WJT Youth Hearing: Kirche muss sich mit Themen auseinandersetzen
Stefanie Stahlhofen - Lissabon
Papst Franziskus betont immer wieder, wie wichtig es ist, jungen Menschen zuzuhören und einen Dialog der Generationen zu führen. Das International Youth Hearing am Mittwochabend beim Weltjugendtag in Lissabon wäre daher wohl nach seinem Geschmack gewesen. Bei den Jugendlichen stieß das Angebot vom Bund der katholischen Jugend (BDKJ) und der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden (AKH) jedenfalls auf großes Interesse. Das Auditorium im Goethe-Institut Lissabon war proppevoll - am Eingang stand gar ein Schild mit dem Hinweis wegen Überfüllung geschlossen. Dass kein größerer Raum oder eine Videoübertragung im Nebenraum organisiert war zeigt, dass die Organisatoren wohl nicht mit so viel Andrang gerechnet hatten. Am Ende war nicht nur der Raum, sondern auch die Zeit knapp:
„Was nehmen Sie, was nehmt ihr mit in die Arbeit?", wollte die Moderatorin wissen.
Volker Andres vom BDKJ im Erzbistum Köln antwortete:
„Ich nehme zum einen mit, dass es viele junge Menschen gibt, die das Thema interessiert, die an dem Thema arbeiten und sich auch dafür einsetzen und sich laut machen. Ich nehme auch mit, dass es an vielen Stellen weiterhin keine Priorität hat", sagte er auch mit Blick auf die deutsche Bischofskonferenz. Es sei daher wichtig weiter laut zu sein: „unsere Stimme zu erheben und Druck aufzubauen, damit sich etwas verändert. Denn nur dann, wenn viele laut sind, bewegt sich auch vielleicht etwas in Politik und Kirche. Und die Haltung, die geändert werden muss, wird dann vielleicht auch ein Tun und wir reden nicht mehr nur von schönen Papieren, sondern es passiert wirklich etwas."
Julia Monar, die deutsche Botschafterin in Portugal kündigte an, ihren Kollegen beim Auswärtigen Amt in Berlin zum Thema Klimaverhandlungen vom Youth-Hearing zu berichten und ihnen zu empfehlen, sich vor Verhandlungen mit dem BDKJ oder anderen kirchlichen Institutionen über dieses Thema auszutauschen. Auch dafür gab es viel Applaus.
Rechtslastigkeit nicht nachgeben
Der Augsburger Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, sagte, er empfinde Rückenwind unter der Jugend beim Thema Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung und wolle auch den anderen Bischöfen noch einmal sagen, die Weltkirche nicht zu vergessen. Er nehme auch mit, „dass wir uns mal die Augen reiben, weil wir uns auseinanderdividiert haben. Denn rechtslastige Gruppen setzen gern auf Themen, die auch in einigen Kreisen der katholischen Kirche en vogue sind und das sollten wir glaube ich nicht nachgeben. "
Susanna Laux von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden wünschte sich, dass die Themen Klima und Rassismus auch in der Gesellschaft stärker Gehör fänden. Und sie lud - übrigens ganz im Sinne von Papst Franziskus - zum Generationen Dialog:
„Das ist auch so ein bisschen vielleicht unsere Aufgabe, dass wir Aufklärung betreiben müssen: Über die Themen reden, sei es Kolonialismus, sei es Klimagerechtigkeit. Dass wir auch mit unseren Eltern darüber sprechen, mit den älteren Generationen, dass das Bewusstsein gestärkt wird, dass wir auch mehr unser eigenes handeln und reflektieren. Es ist natürlich nicht nur Portugal rassistisch, sondern auch Deutschland. Davon können wir uns nicht freisprechen. Und ich finde, wir sollten auch mehr miteinander reden.
Fazit einer 19-jährigen Teilnehmerin
„Ich würde sagen, es war sehr spannend. Gerade Klimagerechtigkeit und auch Kolonialismus. Beides sind sehr, sehr aktuelle Themen. Ich glaube, dass die Kirche sich da definitiv mit auseinandersetzen sollte, auch weil ja die finanziellen Mittel da sind und da auch die Vergangenheit der Kirche dafür spricht, dass man da was ändern sollte. Ich finde, dass die Diskussion eigentlich den Rahmen sprengen würde. Eigentlich wäre da noch mehr inhaltliche Tiefe drin gewesen. Aber so ist es halt in eineinhalb Stunden.
(vatican news - sst)
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