D: Gerber wird Vize-Vorsitzender der Bischofskonferenz
Gerber tritt als Stellvertreter Bätzings die Nachfolge des emeritierten Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode an, der vor einigen Monaten in den Ruhestand getreten ist. In der deutschen Bischofskonferenz ist Gerber Vorsitzender der „Kommission für geistliche Berufe und kirchliche Dienste“.
In seiner Eröffnungspredigt ging Bätzing am Montagabend in Wiesbaden-Naurod ausführlich auf die Themen Abtreibung und assistierter Suizid ein. „Wir fordern in beiden Fällen eine ausgeglichene Balance zwischen der Selbstbestimmung und dem Lebensschutz, die beide durch unsere Verfassung der gesellschaftlichen Sorge überantwortet sind. Ungeborene Kinder im Mutterleib brauchen eine starke Lobby; es sind keine ,Substanzen menschlichen Ursprungs`, wie eine geplante EU-Verordnung vereinnahmend meint. Aber genauso brauchen Frauen im Schwangerschaftskonflikt und ihre Familien alle nur denkbare Unterstützung durch Beratung und konkrete Hilfen."
Zum Thema Menschenwürde und politische Entscheidungen führte er außerdem aus:
„Menschen am Ende des Lebens dürfen nicht aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder ideologischen Gründen unter Druck geraten, ihrem Leben ein Ende zu setzen; stattdessen muss die nötige Gesetzgebung Schutzräume des Lebens ermöglichen und Palliativmedizin, Hospizarbeit und Suizidprävention deutlicher unterstützen." Der Limburger Bischof erinnerte an die Menschenwürde - und daran, dass laut christlichem Glauben Gott die Menschen schuf: „Jeder Mensch ist vom ersten bis zum letzten Augenblick in seiner Würde unantastbar, keine Verfügungsmasse von irgendwem oder irgendwas, denn jeder Mensch ist Gottes Heiligtum."
EU-Asylrechtsreform nötig
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang auch an Migranten und Flüchtlinge, die „aus Not und Angst um ihr Leben an den Grenzen der Europäischen Union stranden". Er betonte: „Die Sorgen von Menschen hierzulande müssen ernst genommen werden; aber das Recht auf Asyl muss unangetastet bleiben. Darum erwarten wir so dringlich eine Reform des europäischen Asylrechts, die in vieler Hinsicht Ausgleich schafft; die vielfältigen Fluchtursachen zu bekämpfen, ist nur die andere Seite dieser Medaille."
Missbrauchsaufarbeitung und Hilfe für Opfer
Selbstverständlich müsse auch die Kirche selbst ihren eigenen Maximen entsprechen. „Die Verpflichtung zu Betroffenenorientierung und Missbrauchsaufarbeitung gründet unmittelbar darin sowie der stärker werdende Ruf nach echter Geschlechtergerechtigkeit und Beteiligung auf allen Ebenen und in allen Entscheidungsprozessen", so Bätzing.
„Wir können nicht nach außen fordern und fördern, was innerhalb der Kirche selbst so wenig konkret gelebt wird; das schwächt die kritische Kraft des Evangeliums und macht uns unglaubwürdig. Diese Bewegung, für die nicht nur der Synodale Weg in unserem Land steht, sondern deutliche Voten aus vielen Teilen der Weltkirche, wird sich nicht durch Alibis beruhigen lassen. Hier hat die Lehre der Kirche Dienstcharakter und wird sich verändern, wenn sie dem Evangelium Jesu Christi treu bleiben will."
Das Thema Missbrauchsaufarbeitung und Hilfe für die Opfer werden die Bischöfe ebenfalls bei ihrer Vollversammlung behandeln, wie Bätzing am Montag in einem Pressestatement bekräftigt hatte.
Die Bischöfe wollen zudem diesen Dienstag eine Arbeitshilfe zum Umgang mit geistlichem Missbrauch veröffentlichen, bei dem es um Manipulation, Ausnutzung oder Bevormundung von Menschen im Namen Gottes geht - etwa in der Seelsorge. Dazu wurde erstmals eine wissenschaftliche Studie beauftragt. Die Universität Münster sollte unter anderem Faktoren ermitteln, die einen Missbrauch geistlicher Autorität durch „Seelenführer" begünstigen.
Blick auf die anstehende Weltbischofssynodenversammlung
„Ein wenig symbolträchtig ist es schon, dass die nächste große Instandsetzungsmaßnahme gerade in unsere Zeit fällt, in der viele den Eindruck haben, auch die Kirche insgesamt befinde sich in der Phase grundlegender Umbrüche und bedürfe angesichts massiver Krisenphänomene einer ernsthaften Instandsetzung und Erneuerung, um als Werkzeug dem Dienst am Reich Gottes wieder besser gerecht zu werden. In wenigen Tagen tritt in Rom die Weltsynode in eine weitere Phase, und dabei geht es ja offensichtlich auch um die Frage, auf welche Weise sich die katholische Kirche unserer Zeit gemäß auf diesen Weg der Erneuerung begeben kann."
Bei der Eucharistiefeier der DBK-Herbst-Vollversammlung am Dienstagmorgen hielt Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln die Predigt. Er betonte laut von der DBK anschließend verbreitetem Text, um Teil der Familie Gottes zu sein „ist es erforderlich, auf das Evangelium zu hören und sich zu bemühen, es in die Tat umzusetzen."
(pm/kna - sst)
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