Rom: Trierer Studierende sprechen über Synodalität
Jonas Over - Vatikanstadt
Am 27. Oktober 2022 veröffentlichte der Vatikan das Arbeitsdokument für die kontinentale Etappe der Bischofssynode 2021–2024. Es stand unter dem Titel „Mach den Raum deines Zeltes weit“. Studierende der Theologischen Fakultät Trier unter der Leitung von Prof. Dr. Annemarie Mayer veröffentlichten daraufhin im Januar dieses Jahres ein Antwortschreiben auf das Dokument. Dies ist auch der Hintergrund der nun laufenden Reise nach Rom gewesen, die ganz im Zeichen des religiösen und auch interreligiösen Austausches stand.
Eine Reise im Geist der Ökumene
Die Studierende hatten auf ihrer Reise die Möglichkeit, viele verschiedene kirchliche Stellen kennenzulernen. Ein Fokus war bei diesen Besuchen besonders wichtig:
„Wir haben uns sehr viel zum Thema Ökumene hier weitergebildet. Wir waren am Anfang der Woche in den Dikasterien für die Einheit der Christen und für den interreligiösen Dialog und haben da die Arbeit der Dikasterien kennengelernt und für uns noch mal das, was wir im Studium theoretisch gehört haben, ganz praktisch vor Augen geführt bekommen“, sagte uns eine der Studentinnen.
Auch in Bezug auf das „Together-Treffen“, welches am 29. September beginnt, sei die Ökumene ein wichtiger Punkt gewesen:
„Also einmal sehen wir jetzt eine Kirche, die sich ja als eine Weggemeinschaft begreift. Wir alle sind Pilger, wir Theologen sagen dazu eine Communio viatorum. Aber wir sehen dann, jeder ist auf dem Weg, auf seinem einzelnen Weg, die Kirche als Gemeinschaft. Und jetzt werden wir auch noch die anderen Kirchen oder die anderen Oberhäupter oder die anderen Jugendlichen kennenlernen, die ebenso auf dem Weg sind. Da wird es dann persönlich für mich zum Beispiel spannend sein zu hören, was denn der Weg der anderen ist, um dann auch davon zu lernen und davon auch bereichert zu sein.“
Synodalität
In Hinblick auf die anstehende Synode sind die Studierenden bereits gespannt auf die anstehenden Gespräche:
„Bei Synodalität geht es ja darum, ins Gespräch zu kommen, einander zuzuhören. Und von daher erhoffe ich mir von der Synode, dass unsere Gesprächskultur und auch vor allem das aufeinander hören verbessert werden und dass man das auch erst mal ganz wertfrei stehen lassen kann. Also dass auch Meinungen, die eher gegensätzlich sind, gehört werden und stehengelassen werden dürfen,“ sagte uns eine Studentin.
„Eine katholische Kirche mit unterschiedlichen Werten, Traditionen, Kulturen, Lebensvorstellungen, die eben trotz dieser unterschiedlichen Lebenswelten und Lebensrealitäten an einem Ort zusammenfindet, um da einfach mal zuzuhören und auf den Geist zu hoffen und zu hören. Das stell ich mir spannend vor und deshalb bin ich auch mit hier“, ergänzte noch ein weiterer Student.
Das Thema und die Definition von Synodalität beschäftigten die Studierenden sehr. Vor allem freute man sich auf einen internationalen Austausch, über die eigene eurozentristische Sicht hinaus, wie man uns erklärte: „Ich habe ein sehr geprägtes Bild von Synodalität im Kopf und jetzt ist diese Bischofssynode auf eine Weltsynode ausgeweitet worden. Und ich bin mal gespannt, was überhaupt Synodalität für Menschen bedeutet, die nicht mal in Deutschland oder gar in Europa leben und ganz andere Arten von christlichem Leben kennen.“
Eine Missionarische Kirche
Im Zug von Kirchenaustritten forderten die Studierenden in ihrer Rückmeldung an die kontinentale Debatte, dass die Kirche sich wieder mehr ihrem missionarischen Auftrag widmen solle. In Rom waren die Studierenden nun bei den sogenannten Weißen Vätern der Afrika-Mission untergebracht. Mit diesen unterhielten sich die Studierenden sehr ausführlich über das Thema Mission und konnten dort einiges an Erkenntnissen gewinnen.
„Die weißen Väter gehen zu den Menschen und lernen im Vorfeld die dortige Sprache. Also die kommen aus aller Welt und gehen dann in ein Land in Afrika, wo eine Sprache gesprochen wird, die sie im Leben vorher noch nicht gehört haben. Diese üben sie dann, um dann mit den Leuten authentisch ins Gespräch kommen zu können. Und es geht bei der Mission auch gar nicht darum, den Menschen, die dort vor Ort sind, die teilweise ja auch schon einer anderen Religion angehören, den christlichen Glauben jetzt irgendwie überzustülpen, sondern es geht darum, Zeugnis zu geben. Und das tun sie authentisch, indem sie leben, wie die Menschen dort leben, sich kleiden, wie die Menschen dort leben. Sprechen wie Menschen dort. Und so ganz authentisch Christsein vor Ort leben und Vorbild sein können.“
Eine weitere Studentin ergänzte, dass es gar nicht so sehr darum gehe, welche Unterschiede es zwischen den einzelnen Menschen gebe, wenn man im Glauben vermitteln möchte, wie es in Europa häufig der Fall sei. „Währenddessen gucken andere Menschen auf die Gemeinsamkeiten, in dem Fall auf die allumfassende Gemeinsamkeit Christus und fangen einfach an und da stellt sich die Frage überhaupt nicht, was der Unterschied wäre zwischen einem Südamerikaner und einem Afrikaner, wenn ich versuche, jemanden von Christus zu erzählen. Und das hat mich dann doch erstens sehr überrascht und dann aber wiederum beeindruckt und auch zum Nachdenken gebracht.“
Junge Menschen sichtbar machen
Eines der wichtigsten Anliegen der Studierenden war es, dass junge Menschen in der katholischen Kirche mehr Raum bekommen. „Das wurde noch mal bestätigt im Arbeitsdokument, auf das unsere Antwort verfasst wurde, dass gerade die Stimme der Jugendlichen, aber auch der älteren Menschen, zu wenig gehört wurde bisher. Daher hat es eigentlich für uns wunderbar gepasst, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, darauf unsere Antwort zu verfassen. Ich denke, wir sind alle gespannt, wie dann die Erfahrung im Together-Treffen sein wird und wie sich das vielleicht auch auf die Bischofssynode auswirken wird und auch, wie dann die Stimme junger Menschen nicht nur aus der katholischen Kirche, sondern auch aus den anderen Kirchen gehört wird.“
(vatican news)
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