung, auf die ich mich auch gefreut habe, während des Weltjugendtages, die hier auch weiter gekommen ist. Nur weil es eben dieses erste Erlebnis war, was so zentral ist für die Weltjugendtage, war das für mich so bewegend."

Guter Generationen-Dialog

Die 16-jährige Emilie Pardula aus Dresden hat besonders gefreut, dass, „alle Generationen, vor allem ältere Menschen aus verschiedenen Ländern, hierher kommen, um den Weltjugendtag zu sehen. Und wie diese Generationen sich die Hand reichen, Gott miteinander feiern, Katechese machen, Gespräche führen über Krisen-Themen - und wie das alles in dem Einklang funktioniert hat, ist total beeindruckend."

Judith Westkamp aus Paderborn und Emilie Pardula aus Dresden
Judith Westkamp aus Paderborn und Emilie Pardula aus Dresden

„Generationen, die sich die Hand reichen, Gott miteinander feiern“

Es habe auch Spannungen und teilweise schlechte Erfahrungen gegeben, sagt BDKJ-Präses Ottersbach: „Es wurde deutlich, dass es nicht die eine Form gibt, wie Menschen heute katholisch sind, sondern es gibt eine unglaubliche Vielfalt, das wurde in den Katechesen deutlich, das wurde in Gesprächen auf der Straße deutlich und auch in Gesprächsformaten, die wir im deutschen Pilgerzentrum hatten."

Es gab auch Spannungen

Ottersbach sprach an diesem Punkt von einzelnen Grenzüberschreitungen, etwa, wenn Pilger bei den Heiligen Messen nicht mit der Hand kommunizieren konnten, sondern der betreffende Priester ausschließlich die Mundkommunion zuließ. Er sehe darin klerikalen Machtmissbrauch, „das geht nicht", so der BDKJ-Präses. Andere Jugendliche, die mit einer Regenbogen-Fahne unterwegs waren, hätten von Beleidigungen erzählt, denen sie ausgesetzt gewesen seien: „auch das ist nicht ein Zeichen dafür, dass wir wirklich gelernt haben, in der Kirche offen und ehrlich die Vielfalt auszuhalten."

„Lernen, in der Kirche offen und ehrlich die Vielfalt auszuhalten“

Weihbischof Wübbe sagte, Jugendliche vermissten oft notwendige systemische Reformen, besonders „im Blick auf Machtstrukturen, die Anerkennung queerer Menschen und die Gleichberechtigung von Frauen und nonbinären Personen". Er erinnert an das, was Papst Franziskus bei der Willkommenszeremonie betonte, dass Gott keinen ausschließt und jeden liebe, so wie er sei: „Papst Franziskus hat uns gesagt, die Kirche ist für alle da. Da gehört es aber auch dazu - und das ist dann Realität abbildend und realitätsnah -, dass nicht alle die gleiche Vorstellung von Kirche haben. Und da meine ich, dass der WJT doch ein guter Ort sein könnte, dass man über diese verschiedenen Vorstellungen miteinander ins Gespräch kommt und in einer Art und Weise, die fair und wertschätzend ist, weil wir das auch gesellschaftlich brauchen, nicht nur kirchlich."

„Papst Franziskus hat uns gesagt, die Kirche ist für alle da“

Thema sexueller Missbrauch

Zum Thema sexualisierter Gewalt betont Weihbischof Wübbe, wie wichtig es gewesen sei, dass Papst Franziskus sich in Lissabon mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs getroffen habe. Auch Probleme seien auf dem Weltjugendtag nicht ausgeklammert worden. Ihm sei wichtig, dass es immer an erster Stelle um die Betroffenen gehe. In vielen Gesprächen habe er eine „tiefe Enttäuschung über sexualisierte Gewalt in der Kirche und deren Vertuschung" erfahren.

„Wichtig, dass der Papst solche Treffen immer wieder macht“

Ähnlich äußert sich auch BDKJ-Präses Ottersbach:

„Papst Franziskus selbst hat sich ja mit Menschen getroffen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Das ist wichtig, dass der Papst solche Treffen immer wieder macht. Es ist zugleich aber auch wichtig, daraus die notwendigen systemischen Konsequenzen zu ziehen. Da ist aus meiner Sicht noch Luft nach oben. Also insbesondere in einem Statement, das nach dieser Begegnung veröffentlicht wurde, hat er ja dann auch wieder darauf rekurriert, wie sehr dieser Missbrauchsskandal den Ruf der Kirche geschädigt habe - also wieder institutionsbezogen argumentiert. Das ist für mich ein Zeichen dafür, dass wir als Kirche da noch lernfähig sind."

1. WJT-Pilgerzentrum 

Erstmals gab es mit dem deutschen Pilgerzentrum im Goethe-Institut bei einem Weltjugendtag einen zentralen Anlaufpunkt für deutsche Pilger und Pilgerinnen. Von Montag bis Freitag haben rund 6.500 junge Menschen dieses Angebot angenommen. Es wurde vom Zentrum für Berufungspastoral und der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz verantwortet. 

Mit Radio Vatikan im WJT-Pilgerzentrum im Goethe-Institut Lissabon

Hintergrund

Der 37. katholische Weltjugendtag, der am 1. August 2023 in Lissabon eröffnet wurde, endet am Sonntag 6. August 2023 mit dem Aussendungsgottesdienst, den Papst Franziskus mit den Jugendlichen auf dem sogenannten Campo da Graça auf dem ehemaligen Expo-Gelände feiert. Insgesamt waren nach Angaben der katholischen Kirche in Portugal bislang rund 600.000 registrierte Pilger beim Weltjugendtag, die Vigil am Samstagabend besuchten rund 1,5 Millionen Menschen. 

(vatican news/pm - sst)

 

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06. August 2023, 10:27