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Zeichen gegen Antisemitismus in Deutschland Zeichen gegen Antisemitismus in Deutschland 

D: Gegen Antisemitismus an Schulen vorgehen

Mit Schrecken und Besorgnis hat sich nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel gezeigt: Der Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland bleibt ein drängendes Thema, auch und gerade an deutschen Schulen. Bernd Siggelkow*, Gründer und Vorstand der Kinderstiftung „Die Arche“, fordert, dass Kinder und Jugendliche im Kampf gegen Antisemitismus integriert werden müssen.

Man fragt sich, ob nicht genug getan wurde, um über das, was im Zweiten Weltkrieg, in der Zeit des Nationalsozialismus passiert ist, aufzuklären und den Antisemitismus aus den Köpfen gerade der jüngeren Generation zu löschen. Offenbar gibt es einigen Nachholbedarf, wie die steigende Zahl antisemitischer Vorfälle seit dem Ausbruch des Krieges in Israel zeigt. Im Interview mit Radio Horeb sagt Siggelkow:

„Die Realität hat gezeigt, dass Antisemitismus in Deutschland auch 78 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer in den Köpfen präsent ist.“ Was er derzeit in Berlin erlebe, sei schockierend: „Also, ich habe erst kürzlich gelesen, dass sich die jüdische Gemeinde in Berlin massiv bedroht fühlt und die Bürgerinnen und Bürger dazu aufruft, sich solidarisch mit ihren jüdischen Freunden und Mitbürgern zu zeigen.“ Berlin habe derzeit „ganz große“ Herausforderungen. „Gerade die Straßen, die Demonstrationen der Palästinenser, die pro sind und sozusagen gegen die Juden gerichtet sind, sieht man im Fernsehen auch ganz häufig. Da sind ja zum Teil Kinder und Jugendliche, die zur Propaganda gedrängt werden, Menschen, die in ihren Clans, in ihren Ghettos leben und natürlich mit einem Gedankengut gefüttert werden, die ihnen schon mit der Muttermilch mitgegeben wird.“

Hier das Interview mit Bernd Siggelkow, Gründer und Vorstand der Kinderstiftung „Die Arche“

Isolierte Menschen

Und da müssten wir uns nicht wundern, dass dann auf der Straße so was passiere. „Wir merken es in unseren eigenen Einrichtungen natürlich auch“, erläutert Siggelkow. Da, wo Menschen isoliert seien, da sei der Hass „natürlich auch geschürt“.

„Und da fragt man sich manchmal, was so in den Köpfen der Kinder vorgeht...“

„Also wir haben in unserer eigenen Einrichtung gerade jemand gehabt, der mit einem Judenstern in die Arche kam, und einige der jüngeren Jugendlichen sind auf den zugegangen und haben gesagt Was bist du denn für einer? Du bist ein Judenfreund. Wir hassen die Juden, das sind unsere Feinde und ganz schlimm. Und jetzt, nachdem im Gazastreifen die Verschleppung waren und die Tötung von Juden, war dieser Mensch wieder in der Arche. Und dann haben dann Kinder tatsächlich angeguckt und gesagt: Guck mal, der Judenfreund, Du bist doch selber schuld. Und da fragt man sich manchmal, was so in den Köpfen der Kinder vorgeht und warum wir es immer noch nicht geschafft haben, nach 78 Jahren oder auch nach 50 Jahren, nachdem wir viele Menschen in unser Land gelassen haben, mit einer anderen Kultur und einem anderen Glauben, warum sie heute noch so ticken.“

Eindeutig zugenommen

Der Antisemitismus habe definitiv zugenommen. „Wir haben natürlich auch immer mehr Menschen 2015 bis heute in unser Land gelassen, die natürlich auch geprägt sind in ihrer Religion und vieles Gedankengut mitgebracht haben“, so Siggelkow weiter. Er denke, dass die große Herausforderung darin bestehe, „dass wir auf der einen Seite es schaffen müssen, die Kinder und Jugendlichen, die wir haben, auch mit Werten zu erziehen, mit Moral zu erziehen oder zu begleiten, die wir weitergeben“. Und dann bringe es nichts, „dass es Schulen gibt, in der vielleicht nur noch ein deutsches Kind zur Schule geht“. Und es gehe auch nicht, dass viel zu viele dieser Kinder überhaupt gar keinen Kitaplatz bekäme, die die deutsche Sprache nicht lernen könnten, die keine anderen Kinder aus anderen Kulturen kennenlernen, weil die Kitas überfordert seien.

„Oder auch in unseren Einrichtungen oder auch in den Schulen müssen wir natürlich auch viel mehr Geschichte vermitteln und nicht nur Rücksicht nehmen auf alles, was in unserem Land ist und niemanden zu verletzen“, so der Experte.

(radio horeb – mg)

*Bernd Siggelkow, Gründer und Vorstand der Kinderstiftung „Die Arche“, ist ausgebildeter Theologe und war mehrere Jahre als Jugendpastor tätig. Er veröffentlichte bereits mehrere Bücher zum Thema Kinderarmut. Bernd Siggelkow ist Vater von sechs Kindern.

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28. Oktober 2023, 12:37