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Nahrungsmittelhilfspakete auf den Philippinen Nahrungsmittelhilfspakete auf den Philippinen   (ANSA)

Caritas Österreich: Hunger von 783 Millionen Menschen „nicht hinnehmen"

Dass aktuell 2,4 Milliarden Menschen von Ernährungsunsicherheit und 783 Millionen von akuter Hungersnot betroffen sind, „dürfen wir nicht hinnehmen", hat die Caritas Österreich diesen Montag gemahnt. Anlass war der Welternährungstag (16. Oktober). Das im Bildungsbereich tätige katholische Hilfswerk „Jugend Eine Welt" nahm den Gedenktag zum Anlass für einen Aufruf an die Bundesregierung, die staatliche Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zu erhöhen.

Die Caritas erinnerte in ihrer Aussendung an das grundlegende Menschenrecht auf Nahrung.  Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme bei der Caritas, betonte, im Kampf gegen globalen Hunger dürften besser gestellte Ländern wie Österreich nicht nachlassen. Jeder Mensch habe das Recht auf ausreichende, angemessene und gesunde Nahrung sowie frei von Hunger zu sein. Zuletzt sei es beim weltweiten Kampf gegen Hunger jedoch zu einem Stillstand gekommen. Auslandshilfe-Chef Knapp erinnerte an das ambitionierte Ziel der Vereinten Nationen, dass bis 2030 niemand mehr auf der Welt Hunger leiden muss: „Dieses Ziel scheint in weiter Ferne."

Aktuell sind 9,2 Prozent der Weltbevölkerung von Hunger betroffen, deutlich mehr als die 7,9 Prozent vor Beginn der Corona-Pandemie, wie die Caritas darlegte. Besonders dramatisch sei die Lage in Afrika - nicht zuletzt durch die ausbleibenden Getreidelieferungen wegen des Ukraine-Kriegs. Dieser Konflikt habe allzu deutlich gemacht, „wie groß die Interdependenzen in der globalen Nahrungsmittelversorgung sind", erklärte Knapp.

Klimakrise ist größte Gefahr

Und doch gebe es einen gefährlicheren Verstärker der globalen Hungersnot: Die Klimakrise und die damit verbundenen Umweltkatastrophen „zerstören die Existenzgrundlage vieler Menschen", so der Generalsekretär: Dies treffe vor allem Menschen im Süden, die am wenigsten zur Klimakrise beitrügen, „während die Hauptverursacher in den Industrienationen sitzen". Knapp: „Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und der Treiber für Hunger weltweit."


„Himmelschreiende Ungerechtigkeit und der Treiber für Hunger weltweit“

Die Industrienationen müssten, so der Appell der Caritas, „endlich ihre globale Verantwortung wahrnehmen und handeln - sowohl im Bereich Klimaschutz als auch in der Entwicklungszusammenarbeit". Es brauche Investitionen in eine langfristige EZA, damit klima- und hungerbedingten Krisen vorgebeugt werden könne. „Wir schlagen konkret vor, das Niveau des Auslandskatastrophenfonds (AKF) mit 105 Millionen Euro auch im nächsten Jahr wieder zu erreichen und gleichzeitig die bilateralen Mittel für präventiv wirkende Entwicklungszusammenarbeit schrittweise auszubauen", sagte Knapp.

Die Caritas sprach sich auch für eine jährliche Erhöhung der Mittel der Austrian Development Agency (ADA) um 25 Millionen Euro für vier Jahre aus. Die kürzlich verabschiedete Strategie der Humanitären Hilfe begrüßte die Caritas „ganz ausdrücklich".

Venezuela: Ein Monatslohn für einen Liter Milch

Diesen Forderungen schloss sich am Montag auch „Jugend Eine Welt" an. Das Hilfswerk unterstützt laut eigener Aussage weltweit in zahlreichen Ländern Bildungs- und Ausbildungszentren für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Es lenkte den Blick in seiner Aussendung auf Venezuela, das „einst reiche" südamerikanische Land, wo jedoch seit langem eine komplexe humanitäre Notlage herrsche: „Wie ernähren Sie ihre Kinder, wenn schon ein Liter Milch umgerechnet 4,59 Euro kostet, Ihr Monatsgehalt aber lediglich fünf Euro beträgt?" Vor diesem Dilemma stehen laut „Jugend Eine Welt" viele Eltern in Venezuela. Nicht umsonst hätten rund 7,7 Millionen Menschen - etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung - den Krisenstaat bereits verlassen. Die verbliebenen seien vielfach auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen.

„Unsere Partner in Venezuela haben in ihren Zentren Notküchen eingerichtet, damit Kinder und Jugendliche wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit bekommen", berichtete Geschäftsführer Reinhard Heiserer. „Lernen mit leerem Bauch ist schwer", bestätigte „Jugend Eine Welt"-Mitarbeiter Wolfgang Wedan; er hält sich zurzeit in Venezuela auf, um die Don-Bosco-Projektpartner bei der Verstärkung ihres Angebotes für bedürftige Kinder und Jugendliche zu unterstützen.

Welthunger-Index belegt Verschlechterung

Ähnlich wie in Venezuela versuchen die langjährigen Projektpartner von „Jugend Eine Welt" auch in Haiti und in Madagaskar junge Menschen mit Essen zu versorgen und ihnen einen halbwegs regulären Schulunterricht zu bieten. Im Report zum Welthunger-Index 2023, erstellt von der deutschen Welthungerhilfe, werde betont, dass Schulspeisungen ein wichtiges Instrument für mehr Bildung und damit Zukunftsperspektiven der jungen Generation sind. Die jeweilige Hungersituation in den Ländern wird im Index mit dem WHI-Wert abgebildet - 0 heißt kein Hunger und ist der beste Wert, 100 hingegen der schlechteste, wies „Jugend Eine Welt" hin. Venezuela lag zuletzt bei 17,3 (2015: 11,1), Haiti mit 31,1 (2015: 30,1) im dritten Bereich Ernst. Die Lage in Ländern wie Madagaskar mit 41 und der Zentralafrikanischen Republik (42,3) sei noch dramatischer.

Gravierend wird es laut „Jugend Eine Welt" ab dem Wert 50. Im Welthunger-Index 2023 liege in diesem Bereich derzeit kein Land - anders als noch im Jahr 2000. Aber die Daten des laufenden Jahres seien noch nicht erfasst; gerade heuer hätten viele Länder aufgrund der Folgen des Ukraine-Krieges wieder mit extremem Hunger zu kämpfen. Und die Folgen der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt würden sich auf den im nächsten Jahr zu erstellenden Index entsprechend auswirken, gab „Jugend Eine Welt" einen wenig optimistischen Ausblick.

(kap - sst)

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16. Oktober 2023, 12:32